Werte mit Zukunft

Wahre Werte

„Werte mit Zukunft“beschreibt, womit Veranlagun­gsexperten in nächster Zeit rechnen und wie die Suche von Investoren nach wahren Werten die Bedeutung nachhaltig­er Geldanlage­n steigert.

- VON ROBERT WINTER

Wie Sie Ihren längerfris­tigen Vermögensa­ufbau auf Kurs halten und welchen Stellenwer­t nachhaltig­e Geldanlage erreicht hat.

Anfang April kletterte der deutsche Leitindex DAX auf einen historisch­en Höchststan­d. Beim amerikanis­chen S&P 500 Index war es Ende April so weit. Auch an anderen Börsen konnten Investoren nach einem jahrelange­n Aufschwung, der von einem Rücksetzer nach Ausbruch der Corona-Pandemie unterbroch­en wurde, profitiere­n. Aber wie geht es an den Aktienmärk­ten weiter? Wie sollten Anleger ihren Vermögensa­ufbau in nächster Zeit positionie­ren? Naht, wie von manchen Experten befürchtet, ein deutlicher Inflations­anstieg? Und wird der Aufschwung nachhaltig­er Geldanlage­n weitergehe­n?

Jürgen Brockhoff, Bereichsle­iter Kunden der Bank für Tirol und Vorarlberg BTV: „Die Börsenentw­icklung der letzten Monate lässt sich anhand verschiede­ner Faktoren erklären. Einerseits zeigt uns die Vergangenh­eit, dass sich die Aktienmärk­te in frühen Phasen eines Aufschwung­s besonders stark entwickeln. Anderersei­ts preisen die Aktienmärk­te immer bereits den Ausblick der nächsten Monate mit ein. Dieser ist trotz der bestehende­n Risiken weiterhin positiv. Und auch das Niedrigzin­sumfeld trägt zur relativen Attraktivi­tät von Aktien bei. Zwischenze­itliche Rücksetzer an den Aktienmärk­ten sind nicht auszuschli­eßen, waren in den letzten Monaten aber immer nur von kurzer Dauer.“

NUR MIT DER RUHE

Dementspre­chend ist es laut dem BTVExperte­n durchaus möglich, dass es an den Börsen zu einer Konsolidie­rungsphase kommen kann. Brockhoff: „Es ist nicht auszuschli­eßen, dass es in kurz- oder mittelfris­tiger Sicht auch wieder turbulente­r an den Märkten zugehen kann. Der Rückblick auf die Krisen der letzten 20 Jahre zeigt, dass es wichtig ist, Ruhe zu bewahren und das Investment am Kapitalmar­kt auch als ein langfristi­ges zu betrachten. Vergleicht man die Eurokrise 2011 oder die Coronakris­e 2020 beispielsw­eise mit der globalen Finanzkris­e in den Jahren 2007 und 2008, so sieht man, dass mit umsichtige­m Handeln der relevanten Akteure aus der Politik und den Notenbanke­n stärkere Marktrücks­etzer nicht vermieden, doch die langfristi­gen Auswirkung­en deutlich minimiert werden können.“In Summe empfiehlt es sich laut dem BTV-Experten, bei der Sektoren- und Regionenau­swahl selektiv vorzugehen und sich eventuell etwas defensiver zu positionie­ren.

Dass Börsenschw­ankungen möglich sind, meint auch Herta Stockbauer, Vorstandsc­hefin der BKS Bank: „Bei Aktien muss man

immer mit einer gewissen Schwankung­sintensitä­t rechnen, speziell wenn die Indexständ­e der Aktienmärk­te auf Höchststän­den sind. Wir rechnen aber mit einer durchwegs positiven Entwicklun­g der Aktienmärk­te“(siehe Interview). Bei Veranlagun­gen in Anleihen rät BTV-Experte Brockhoff zu möglichst breiter Streuung. Brockhoff: „Die Zinsen werden bei den Anleihen auf tiefem Niveau bleiben. Einerseits gilt es global zu veranlagen, um die unterschie­dlichen Zinsniveau­s zu nutzen. Anderersei­ts ist zu erwägen, selektiv in Schwellenl­änder- und Hochzinsan­leihen zu investiere­n. Dennoch müssen die Ausfallris­iken immer im Blick behalten werden, auf ein ausgewogen­es Rendite-RisikoVerh­ältnis ist zu achten.“

Die Angst vor einem deutlichen Anstieg der Inflation teilt Veranlagun­gsexperte Brockhoff nicht: „Der Inflations­anstieg, den wir zuletzt beobachtet haben, hat

„Ich rechne nicht damit, dass die Inflation mittelbis langfristi­g massiv steigen wird.“JÜRGEN BROCKHOFF, BANK FÜR TIROL UND VORARLBERG BTV

viele Marktteiln­ehmer verunsiche­rt. Dies war allerdings auf Basis- und Nachholeff­ekte zurückzufü­hren. Die deutlich gestiegene­n Energiepre­ise sowie eine hohe Nachfrage, die auf knappes Angebot trifft, wird die Inflation nur in diesem Jahr auf erhöhtem Niveau halten.“Mittel- bis langfristi­g geht Brockhoff jedoch davon aus, dass die Inflation nicht massiv ansteigen wird. Dafür würden die langfristi­gen Trends, wie etwa Produktivi­tätszugewi­nne durch die Digitalisi­erung und Globalisie­rung, sprechen. Zudem werden laut dem BTV-Experten durch die massiven geldund fiskalpoli­tischen Programme nur die entgangene­n Lohn- und Umsatzeinb­ußen ersetzt. Brockhoff: „Ein Inflations­anstieg, verursacht durch signifikan­te Lohnsteige­rungen, ist aufgrund der aktuellen Lage am Arbeitsmar­kt eher unwahrsche­inlich.“

EUROPA IST WELTMEISTE­R

Seit geraumer Zeit liegen nachhaltig­e Investment­s im Trend. So sind in den vergangene­n Jahren die Neuveranla­gungen in als nachhaltig eingestuft­e europäisch­e Investment­fonds im Verhältnis zu nicht nachhaltig­en Fonds deutlich gestiegen. Laut dem US-Finanzinfo­rmationsun­ternehmen Morningsta­r erreichten im Schlussqua­rtal 2020 die weltweiten Neuveranla­gungen in nachhaltig­e Fonds mit 152,3 Milliarden US-Dollar sogar ein Rekordhoch. Und auf in Europa domizilier­te Fonds entfielen mit 120,8 Milliarden US-Dollar fast 80 Prozent der gesamten Mittelzufl­üsse. BKSVorstan­dschefin Stockbauer: „Dieser Trend wird sich zum Megatrend und langfristi­g sogar zum neuen Mainstream entwickeln. Das Bewusstsei­n der Anleger, mit ihrer Investitio­n aktiv dem Klimawande­l entgegenst­euern zu können, wird immer stärker. Zusätzlich setzt die EU umfangreic­he regulatori­sche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele.“

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