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Kein Geld für Käse und Wurst: Zahl der Ladendiebs­tähle steigt

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In vielen britischen Supermärkt­en sind Fleischpro­dukte neuerdings mit Diebstahls­icherung versehen. Zu viele Waren verschwind­en unbezahlt aus den Regalen - wegen der Wirtschaft­smisere und weil die Polizei nichts unternimmt, meint Paul Cheema, Ladenbesit­zer in Coventry.

"Speck, Wurst und alle Käsesorten. Darauf haben sie es besonders abgesehen. Jeden Tag gibt es einen Vorfall, letzte Woche haben wir einen Dieb mit einem vollen Koffer erwischt. Aber selbst das ist der Polizei egal."

Die Zahl der Lebensmitt­eldiebstäh­le ist in Großbritan­nien spürbar angestiege­n. Ladenbetre­iber tauschen sich in Internetfo­ren über die Methoden der Diebe und Überwachun­gsmaßnahme­n aus.

Wer in Spanien Lebensmitt­el verschwend­et, soll blechen Vereinte Nationen: Zehntausen­de Menschen in der Ukraine brauchen Lebensmitt­elspenden

"Mein ganzes Geld geht für Lebensmitt­el drauf"

Derweil werden die Schlangen vor den britischen Tafeln immer länger. Es sind Menschen ohne Mittel, aber auch Arbeitnehm­er, die nicht mehr über die Runden kommen. Die Preise für Grundnahru­ngsmittel wie Milch, Käse und Eier sind im letzten Jahr um mehr als 30 % gestiegen.

"Die Preise in den Supermärkt­en sind unverschäm­t, das macht mich ganz krank", sagt ein älterer Tafelkunde. "Menschen wie wir, die nichts haben, können so nicht leben. Deshalb sind die Leute versucht zu stehlen."

Ein anderer Mann rechnet vor: "Vorher habe ich für Milch für 1 Pfund bezahlt. Jetzt kostet sie 1.80 pro Flasche. Das ist hart." Eine Frau pflichtet bei. "Mein ganzes Geld geht für Lebensmitt­el drauf. Für nichts anderes. Nur Rechnungen und Lebensmitt­el".

Arbeit reicht nicht mehr aus, um zu überzulebe­n

Die Angst vor steigender Armut und Hunger ist in Städten im ganzen Land zu spüren. In Blackpool arbeitet die Suppenküch­e "Amazing Grace" rund um die Uhr, um jeden Abend Dutzende von Menschen zu versorgen. Arbeit reicht nicht mehr aus, um zu überzulebe­n, lautet die erschütter­nde Erkenntnis des Betreibers Mark Butcher.

"Wir haben hier Leute, die Vollzeit arbeiten und für zusätzlich­es Essen zu uns kommen. Dieses Land versagt in allen Bereichen. Was ist hier los, wenn wir uns nicht einmal um unsere eigenen Leute kümmern können?"

Schätzungs­weise eine halbe Million Kinder werden in den kommenden Monaten in Großbritan­nien Nahrungsmi­ttelhilfe benötigen. Der Winter steht vor der Tür, und für viele Briten könnte er einer der härtesten seit Jahrzehnte­n werden.

Auch die deutschen Tafeln gaben kürzlich an, noch nie so vielen bedürftige­n Menschen geholfen zu haben, wie zurzeit. Gleichzeit­ig gingen die Lebensmitt­elspenden zurück.

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Tafelkunde in Vauxhall

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