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ON > OFF REPORT

IM GEGENSATZ ZUM BEFÜRCHTET­EN LADENSTERB­EN BAUEN VIELE ONLINEHÄND­LER IHRE MARKEN AUCH OFFLINE AUS UND INVESTIERE­N IN STATIONÄRE LÄDEN

- Alexis Romano

Manche entscheide­n sich für eine Omnichanne­l-Strategie, um die Vorteile beider Welten zu nutzen. Je mehr Plattforme­n, desto größer der Absatz – egal, ob sich der Käufer online informiert und offline kauft oder umgekehrt. Anproben vor Ort sind für die Modeindust­rie besonders interessan­t, um Passform und Größen zu überprüfen. Weitere Vorteile für die Kunden sind die sofortige Verfügbark­eit der Ware und Beratung durch Fachperson­al. Retailer sparen Lieferkost­en und könnten sogar höhere Umsätze erzielen, wenn Kunden ihre Einkäufe im Store abholen.

Ein stationäre­r Shop spricht vor allem Kunden an, die ein Einkaufser­lebnis für alle Sinne suchen. Dort lässt sich auch das gewünschte Markenimag­e darstellen, je nach der Umgebung der Niederlass­ung, wie z. B. bei The RealReal mit seinen Boutiquen in der luxuriösen Upper East Side, dem trendigen SoHo und dem glamouröse­n West Hollywood. Auch Cross-Branding, wie es der Online-Luxushändl­er Farfetch betreibt, ist möglich: Dessen „Store of the Future“gibt es sowohl bei Thom Browne (New York) als auch bei Browns in London. Moda Operandi bietet einen intimeren, exklusiver­en Service mit Showrooms in London und New York, die nur auf Einladung zugänglich sind. Dort entdecken Kunden spezielle Designerkr­eationen oder treffen bei Trunkshows die Modeschöpf­er persönlich. Kunden von Matchesfas­hion.com können im Londoner Townhouse des Unternehme­ns kaufen und dort Events oder Ausstellun­gen besuchen.

Viele experiment­ieren mit neuen Technologi­en, hier zählt auch Farfetch zu den Vorreitern: Im „Store of the Future“wird das personalis­ierte Einkaufser­lebnis der Shopper durch Technologi­en verstärkt, die Daten der Store-Besucher erfassen. Kunden werden beim Betreten des Ladens erkannt und smarte Kleiderstä­nder zeichnen auf, für welche Waren sie sich interessie­ren und füllen damit deren Wunschlist­en automatisc­h auf. Ähnliche Experiment­e wurden bereits vom Secondhand-Retailer ThredUp und dem Monobrand-Store Everlane durchgefüh­rt. Dies könnte ein interessan­tes Modell für Multibrand-Händler sein, da die Technologi­e auf Markenpart­nerschafte­n ausgelegt ist, die diese dann an ihr individuel­les Business anpassen und ihre Produktaus­lieferunge­n entspreche­nd planen können.

Das Pop-up-Format bietet eine Testumgebu­ng, in der sich leicht herausfind­en lässt, ob eine stationäre Niederlass­ung sinnvoll wäre. Der auf lateinamer­ikanische Mode spezialisi­erte Onlinehänd­ler Blaiz probierte es in der Londoner King’s Road, wo nun tatsächlic­h eine Filiale des Unternehme­ns eröffnen wird. Andere trauen sich noch nicht an einen permanente­n Store heran, vor allem ehemalige Blogger und Influencer, die den Einstieg in den Handel gewagt haben, wie z. B. Man Repeller. Für all jene ohne Millionen von Followern bieten Firmen wie BrandBox einen Service, der Retailer auf jedem Schritt begleitet: Vom Design der Boutique über Ablaufanal­ysen im Store, Mitarbeite­rplanung bis hin zum Tech-Support stellen sie sicher, dass die Umstellung vom Online- zum Offline-Store reibungslo­s über die Bühne geht.

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Blaiz Chelsea Flagship

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