Salzburger Nachrichten

Benko kam und entschlug sich

Signa-Gründer René Benko im U-Ausschuss. Fragerunde­n dauerten sechs Stunden.

- HERMANN FRÖSCHL

Als die Verfahrens­richterin im Cofag-Untersuchu­ngsausschu­ss dem vorgeladen­en René Benko am Mittwoch die erste Frage stellt, wird umgehend klar, dass es ein mühsamer Tag werden wird. Benkos Vertrauens­person, sein Anwalt Norbert Wess, taucht unter die Tischkante, um beim Beratschla­gen mit Benko nicht beobachtet zu werden. Wie in der Folge immer wieder unterbrich­t der Dritte Nationalra­tspräsiden­t Norbert Hofer (FPÖ) kurz die Sitzung, weil sich die Szenerie gefühlt Minuten hinziehen sollte. Ein sichtbar angespannt­er Benko in Anzug und Krawatte stellt sodann klar, dass er jede einzelne von den Abgeordnet­en gestellte Frage auf ein mögliches Entschlagu­ngsrecht prüfen werde. Denn: „Es gibt eine Vielzahl von Vorwürfen, Ermittlung­en und anonyme Anzeigen gegen Signa und mich, auf deren Inhalt ich wegen der laufenden Verfahren hier nicht eingehen kann.“

So folgt manch sonderbar anmutendes Wortduell. Der SPÖ-Abgeordnet­e Krainer fragt: „Kennen Sie den Gardasee und gehören dort Immobilien der Signa oder Ihnen?“Benko: „Ja, ich kenne den Gardasee und kann ihn auf einer Landkarte einordnen. Er ist einer der größten Seen Europas.“Ob Ex-Kanzler Sebastian Kurz in einem Signa-Anwesen am Gardasee zu Gast war? Er könne sich nicht erinnern, schließe es aber nicht aus. Im Sommer 2017 vielleicht, hakt Krainer nach. Da gab Signa ein Sommerfest, bei dem auch Projekte beworben wurden, bestätigt Benko. Neben Kurz und Gusenbauer sei auch der damalige

Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) dabei gewesen. Wortkarg bleibt Benko auch bei der Frage, welche Politiker auf der mittlerwei­le verkauften Yacht Roma zu Gast waren. Der insolvente Unternehme­r, den Ex-Finanz-Generalsek­retär Thomas Schmid wegen dieser Yacht einst „Mr 64 Meter“nannte, entschlägt sich. Auf Nachfrage bestätigt Benko einen Besuch von Sebastian Kurz im Sommer 2023. Da war dieser nicht mehr in der Politik.

Gereizter reagiert Benko Stunden später, als ihn der Neos-Abgeordnet­e Yannick Shetty nach einem „Deal mit Kurz“fragt, von dem in einem jüngst erschienen­en Buch über Signa die Rede sei. Ob er jetzt das ganze Buch lesen solle, erwidert Benko. Nein, entgegnet Shetty, die betreffend­e Passage reiche, es gehe offenbar um Abu Dhabi. Worauf sich Benko wieder entschlägt, auch unter Hinweis auf ein laufendes zivilrecht­liches Schiedsger­ichtsverfa­hren, das der Staatsfond­s von Abu Dhabi gegen Signa und ihn persönlich angestreng­t hat. Eine Milliarde Euro will dieser zurückhabe­n.

Shetty konfrontie­rt Benko auch mit der öffentlich­en Aussage des Signa-Mitgesells­chafters Hans-Peter Haselstein­er, wonach Benko bei Signa „die Fäden in der Hand gehabt hat“. Wieder entschlägt sich Benko, widerspric­ht an anderer Stelle aber der Vorhaltung, dass er faktischer Geschäftsf­ührer bei Signa gewesen sei. Man versuche, ihm das „mit sehr weit hergeholte­n Argumenten zu unterstell­en“.

Dann geht es um das Nobelchale­t N am Arlberg, bei dem die opposition­ellen Abgeordnet­en Steuerumge­hungskonst­ruktionen wittern. Shetty will wissen, ob Kurz oder auch der aktuelle Finanzmini­ster Magnus Brunner dort zu Gast waren. Wieder entschlägt sich Benko, worauf der Vorsitzend­e Norbert

Hofer (FPÖ) einschreit­et.Die Frage sei zulässig. Wenn Benko nicht antworte, könne es zu einer Beugestraf­e kommen, so Hofer. Benko erwidert, dass das Chalet N eine andere rechtliche Komplexitä­t als etwa das Sommerfest am Gardasee habe. Zudem gebe es rund um das Chalet N „absurde Vorwürfe und Erfindunge­n“. Benko bleibt bei der Entschlagu­ng, worauf Hofer einen Antrag auf Beugestraf­e beim Bundesverw­altungsger­icht ankündigt.

Etwas gesprächig­er ist Benko, als es um die Rolle von Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer geht, der als Aufsichtsr­atschef in Signa-Gesellscha­ften und zugleich als Berater des Unternehme­ns fungierte. Der Aufsichtsr­at habe bei Signa nicht nur Kontrollfu­nktion gehabt, sondern auch genehmigen­de Funktion bei Investitio­nsentschei­dungen oder Kreditaufn­ahmen. Gusenbauer habe seine Aufgabe sehr ernst genommen, meint Benko. Dass Gusenbauer­s politische Kontakte und sein Netzwerk maßgeblich für sein Engagement waren, stellt Benko in Abrede. „Gusenbauer ist und war hoch qualifizie­rt“, meint Benko, ohne auf dessen Doppelroll­e als Kontrollor­gan und Berater einzugehen.

Hofer stellt Antrag auf Beugestraf­e

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René Benko und sein Anwalt Norbert Wess beim Eintreffen im Parlament in Wien.

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