Die EM-Euphorie lässt noch auf sich warten
Nur vorsichtig wächst die Vorfreude auf das Fußballgroßereignis. Warum bloß?
Der Vergleich mit dem Sommermärchen in Deutschland 2006 hinkt vielleicht, weil damals die Gier sowie die Erwartungen bei unserem Lieblingsnachbarn auf einen Erfolg bei der WM im eigenen Land größer waren. Und zudem mit Franz Beckenbauer einer ganz vorn bei der Bewerbung stand, der als Lichtgestalt zu überzeugen wusste – mit welchen Mitteln auch immer.
Mit Ex-Nationalteamkapitän und Bayern-Legende Philipp Lahm ist ein eher Ruhiger hauptverantwortlich für die Fußball-Europameisterschaft 2024, die gefühlt noch nicht so richtig Fahrt aufgenommen hat. Zurzeit bestimmen in Fußball-Deutschland nicht Auslosung, Turnierbaum oder Gegneranalyse die Diskussionen, sondern eher das Karriereende von DFBVorzeigefußballer Toni Kroos prägt die Schlagzeilen. Eher dominieren Werbeeinschaltungen, die die neuesten High-Definition-Fernseher für ein scharfes Bild während der vier Fußball-Festwochen als Schnäppchen anpreisen. Oder Einschaltungen für die knusprigsten Knabbereien inklusive Bier für einen gelungenen Fernsehabend mit der Familie.
Klar ist natürlich, dass mit dem Eröffnungsmatch von Deutschland gegen Schottland in nicht einmal drei Wochen die angebrachten Fähnchen an den Autos häufiger werden. Behutsam soll ja eine Euphorie aufgebaut werden, ja nicht zu früh die Kraft verschwenden.
Wie schaut es in Österreich aus? Der Ball wird noch flach gehalten. Nach der EM in Frankreich 2016 hat eine ganze Nation aus vorzeitigem Hochjubeln gelernt. Der tiefe Fall setzte ein und die Jubelstimmen um Teamchef Marcel Koller verstummten schnell. Noch dazu sind ja dieses Mal viele Topstars wie David Alaba verletzungsbedingt nicht dabei. Apropos Alaba: Der RealMadrid-Abwehrchef stand zuletzt im Mittelpunkt vieler Spekulationen ob seiner ÖFB-Position außerhalb des Feldes. Wird er Co-Trainer, Stimmungskanone oder einfach nur ein guter Geist in Österreichs Equipe? Egal, wichtig ist nicht eine entsprechende Bezeichnung im Betreuerstab, Alaba muss einfach da sein. Als Unterstützung, als Maskottchen, als Taktikfuchs. Jeder weiß, dass David Alaba schon viel erlebt hat und weitergeben kann. Denn wenn die Euphorie in der Mannschaft entsteht, dann folgt rasch der Querpass in die Öffentlichkeit.