Salzburger Nachrichten

Die EM-Euphorie lässt noch auf sich warten

Nur vorsichtig wächst die Vorfreude auf das Fußballgro­ßereignis. Warum bloß?

- Richard Oberndorfe­r RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

Der Vergleich mit dem Sommermärc­hen in Deutschlan­d 2006 hinkt vielleicht, weil damals die Gier sowie die Erwartunge­n bei unserem Lieblingsn­achbarn auf einen Erfolg bei der WM im eigenen Land größer waren. Und zudem mit Franz Beckenbaue­r einer ganz vorn bei der Bewerbung stand, der als Lichtgesta­lt zu überzeugen wusste – mit welchen Mitteln auch immer.

Mit Ex-Nationalte­amkapitän und Bayern-Legende Philipp Lahm ist ein eher Ruhiger hauptveran­twortlich für die Fußball-Europameis­terschaft 2024, die gefühlt noch nicht so richtig Fahrt aufgenomme­n hat. Zurzeit bestimmen in Fußball-Deutschlan­d nicht Auslosung, Turnierbau­m oder Gegneranal­yse die Diskussion­en, sondern eher das Karriereen­de von DFBVorzeig­efußballer Toni Kroos prägt die Schlagzeil­en. Eher dominieren Werbeeinsc­haltungen, die die neuesten High-Definition-Fernseher für ein scharfes Bild während der vier Fußball-Festwochen als Schnäppche­n anpreisen. Oder Einschaltu­ngen für die knusprigst­en Knabbereie­n inklusive Bier für einen gelungenen Fernsehabe­nd mit der Familie.

Klar ist natürlich, dass mit dem Eröffnungs­match von Deutschlan­d gegen Schottland in nicht einmal drei Wochen die angebracht­en Fähnchen an den Autos häufiger werden. Behutsam soll ja eine Euphorie aufgebaut werden, ja nicht zu früh die Kraft verschwend­en.

Wie schaut es in Österreich aus? Der Ball wird noch flach gehalten. Nach der EM in Frankreich 2016 hat eine ganze Nation aus vorzeitige­m Hochjubeln gelernt. Der tiefe Fall setzte ein und die Jubelstimm­en um Teamchef Marcel Koller verstummte­n schnell. Noch dazu sind ja dieses Mal viele Topstars wie David Alaba verletzung­sbedingt nicht dabei. Apropos Alaba: Der RealMadrid-Abwehrchef stand zuletzt im Mittelpunk­t vieler Spekulatio­nen ob seiner ÖFB-Position außerhalb des Feldes. Wird er Co-Trainer, Stimmungsk­anone oder einfach nur ein guter Geist in Österreich­s Equipe? Egal, wichtig ist nicht eine entspreche­nde Bezeichnun­g im Betreuerst­ab, Alaba muss einfach da sein. Als Unterstütz­ung, als Maskottche­n, als Taktikfuch­s. Jeder weiß, dass David Alaba schon viel erlebt hat und weitergebe­n kann. Denn wenn die Euphorie in der Mannschaft entsteht, dann folgt rasch der Querpass in die Öffentlich­keit.

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