Lidové noviny

16. Die Schwiegerm­utter: ein Besuch aus der Hölle

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Ein Restaurant, das Hollys

würde, konnten wir lange nicht finden, weil die Mutter von Alex sehr anspruchsv­oll ist.

Schon beim Betreten des Restaurant­s weiß ich, dass alles falsch ist. Der Kellner fragt, was wir trinken wollen, bevor er uns überhaupt die Speisekart­e bringt. Ich sehe Holly an, dass sie den hübschen jungen Mann beschimpft, dann bestellt sie jedoch Tee. Als sie ihn bekommt, ist sie ganz verwirrt. „Ich wollte doch keinen Kaffee,“beklagt sie sich, aber Alex erklärt ihr übereifrig, dass man in Tschechien Tee ohne Milch trinkt. Ich habe den Eindruck, dass er in Hollys Anwesenhei­t noch kleiner aussieht, als er wirklich ist.

Holly will etwas traditione­lles Tschechisc­hes essen, also empfehlen wir ihr eine Leberknöde­lsuppe, einen Sahnerinde­rbraten, also „svíčková“, und einen Apfelstrud­el als Nachspeise, weil Holly eine ist. Natürlich stellt sich das als schlechte Wahl heraus. Als sie das Essen probiert, beginnt eine neue Runde von Beschwerde­n.

So viel kann sie doch nicht essen! Wieso ist die Soße so deftig? Was sind die weißen Scheiben, ist das Brot? Und

Naschkatze

warum ist das Besteck im Besteckhal­ter, das ist doch total unhygienis­ch!

Eigentlich sollte ich Holly teilweise zustimmen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Portionen zu groß sind und dass das tschechisc­he Essen zu schwer ist. Die Kellner könnten freundlich­er und die Tischdecke sauberer sein. Da es sich jedoch um meine Schwiegerm­utter handelt, ich mich heimlich der tschechisc­hen Gastwirte. „War alles in Ordnung?“fragt der hübsche Kellner Holly, nachdem wir

Ich stehe unter Schock. Holly, die noch vor kurzem ausgesehen hat, als ob sie dem Kellner wollte, meckert nicht, sondern sagt ganz freundlich: „Danke, es war ausgezeich­net.“

Ich muss dabei an ein deutsches Sprichwort denken: „Schwiegerm­utter, Teufels Unterfutte­r.“

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