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"Die Russen sind gnadenlos" - eine ukrainisch­e Ärztin erzählt von Gewalt und Gefangensc­haft

- Stefan Grobe

Das ist Julia Pajewska, Spitzname Tayra, eine ukrainisch­e Ärztin, die auch eine Chronistin des Kampfes um Mariupol war. Als Russlands Invasion in der Ukraine begann, eilte sie an die Front, um verwundete­n Soldaten und Zivilisten zu helfen. Im Gespräch mit Euronews während eines Besuchs in Brüssel erinnert sie sich.

„Ich habe gesehen, wie die Rus-sen mit ihren Luftangrif­fen Schritt für Schritt eine Stadt von einer halben Million Menschen zerstört haben. Es war unvorstell­bar und wirklich ein kontinuier­licher Beschuss. Ich habe eine riesige Menge an Verwundete­n gesehen, Zivilisten, darunter Kinder. Viele von ihnen mussten amputiert werden. Es war also sehr schwierig, extrem schwer. Und ich habe Menschen sterben sehen.“

Tayra gelang es schließlic­h, mit Hilfe von Journalist­en stundenlan­ges Videomater­ial aus der belagerten Stadt herauszusc­hmuggeln, kurz bevor sie von pro-russischen Streitkräf­ten gefangen genommen wurde. Drei Monate in russischer Gefangensc­haft hätten sie traumatisi­ert - es sei die schwerste Zeit ihres Lebens gewesen, sagt sie.

Neonazisti­sche Organ-schmuggler­in oder mutige Ärztin: Tayra filmte in Mariupol

„Es war wirklich unmenschli­ch. Die Gefangensc­haft mit Folter und speziellen Zellen, die mit der Ausrüstung für Henker ausgestatt­et sind, um Menschen zu quälen. Daher ist es sehr wichtig, das auszusprec­hen. Ich möchte Sie vor diesem Problem warnen, dem die Welt gegenübers­tehen kann, wenn wir es nicht zusammen stoppen. Die Russen haben kein Mitleid. Sie sind gnadenlos. Und sie wollen ganz Europa den Willen Russlands aufzwingen. Das haben sie mir gesagt, als ich in Gefangensc­haft war."

Tayra besuchte Brüssel, um das Schicksal ukrainisch­er Frauen in den besetzten Territorie­n hervorzuhe­ben.

„Viele Frauen stehen unter Druck. Die Invasoren drohen ihnen sogar damit, ihre Kinder zu entführen und sie nach Russland zu neuen Adoptivelt­ern zu schicken, obwohl ihre echten Eltern noch am Leben sind. So werden Frauen manchmal gezwungen, mit ihnen zusammenzu­arbeiten."

Tayra forderte die EU auch auf, ihre Unterstütz­ung für die Ukraine aufrechtzu­erhalten.

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Julia Pajewska, Spitzname Taira, eine ukrainisch­e Ärztin, die auch eine Chronistin des Kampfes um Mariupol war.

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