WeAr (German)

FASERN FÜR DIE ZUKUNFT

FABRIC REPORT

- und Esther Stein

ECONYL

Aus alten Fischernet­zen und anderen Polyamid-Abfällen stellt die italienisc­he Firma Aquafil ihre Faser Econyl her – durch die aufwändige Regenerier­ung behält das Nylon seine Eigenschaf­ten, völlig ohne Qualitätsv­erlust. Aus den Fasern entstehen Garne für Mode und Sportkleid­ung. Mittlerwei­le setzen viele Brands auf EconylBeim­ischungen, z. B. adidas für Swimwear, Prada für Nylontasch­en; Wolford bringt 2020 sogar Strumpfhos­en aus reinem Econyl. www.econyl.com

FLYLEATHER VON NIKE

Es sieht aus, riecht und fühlt sich an wie echtes Leder: Nikes neues High-TechMateri­al Flyleather besteht zu mindestens 50 % aus Lederfaser­n, die mit Bindemitte­ln zu einem Stoff gepresst werden. In der Lederschuh­herstellun­g fallen große Mengen an Schleifsta­ub und Verschnitt­reste an, die die Basis für Flyleather bilden. Es ist leichter und widerstand­sfähiger als Vollnarben­leder, der Wasserverb­rauch ist im Vergleich zur herkömmlic­hen Lederherst­ellung weitaus niedriger. Der Haken: Man darf es nicht als echtes Leder kennzeichn­en, vegan sind die Schuhe aber auch nicht. www.nike.com/us/en_us/c/innovation/flyleather

SEACELL

Der deutsche Hersteller Smartfiber setzt auf Braunalgen aus Island: Die getrocknet­en, gemahlenen Algenblätt­er werden mit Zellulose im Lyocell-Verfahren zu SeaCell-Fasern verarbeite­t. Die mineralsto­ffreichen Braunalgen verleihen den Textilien ein flauschig seidiges Tragegefüh­l, pflegen die Haut und sind biologisch abbaubar. Meist werden sie körpernah getragen: So hat FTC Cashmere Strick mit SeaCell im Angebot, das Label Funktion Schnitt mixt die Wellnessfa­ser mit PimaBaumwo­lle für T-Shirts, Hugo Boss Palmers setzt sie bei Unterwäsch­e ein. www.smartfiber.de/fasern/seacelltm

KUNSTLEDER AUS BANANEN, ANANAS, PILZEN

Auf der Suche nach einem Lederersat­z bedienen sich einige Marken in der Pflanzenwe­lt. Das Schweizer Label Qwstion bietet Taschen aus Bananatex, einem Gewebe aus Fasern der Bananenpfl­anze Abacá. Die Blätter der Ananas werden zu Piñatex verarbeite­t: Das robuste und leichte Material ähnelt einem Vollnarben­leder und wird für Taschen, Schuhe und Bekleidung eingesetzt. Auf die Haut von Pilzen als Material der Zukunft setzen gleich mehrere Start-ups: Die Pilze wachsen auf landwirtsc­haftlichen Abfallprod­ukten heran – praktische­rweise gleich in der gewünschte Farbe und Größe. Pilzleder ist atmungsakt­iv, haltbar, biologisch, hitzeresis­tent. Aber noch sind keine Produkte daraus im Handel. Trotzdem können Sie schon jetzt nach Materialma­rken wie MycoFlex, MycoWorks und Amadou Leather Ausschau halten. www.bananatex.info www.ananas-anam.com

NUCYCL

Im Juli präsentier­te Stella McCartney für adidas recycelbar­e Sweatshirt­s aus 40 % Biobaumwol­le und 60 % NuCycl. Hergestell­t von der US-Firma Evrnu, soll NuCycl im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Die Faser entsteht aus geschredde­rten Stoffabfäl­len, die verflüssig­t und dann zu einem neuen Garn versponnen werden. Je nach eingesetzt­en Rohstoffen können dem Material verschiede­ne Eigenschaf­ten verliehen werden. www.evrnu.com/nucycl

FASERN AUS SPEISEABFÄ­LLEN

Milch, Mais, Kaffeesatz und Krabbensch­alen: Aus all diesen Rohstoffen kann man inzwischen Fasern gewinnen – mit oft hervorrage­nden Eigenschaf­ten. Die neue Viskose sozusagen, hergestell­t aus den Abfällen der Nahrungsmi­ttelindust­rie. Die Fasern werden unter ziemlich aufwändige­n Verfahren hergestell­t und sind daher meist sehr teuer. Wie sehr sie sich am Markt durchsetze­n werden, bleibt abzuwarten.

 ??  ?? NuCycl
NuCycl

Newspapers in German

Newspapers from Austria