BITTE, BLEIB DOCH
MITARBEITERBINDUNG IM EINZELHANDEL
NEUBESETZUNGEN SIND TEUER UND FACHKRÄFTE RAR. DESHALB SOLLTEN MITARBEITER AM BESTEN GAR NICHT KÜNDIGEN WOLLEN. DOCH WIE HÄLT MAN TALENTE IM UNTERNEHMEN?
Während der Lockdowns kündigten auch im Handel viele Arbeitnehmer ihre Stellen. Laut einer McKinsey-Umfrage 2022 in den USA beklagen wechselwillige Beschäftigte im Einzelhandel zuerst fehlende Flexibilität, gefolgt von mangelnden Karrieremöglichkeiten, Nachteilen für Gesundheit und Wohlbefinden; erst auf Platz 4 steht die schlechte Bezahlung und auf 5 der fehlende Sinn der Aufgaben.
Wenn ein Mitarbeiter kündigt, kostet sein Ersatz das Unternehmen im Durchschnitt mindestens ein Drittel seines Jahresgehalts. In dem Bericht „State of the Global Workplace 2023” schätzt das Marktforschungsinstitut Gallup, dass geringe Mitarbeitermotivation die Weltwirtschaft etwa 8,8 Billionen US-Dollar jährlich kostet – 9 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts.
Ist die Fluktuationsrate auch in Ihrem Unternehmen zu hoch? Dafür hat Gallups CEO Jon Clifton einen Tipp: „Ändern Sie Ihre Mitarbeiterführung.” Mit diesen acht Maßnahmen bändigen Sie die Kündigungswelle:
• Wettbewerbsfähiges Gehalt und attraktive Sozialleistungen: Bieten Sie angemessene Bezahlung, Gesundheitsleistungen, Rentenpläne, Mitarbeiterrabatte u. ä.
• Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten: Erstellen Sie Karrierepläne und fördern Sie internes Wachstum durch Schulungen, Mentoren und bieten Sie Aufstiegsmöglichkeiten.
• Leistung anerkennen: Geben Sie regelmäßiges Feedback, bieten Sie Leistungsprämien oder andere Formen der Anerkennung.
• Flexible Zeit- und Arbeitsplanung: Berücksichtigen Sie die Bedürfnisse der Mitarbeiter in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mit Homeoffice-Angeboten oder flexiblen Arbeitszeiten.
• Positives Arbeitsumfeld: Schaffen Sie eine Unternehmenskultur des Respekts mit offener Kommunikation und Teamarbeit.
• Engagement der Mitarbeiter: Regelmäßige Besprechungen, Mitarbeiterbefragungen und Möglichkeiten zur Mitwirkung an Entscheidungsprozessen stärken das Wir-Gefühl.
• Wellness-Programme am Arbeitsplatz: Sportkurse, „aktive“Pausen, Ruheräume u. ä. zeigen Ihre Wertschätzung.
• Erfolgreiches Mitarbeiter-Onboarding: Die ersten Wochen sind entscheidend. Schaffen Sie ein Zugehörigkeitsgefühl und fördern Sie Leistung, Eigenverantwortung und Kompetenzen der neuen Mitarbeiter.
Durch feste Ladenöffnungszeiten stellen vor allem flexible Arbeitszeiten den Einzelhandel vor Herausforderungen. Bei Marks & Spencer können Retail Manager jetzt verschiedene Arbeitsmodelle wählen, z. B. neun Tage in zwei Wochen oder eine komprimierte Vier-Tage-Woche, die ihnen mehr Flexibilität bietet. Nach einem Test sagten 75 % der Manager, dass sich das Programm positiv auf ihr Familienleben auswirke. Und auf die Mitarbeiterzufriedenheit: In der Forbes-Liste „World’s Top Companies for Women 2023“steht Marks & Spencer auf Platz 6.
Gefolgt von H&M auf Platz 7: Neben anderen Incentives hat der schwedische Retailer z. B. das Projekt „My Store“ins Leben gerufen. Die Idee: Die Filialmitarbeiter wählen ein soziales Thema und entwickeln eine Initiative dafür, um die sie sich eigenverantwortlich kümmern. Der Effekt: Die Angestellten fehlen seltener und die Fluktuation ist niedrig. Zur guten Platzierung von H&M in der Forbes-Liste sagt Åsa Agebäck, H&M Global HR Manager: „Es ist nicht nur sinnvoll, unsere Mitarbeiterinnen zu fördern – es ist einfach sehr wichtig.”