Forschung muss unabhängig sein – und begeistern
Die Lange Nacht der Forschung ist eine Chance, Junge für das Thema zu gewinnen – und dessen Wichtigkeit für Gesellschaft und Wirtschaft zu zeigen.
Österreich steht beim Thema Forschung gut da – wenn man etwa folgende Kennzahlen hernimmt: Die Forschungsquote, also der Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, wird laut Statistik Austria heuer auf 3,34 Prozent steigen. Das wäre ein weiteres Plus im Vergleich zum Vorjahr und der dritthöchste Wert in der EU. Auch bei der Zahl der Patente gab es im Vorjahr einen Anstieg auf 2242 angemeldete Erfindungen; das ist Platz sechs im EU-Ranking. Zudem haben die Physiknobelpreise für Anton Zeilinger und Ferenc Krausz auch international für Aufsehen gesorgt.
Aber: Diese Fakten spiegeln nur einen Teil der Realität. Denn wie es um das Bewusstsein für die Wichtigkeit von unabhängiger Forschung steht, steht auf einem anderen Blatt. Auch dafür zwei Beispiele: Bei der von der ÖVP angezettelten Debatte um eine Leitkultur wurde deren angebliche Wichtigkeit mit einem Gremium von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern gerechtfertigt. Schon wenige Tage danach haben sich erste Mitglieder wieder verabschiedet, weil sie nicht als Feigenblatt für Parteipolitik herhalten wollten. Beispiel zwei sind die per Gesetz ausgegliederten Universitäten. Sie können, zumindest auf dem Papier, Schwerpunkte in der Forschung setzen, wo sie wollen. Gleichzeitig sind sie aber mit den Leistungsvereinbarungen weiter eng ans Ministerium gebunden. Kritiker monieren, dass sie damit weiter am finanziellen Gängelband hängen. Echte Unabhängigkeit sieht anders aus.
Das Hauptproblem ist aber, dass speziell durch die Pandemie die Wissenschafts- und damit auch Forschungsskepsis Aufschwung erhalten hat – frei nach dem Motto: „Trau keiner Studie, die du nicht selber gefälscht hast.“Davon müssen wir wegkommen.
Österreich braucht ein Bewusstsein dafür, wie wichtig Forschung ist, um unsere Konkurrenzfähigkeit, unsere Jobs und unseren Lebensstandard zu erhalten. Wichtig ist zudem die Einsicht, dass uns unabhängige Forschung, deren Ergebnisse kritisch diskutiert werden sollen, als Gesellschaft voranbringt. Daher ist es nur zu begrüßen, dass wieder eine Lange Nacht der Forschung stattfindet. Ob des überwältigenden Angebots von mehr als 2000 Events quer durchs Land wäre es überlegenswert, dass sie öfter, dafür in kleinerem Umfang stattfindet, um die Inhalte auch zu erfassen. Sie ist ein ideales Vehikel, um gerade junge Menschen für Forschung oder gar eine Karriere in der Wissenschaft oder an einer Uni zu begeistern. Dann kann sich auch langfristig etwas ändern. Denn die Jungen sind es, die die Zukunft gestalten.