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IM GEGENSATZ ZUM BEFÜRCHTETEN LADENSTERBEN BAUEN VIELE ONLINEHÄNDLER IHRE MARKEN AUCH OFFLINE AUS UND INVESTIEREN IN STATIONÄRE LÄDEN
Manche entscheiden sich für eine Omnichannel-Strategie, um die Vorteile beider Welten zu nutzen. Je mehr Plattformen, desto größer der Absatz – egal, ob sich der Käufer online informiert und offline kauft oder umgekehrt. Anproben vor Ort sind für die Modeindustrie besonders interessant, um Passform und Größen zu überprüfen. Weitere Vorteile für die Kunden sind die sofortige Verfügbarkeit der Ware und Beratung durch Fachpersonal. Retailer sparen Lieferkosten und könnten sogar höhere Umsätze erzielen, wenn Kunden ihre Einkäufe im Store abholen.
Ein stationärer Shop spricht vor allem Kunden an, die ein Einkaufserlebnis für alle Sinne suchen. Dort lässt sich auch das gewünschte Markenimage darstellen, je nach der Umgebung der Niederlassung, wie z. B. bei The RealReal mit seinen Boutiquen in der luxuriösen Upper East Side, dem trendigen SoHo und dem glamourösen West Hollywood. Auch Cross-Branding, wie es der Online-Luxushändler Farfetch betreibt, ist möglich: Dessen „Store of the Future“gibt es sowohl bei Thom Browne (New York) als auch bei Browns in London. Moda Operandi bietet einen intimeren, exklusiveren Service mit Showrooms in London und New York, die nur auf Einladung zugänglich sind. Dort entdecken Kunden spezielle Designerkreationen oder treffen bei Trunkshows die Modeschöpfer persönlich. Kunden von Matchesfashion.com können im Londoner Townhouse des Unternehmens kaufen und dort Events oder Ausstellungen besuchen.
Viele experimentieren mit neuen Technologien, hier zählt auch Farfetch zu den Vorreitern: Im „Store of the Future“wird das personalisierte Einkaufserlebnis der Shopper durch Technologien verstärkt, die Daten der Store-Besucher erfassen. Kunden werden beim Betreten des Ladens erkannt und smarte Kleiderständer zeichnen auf, für welche Waren sie sich interessieren und füllen damit deren Wunschlisten automatisch auf. Ähnliche Experimente wurden bereits vom Secondhand-Retailer ThredUp und dem Monobrand-Store Everlane durchgeführt. Dies könnte ein interessantes Modell für Multibrand-Händler sein, da die Technologie auf Markenpartnerschaften ausgelegt ist, die diese dann an ihr individuelles Business anpassen und ihre Produktauslieferungen entsprechend planen können.
Das Pop-up-Format bietet eine Testumgebung, in der sich leicht herausfinden lässt, ob eine stationäre Niederlassung sinnvoll wäre. Der auf lateinamerikanische Mode spezialisierte Onlinehändler Blaiz probierte es in der Londoner King’s Road, wo nun tatsächlich eine Filiale des Unternehmens eröffnen wird. Andere trauen sich noch nicht an einen permanenten Store heran, vor allem ehemalige Blogger und Influencer, die den Einstieg in den Handel gewagt haben, wie z. B. Man Repeller. Für all jene ohne Millionen von Followern bieten Firmen wie BrandBox einen Service, der Retailer auf jedem Schritt begleitet: Vom Design der Boutique über Ablaufanalysen im Store, Mitarbeiterplanung bis hin zum Tech-Support stellen sie sicher, dass die Umstellung vom Online- zum Offline-Store reibungslos über die Bühne geht.