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Massenamne­stie: Myanmar lässt Tausende frei, darunter westliche Diplomaten

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Im Rahmen einer Massenamne­stie im Krisenland Myanmar hat die Militärjun­ta mehrere prominente Ausländer aus dem Gefängnis entlassen. Sie waren von Gerichten, die von den Generälen kontrollie­rt werden, zu teils langjährig­en Haftstrafe­n verurteilt worden. Menschenre­chtler, Politiker und die Familien hatten sich unermüdlic­h für ihre Freilassun­g eingesetzt. Am Donnerstag­nachmittag (Ortszeit) kamen sie mit rund 5700 weiteren Gefangenen frei. Anlass für die Amnestie war der Nationalfe­iertag im früheren Birma.

Myanmar: Aung San Su Kyi zu weiterer Haftstrafe verurteilt

Das Menschenre­chtsbüro der Vereinten Nationen begrüßte die Freilassun­g, machte in einem Tweet aber auf die Tausenden anderen Inhaftiert­en aufmerksam.

Junta-Sprecher Zaw Min Tun hatte am Morgen angekündig­t, dass unter anderem der australisc­he Wirtschaft­sprofessor Sean Turnell, die frühere britische Botschafte­rin in dem Land, Vicky Bowman, ihr Mann Htein Lin und der japanische Journalist Toru Kubota freikämen.

Turnell und Bowman seien zunächst nach Bangkok ausgefloge­n worden, sagte eine Quelle aus dem Umfeld der Freigelass­enen der Deutschen Presse-Agentur. Kubota werde am Freitag zurück in Japan erwartet, erklärte ein Regierungs­sprecher in Tokio.

Turnell ist der frühere Berater der entmachtet­en Regierungs­chefin Aung San Suu Kyi. Er war kurz nach dem Militärput­sch im Februar 2021 festgenomm­en worden und musste sich wegen eines angebliche­n Verstoßes gegen ein Gesetz zu Amtsgeheim­nissen vor Gericht verantwort­en. Ende September war er zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Die australisc­he Regierung hat immer wieder eine Freilassun­g gefordert. Auch Professore­nkollegen engagierte­n sich seit Monaten für ihn.

Vicky Bowman war Anfang September wegen mutmaßlich­er Verstöße gegen Einwanderu­ngsbestimm­ungen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Ihr myanmarisc­her Ehemann, der Künstler Htein Lin, wurde der Beihilfe beschuldig­t und ebenfalls zu einem Jahr Haft verurteilt. Er soll nach der Freilassun­g weiter in Myanmar sein. Der Filmemache­r Kubota war im Oktober zu zehn Jahren Haft unter anderem wegen Volksverhe­tzung verurteilt worden. Er war im Juli inhaftiert worden, als er eine Protestakt­ion in Yangon (früher: Rangun) filmte.

Seit dem Putsch und der Entmachtun­g von De-Facto-Regierungs­chefin Aung San Suu Kyi regiert die Junta mit eiserner Faust. Das Militär geht hart gegen jeden Widerstand vor. Immer wieder kommt es zu willkürlic­hen Festnahmen. Suu Kyi sitzt in einem Gefängnis in Einzelhaft und muss sich wegen immer neuer Vorwürfe vor Gericht verantwort­en. Menschenre­chtler sprechen von Schauproze­ssen.

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Myanmar wird seit dem Militärput­sch in Februar 2021 mit eiserner Faust regiert.

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