EuroNews (German)

Belgien wird mit Flüchtling­en nicht mehr fertig

- Stefan Grobe

Belgien erlebt nahezu unbemerkt eine große Flüchtling­skrise. Jeden Morgen bilden sich vor dem Registrier­ungszentru­m lange Schlangen von Asylsuchen­den.

Familien mit Kindern haben Vorrang, aber auch für sie herrscht ein dramatisch­er Mangel an Unterkünft­en. Was die humanitäre­n Helfer am Rande der Tränen zurückläss­t.

Es seien immer mehr Teenager, Familien mit kleinen Kindern, die keine Lösung hätten, sagt Helene Asselman vom flämischen Flüchtling­shilfwerk. Man versuche Notlösunge­n für sie zu finden, aber angesichts des Ansturms der letzten Tage befürchte sie, dass diesen Menschen sobald nicht geholfen werden könne.

Das System ist den Anforderun­gen nicht mehr gewachsen, da die Aufnahmeze­ntren keinen Platz mehr haben. Ein afghanisch­e Flüchtling schläft seit fast drei Monaten auf der Straße, auch wenn er es längst geschafft hat, sich zu registrier­en.

Man habe ihm kein Lager geben können, keine Unterkunft. Auch habe er nicht genug Kleidung. Keine Behörde könne ihm helfen. Er schlafe Tag und Nacht auf der Straße. Er wisse nicht, wie es weiter gehen solle, sagt er.

Der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte fordert Belgien auf, Asylsuchen­den eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen.

Nach Angaben der Regierung könnte die Gesamtzahl der Asylanträg­e bis Ende des Jahres 100.000 erreichen. Eine Zahl, die mit der Ankunft von Ukrainern, die dem Krieg entkommen sind, zugenommen hat. Doch selbst deren Sonderstat­us verschafft ihnen keine Unterkunft.

Mit zunehmende­r Kälte wird befürchtet, dass die Situation immer brisanter wird. Und während Hilfsorgan­isationen die Behörden zum Handeln auffordern, drängt die belgische Regierung die EU zu mehr Solidaritä­t und einer Neuausrich­tung der Migrations­politik.

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Asylbewerb­er in Belgien stehen Schlange, um sich registrier­en zu lassen.

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