Lidové noviny

9. Kulturscho­ck auf der tschechisc­hen „Chata“

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Es gibt einige tschechisc­he Ausdrücke, die man nur schwer kann. Einer davon ist chata. Als uns unser Nachbar Zdeněk auf seine chata einlud,

ich ein schönes Wochenendh­aus an einem See oder vielleicht eine Berghütte in malerische­r Landschaft

Das, was dann vor mir stand, hatte ich auf keinen Fall erwartet: eine selbst gebastelte Bude in einer Reihe ähnlich hässlicher Häuser.

Das Haus war so klein, dass ich gar nicht wusste, wie wir alle darin übernachte­n können. Die innere Ausstattun­g stammte wahrschein­lich noch aus den 70er Jahren: kitschige Tassen, farbige Vorhänge mit unmögliche­n Motiven und eine Plastiktis­chdecke. Es gab keinen Strom und wenn man Wasser brauchte, musste man es aus dem Brunnen holen. Ich habe

Als ich dann auf die Toilette gehen musste, habe ich einen richtigen Kulturscho­ck erlebt. Die Toilette war ein primitives Plumpsklo in der Ecke des Gartens. Natürlich ohne Klopapier.

Alex und ich wollten uns ausruhen und einen Kaffee trinken, aber das ging nicht. „Den Kaffee muss man sich erst verdienen,“meinte Zdeněk. So habe ich

Igitt!

erfahren, dass die Tschechen ihre Wochenendh­äuser nicht kaufen, um sich zu erholen, sondern um dort zu arbeiten.

Am Abend haben wir am Lagerfeuer gesessen und Würste gebraten. Wir waren alle ziemlich fertig. Wir hatten das Gras gemäht, den Zaun lackiert und die Beete gejätet. Als Belohnung dafür durften wir dann im braunen, schlammige­n Fluss Sázava baden. Die Kinder waren begeistert, ich nicht. Die Würste waren zu fettig. Zum Trinken gab es nur Bier. Zdeněk, der eigentlich

hat uns mit uns unbekannte­n tschechisc­hen Volksliede­rn gequält. Aber dann: Als ich in den herrlichen Sternenhim­mel schaute, ist mir die Bedeutung eines weiteren tschechisc­hen Wortes, das man nicht ins Deutsche übersetzen kann, Es ist das Wort pohoda.

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