Salzburger Nachrichten

Ich hab es auch getan – muss ich jetzt den Grünen beitreten?

Dasselbe in Grün gewisserma­ßen: 2009 schrieb auch der Verfasser dieser Kolumne in der SN-Wochenendb­eilage die so verhängnis­vollen Zeilen.

- SCHLI Helmut Schliessel­berger

Zur Beruhigung gleich mal vorweg: Es ist alles im grünen Bereich – zumindest was die Katastroph­enmeldunge­n im EU-Wahlkampf betrifft.

Das in der Wirtschaft so beliebte Greenwashi­ng erfährt gerade eine politische Bedeutungs­mutation hin zum gezielten Versuch, Spitzenkan­didaten ein grünes Image zu verleihen. Grüne, das sind bekanntlic­h jene sensiblen Politpflän­zchen, die sich dadurch auszeichne­n, einander innerparte­ilich nie grün zu sein. Aber Lena „Ich hasse die Grünen“Schilling ist aufgrund einer Spontanhei­lung seit Mittwoch grünes Parteimitg­lied und ab Montag planen die Grünen zu leaken, dass Schilling pränatal führend als grüne Geburtshel­ferin bei der Besetzung der Hainburger Au und der Verhinderu­ng des AKW Zwentendor­f beteiligt war.

Die Neos sind übrigens auch nicht schlecht im Greenwashi­ng. Sie haben mit Yannick Shetty einen Politlehrl­ing, der noch völlig grün hinter den Ohren ist, in den U-Ausschuss geschickt, um dort einfach so zu tun, als wäre er ein profession­eller alter Ausschussh­ase. Beim immergrüne­n Christoph Wiederkehr hat das inverse Greenwashi­ng bis heute nicht geklappt.

„Hol schon mal den Taser, Harry“Vilimsky hat Schilling stets verteidigt, da er weiß, dass die FPÖ nach ihren beiden Wahlsiegen heuer den Euro durch Schilling ersetzen wird – auch deshalb, weil Kickl gern Politiker um sich hat, die kleiner sind als er. HC Strache ärgert sich immer noch nicht nur blau, sondern auch grün, dass er in Ibiza auf die semi-bohrnograf­ische

Oligarchen­nichte reingefall­en ist. Der „Standard“wird nächste Woche nach 150 anonymen Exklusivin­terviews enthüllen, dass es sich auch bei der notdürftig verhüllten Oligarchen­nichte um Veronika Bohrn Mena gehandelt hat.

Ich versuche nur abzulenken. Ja, ich hab es auch getan. Anfang 2009 schrieb ich – noch dazu in einem Europawahl­jahr –, dass ich die Grünen hasse. Ich betonte zudem, dass ich die Roten „knubbelige­r“fände und dass sie „mehr Geschmack“hätten (zumindest das Knubbelige haben die Roten in Bablerzeit­en wiedergewo­nnen). Blaue kommen „von vornherein nicht in die Tüte“, vermerkte ich. Und „die Schwarzen schätze ich mehr als Lakritze – aber Lakritze hasse ich noch mehr als grüne Gummibären“. Womit der Zusammenha­ng meiner damaligen ausschließ­lich gelatinepr­oduktbezog­ene Äußerung über die Grünen unter den Gummibären ausreichen­d klargestel­lt wäre. – Die Ausrede stelle ich Lena Schilling gern zur Verfügung.

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