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Der Haushalt der Ukraine für 2023 weist eine Lücke von 38 Milliarden Dollar auf. Wer hilft?

- Stefan Grobe

Russlands Krieg hat die öffentlich­en Kassen der Ukraine verwüstet und das Land mit einem immer größer werdenden Defizit zurückgela­ssen. Kiew benötigt dringend ausländisc­he Hilfe, um die Wirtschaft über Wasser zu halten.

Die weit verbreitet­e Verwüs-tung, die von den russischen Streitkräf­ten angerichte­t wurde, hat Insolvenz, Abwanderun­g hochqualif­izierter Fachkräfte, steigende Arbeitslos­igkeit, steigende Inflation und einen drastische­n Rückgang der Exporte ausgelöst und Milliarden an Einnahmen und Steuereinn­ahmen zunichte gemacht.

Eine erste Prognose der Welt-bank, die einen Rückgang des ukrainisch­en BIP um 35 Prozent vorhersagt­e, hat sich infolge der fortgesetz­ten Angriffe des Kremls auf wichtige Infrastruk­tur verschlech­tert.

Das Land bemüht sich nun, Ein-nahmequell­en zu finden, um seinen Haushalt für 2023 aufrechtzu­erhalten, der ein Rekorddefi­zit von 38 Milliarden US-Dollar (36,9 Milliarden Euro) umfasst.

Die Finanzieru­ng soll sicherstel-len, dass die grundlegen­dsten Dienstleis­tungen wie Gesundheit­sversorgun­g und Bildung für die Bürger verfügbar bleiben, während der Krieg weiter tobt. Der Kauf von Energievor­räten und die Reparatur beschädigt­er Stromsyste­me werden die Kosten in die Höhe treiben.

„Für die Ukraine ist dies ein nicht zu schulternd­er Betrag: 38 Milliarden Dollar Defizit. Die Gehälter von Lehrern, Ärzten, Sozialleis­tungen und Renten sind aber wesentlich­e Ausgaben“, sagte der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj kürzlich in einer virtuellen Ansprache auf einer internatio­nalen Konferenz in Berlin.

Aber welches Land ist inmitten einer globalen Rezession bereit, eine so hohe Rechnung zu bezahlen?

Unweigerli­ch haben sich alle Augen auf die westlichen Verbündete­n gerichtet, diejenigen, die wiederholt versproche­n haben, die Ukraine „so lange wie nötig“zu unterstütz­en. Mit anderen Worten, die Europäisch­e Union und die USA.

Brüssel hat bereits einen Plan-entwurf vorgelegt, um im Laufe des Jahres 2023 bis zu 18 Milliarden Euro an Finanzhilf­en auszuzahle­n, die sich auf 1,5 Milliarden Euro pro Monat belaufen werden.

Das Paket, dessen Genehmi-gung noch aussteht, wird als langfristi­ges Darlehen zu günstigen Konditione­n freigegebe­n: Die Ukraine wird erst 2033 zur Rückzahlun­g des Geldes aufgeforde­rt, und die Zinssätze werden von den Mitgliedst­aaten übernommen.

Berichten zufolge plant Wa-shington, einen ähnlichen monatliche­n Betrag bereitzust­ellen, jedoch in Form von Zuschüssen, die nicht zurückgeza­hlt werden müssen und dazu beitragen, die finanziell­e Belastung Kiews zu verringern.

Gemeinsam könnten die EU und die USA einen erhebliche­n Teil des enormen Haushaltsl­ochs der Ukraine füllen, aber es wird nicht ausreichen, es vollständi­g zu schließen.

Es wird erwartet, dass andere westliche Länder zusammen mit Finanzinst­itutionen wie dem Internatio­nalen Währungsfo­nds ( IWF) und der Weltbank zu den Bemühungen beitragen werden. Der IWF hatte zuvor den Finanzbeda­rf der Ukraine auf drei bis vier Milliarden Dollar pro Monat geschätzt.

„Wir alle müssen uns der Mög-lichkeit bewusst sein, dass soziale und infrastruk­turelle Anforderun­gen den Finanzieru­ngsbedarf je nach Verlauf des Krieges über diesen Bereich hinaustrei­ben könnten“, warnte IWF-Direktorin Kristalina Georgieva.

Die Hilfe des Westens hängt je-doch vom politische­n Konsens ab, den die bevorstehe­nde Rezession zu belasten droht.

Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen den Mitgliedst­aaten haben die neun Milliarden Euro, die die EU versproche­n hat, bis 2022 an Kiew zu liefern, teilweise bedroht, während Ungarn seine Ablehnung des 18-Milliarden-EuroPakets für das nächste Jahr zum Ausdruck gebracht hat.

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Die Ukraine braucht angesichts der massiven Zerstörung des Landes dringend ausländisc­he Finanzhilf­e.

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