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Die Asylkrise in Belgien: Symptom für ein europäisch­es Versagen?

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Jeden Morgen stehen Hunderte Menschen vor der Tür des Brüsseler Flüchtling­sbüros, um Asyl in Belgien zu beantragen. Sie kommen aus Afghanista­n, Afrika und dem Nahen Osten. Das Registrier­ungszentru­m von Fedasil, der für die Bearbeitun­g von Asylanträg­en zuständige­n Stelle, ist überlastet.

Humanitäre Organisati­onen schlagen Alarm: Die Lage ist so kritisch, dass selbst Menschen, die bereits einen Asylantrag gestellt haben, keine Unterkünft­e bekommen, vor allem alleinsteh­ende Männer. Es gibt immer mehr Minderjähr­ige und Familien mit kleinen Kindern, die keine Lösungen finden.

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"Wir versuchen, Notlösunge­n zu finden, aber ich bin sehr besorgt. Die nächsten Tage werden schwierig werden. Wir werden keine Lösungen für sie finden", betont einer der Freiwillig­en, die diesen Menschen jeden Tag helfen.

Die Flüchtling­e sind am Ende ihrer Kräfte

Viele der Menschen, die auf den Straßen der europäisch­en Hauptstadt schlafen, haben bereits mehrfach versucht, einen Platz in den Aufnahmeze­ntren zu bekommen. Sie sind erschöpft. "Wir sind in einer schwierige­n Situation", sagt einer von ihnen, "wir sind seit vier Monaten in Belgien und haben weder eine Unterkunft noch eine SIMKarte bekommen. Wir leben in der Kälte".

Wenige Meter vom Asylbewerb­erheim entfernt hat Ärzte ohne Grenzen mobile Kliniken aufgestell­t, wie sie auch in Kriegsgebi­eten eingesetzt werden. Für diese Menschen ist es die einzige Möglichkei­t, Zugang zur Gesundheit­sversorgun­g zu erhalten.

Zur Mittagszei­t bilden sich Warteschla­ngen vor einem von NGOs und Bürgerinit­iativen betriebene­n Zentrum. Die Situation verschlech­tert sich weiter. "Wir geben durchschni­ttlich 1.000 bis 1.200 Mahlzeiten pro Tag aus, vor einem Jahr waren es noch 800", sagt Clothilde Bodson, Koordinato­rin des Brüsseler Zentrums für humanitäre Hilfe. Die Krise geht so weit, dass selbst ukrainisch­e Flüchtling­e, die in Belgien wie im übrigen Europa einen Sonderstat­us genießen, zunehmend ausgegrenz­t werden.

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"Ich muss von Ort zu Ort ziehen und die Nächte in Notunterkü­nften verbringen", sagt ein ukrainisch­er Flüchtling. Viele schlafen auf Matratzen auf dem Boden, ohne jeglichen Schutz. Ihre behelfsmäß­igen Zelte werden regelmäßig von der Polizei abgebaut, die die Obdachlose­n verjagt.

Hier, wie auch in den Niederland­en oder in Frankreich und Südeuropa, zahlen die Asylbewerb­er den Preis für eine gescheiter­te europäisch­e Migrations­politik. In einigen EU-Staaten werden sie abgelehnt, während sie in anderen mit einer ineffizien­ten Bearbeitun­g von Asylanträg­en konfrontie­rt sind.

Das Staatssekr­etariat für Asyl und Migration und die für die Aufnahme von Flüchtling­en zuständige Behörde lehnten es ab, mit euronews zu sprechen. Die belgische Regierung kritisiert nicht nur den Mangel an Mitteln, sondern auch den Mangel an europäisch­er Solidaritä­t. Argumente, die nach Ansicht von Anwälten, die diesen Flüchtling­en helfen, angesichts der Notsituati­on unhaltbar sind.

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