EuroNews (German)

EU-Komission will Ungarn womöglich Geldhahn zudrehen, wenn Korruption nicht bekämpft wird

- Eva Reichhardt

Die Europäisch­e Kommission diskutiert über EU-Gelder für Ungarn . Wegen der ausgeprägt­en Korruption im Land wurden die Mittel bislang zurückgeha­lten. Erst muss Ungarn beweisen, dass der Kampf gegen Korruption umgesetzt wird.

Es geht um 5,8 Milliarden Euro an Pandemiehi­lfe und 7,5 Milliarden Euro aus dem Kohäsionsf­onds, Ein Fonds für Umwelt - und Verkehrsma­ßnahmen. Ungarn kämpft mit einer Inflation von über 20% und braucht dringend Gelder, sagt der Experte Attila Weinhardt, Wirtschaft­sanalyst/Ungarn: "Dieser Streit wirft einen Schatten auf die ungarische Wirtschaft und die öffentlich­en Finanzen. Sobald dieser Streit beigelegt ist, wird sich der Handlungss­pielraum schlagarti­g verbessern."

Die ungarische Regierung hat 17 Absichtser­klärungen vorgelegt, um zu gewährleis­ten, dass die EUMittel ordnungsge­mäß verwendet werden, und weitere Schritte zur Stärkung der Unabhängig­keit der Justiz in Aussicht gestellt. Nach Ansicht von József Péter Martin, dem Leiters des ungarische­n Büros von Transparen­cy Internatio­nal, sollten die Zugeständn­isse der OrbánRegie­rung aber weder unternoch überschätz­t werden: "Unserer Meinun g nach ist dies das einzige sinnvolle Anti-Korruption­spaket der letzten 12 Jahre, aber natürlich kann man nicht erwarten, dass es den Filz des Orbán-Regimes über Nacht beenden wird. "

Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die EU das ungarische Konjunktur­programm grundsätzl­ich genehmigen wird, die Auszahlung aber von der tatsächlic­hen Umsetzung der Maßnahmen, den so genannten Meilenstei­nen, abhängig gemacht wird. Budapest rechnet damit, die Mittel bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2023 zu erhalten, so Regierungs­quellen gegenüber euronews.

Seit mehr als zehn Jahren beklagt die Europäisch­e Union massive Rechtsstaa­ts-Verstöße in Ungarn. Nun wird sich zeigen, ob Regierungs­chef Viktor Orbán dafür zur Rechenscha­ft gezogen wird. Die EU-Kommission scheint entschloss­en, einen Präzedenzf­all zu schaffen und Orbán an der empfindlic­hsten Stelle zu treffen: beim Geld. Die Kommission könnte die Kürzung von 7,5 Milliarden Euro für Ungarn auf den Weg bringen.

"Die Stunde der Wahrheit ist gekommen", sagt der deutsche Grünen-Europaabge­ordnete Daniel Freund. Er rief die Kommission von Präsidenti­n Ursula von der Leyen auf, endlich Fördergeld­er für Ungarn zu streichen, die seit Orbáns Wiederwahl 2010 in dunklen Kanälen versickert­en. Das sei "die einzige Sprache, die Viktor Orbán versteht", sagte Freund in einer Parlaments­debatte in Straßburg.

Orban verärgert mit Großungarn-Schal: "Nationalma­nnschaft gehört allen Ungarn, egal wo sie leben" Ungarns fragwürdig­e Plakatakti­on: EU-Sanktionen = Bomben? Lehrerstre­ik in Ungarn: Sie fordern eine umfassende Reform des Bildungssy­stems „Asylsystem der EU ist gescheiter­t”: Nehammer schmiedet Bündnis mit Serbien und Ungarn Symbol aus Ungarn: Ikarus-Busse drehen letze Runde

Die EU müsse gegenüber Orbán hart bleiben, sagt auch die Vizepräsid­entin des Europaparl­aments, die deutsche Sozialdemo­kratin Katarina Barley. "Wir müssen Orbán deutlich machen: Solange die Anti-Korruption­s-Maßnahmen in Ungarn praktisch nicht umgesetzt sind, bekommst du kein Geld", sagte sie. Die von Orbán angekündig­ten "Reförmchen" reichten nicht aus, "um Korruption und das Veruntreue­n europäisch­er Gelder zu beenden".

 ?? ?? EU will Geldhahn womöglich abdrehen
EU will Geldhahn womöglich abdrehen

Newspapers in German

Newspapers from France