Grau statt Grün
In Deutschland haben es Liebhaber von Schottergärten zunehmend schwer: Das Land Baden-württemberg hat sie schon 2020 verboten, immer mehr Kommunen in Deutschland folgen diesem Beispiel. Gerichte geben ihnen in ihrem Verbotsbestreben recht. Schottergärten sind, pardon, in vielerlei Hinsicht, Steine des Anstoßes*. Naturschützer argumentieren, dass die Steinflächen insektenfeindlich sind; Vögel und andere Tiere finden hier keinen Schutz und keine Nahrung, Wasser kann schlechter gespeichert werden. Ästheten stören sich sowieso daran. Auf Instagram haben die Vorgartenwüsten einen eigenen Account namens „Gärten des Grauens“. Hauseigentümer halten dagegen: ein Eingriff in das Eigentumsrecht! Eine unzulässige Beschränkung der gärtnerischen Freiheit! Auch mit Altersdiskriminierung wird hier und da argumentiert: Ältere Hausbesitzer könnten Büsche, Blumen und Rasenflächen nun manchmal nicht mehr bearbeiten.
Nun, für Liebhaber des pflegeleichten Grau-statt-grüns gibt es einen Ausweg: in die USA auswandern. Im amerikanischen Wüstenstaat Arizona zum Beispiel sind „desert yards“, Wüstengärten, ausdrücklich erwünscht, ja, sie werden sogar öffentlich gefördert, wie mir ausgewanderte Deutsche bei einer Reise nach Phoenix berichteten – das Paar war gerade dabei, den eigenen Garten zu „verwüsten“. Der Fachbegriff ist „Xeriscaping“. Und es ergibt Sinn. Arizona hat ein massives Wasserproblem. Und ein großer Teil des privaten Wasserverbrauchs geht für die Pflege der typisch amerikanischen Rasenflächen um Wohnhäuser drauf. Die Gemeinde Mesa bei Phoenix fördert die Umwandlung von Rasen in Wüste deshalb mit bis zu 1100 Dollar, für einen zusätzlich gepflanzten Baum gibt es 50 Dollar. Umweltverbände und Gemeinden haben Listen besonders trockenheitsresistenter Pflanzen veröffentlicht, darunter, wenig überraschend, die in Arizona ohnehin heimischen Kakteen (in denen auch Vögel und Insekten gern leben). In Colorado und Utah gibt es ähnliche Programme. Wer also unbedingt einen Schottergarten möchte, könnte sich um eine Greencard bewerben.