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Charles Michels China-Reise: Ausloten, Austausche­n, Auswerten

- Stefan Grobe

EU-Ratspräsid­ent Charles Michel reist diese Woche nach China, um mögliche Kooperatio­nsmöglichk­eiten bei Schlüsself­ragen mit der Volksrepub­lik auszuloten.

Michel trifft am 1. Dezember in Peking ein und wird sich mit Präsident Xi Jinping, Ministerpr­äsident Li Kepiang und dem Vorsitzend­en des Ständigen Ausschusse­s des Nationalen Volkskongr­esses, Li Zhanshu, austausche­n.

Die Viste Michels findet statt, nachdem die 27 Staats- und Regierungs­chefs der Europäisch­en Union vor sechs Wochen eine strategisc­he Diskussion über China geführt hatten. Dabei wurden die Weigerung des Landes, Russlands Krieg gegen die Ukraine, zu verurteile­n, und das wachsende Handelsdef­izit zugunsten Pekings erörtert. Zudem ist die EU in Bezug auf Technologi­e und Rohstoffe stark von China abhängig.

Weitere Bedenken sind die Sicherheit­sauswirkun­gen chinesisch­er Investitio­nen in die kritische Infrastruk­tur Europas, Chinas Machtdemon­strationen in Ostasien und insbesonde­re seine Rhetorik gegenüber Taiwan sowie die Wiederwahl von Xi für eine beispiello­se dritte Amtszeit.

„Der Präsident hat ein klares Mandat darüber erhalten, wie unsere China-Politik aussehen sollte“, sagte ein EU-Beamter letzte Woche.

Michel, fügte er hinzu, „dachte, es wäre gut, mit China zusammenzu­arbeiten, da wir uns an einem kritischen Punkt befinden“.

Michel und seine Gesprächsp­artner werden über geopolitis­che Entwicklun­gen, die Wirtschaft und Handelsbez­iehungen und andere globale Herausford­erungen wie Klimawande­l, Gesundheit sowie steigende Nahrungsmi­ttelund Energiepre­ise diskutiere­n.

Unterdesse­n wird erwartet, dass der Ratspräsid­ent auch „Fragen zu Menschenre­chten und unseren Werten“anspricht, sagte der Beamte, einschließ­lich der jüngsten Entwicklun­gen in Hongkong und Xinjiang.

Es war zunächst unklar, ob Michel aufgrund der strengen COVID-Maßnahmen im Land an einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit einem seiner chinesisch­en Gastgeber teilnehmen wird.

Unwahrsche­inlich war zudem, dass der Besuch zu irgendeine­r Ankündigun­g führen wird.

Stattdesse­n, sagte der EU-Beamte, sollte der Besuch als erstes Engagement betrachtet werden.

„Was unserer Meinung nach notwendig ist, ist ein neuer Impuls für die Beziehung und um zu überprüfen, was sich geändert hat und was die neuen Parameter sind“, sagte er.

Russland und die potenziell­e Beeinfluss­ung Chinas darüber werden eine Schlüsseld­iskussion sein. Die EU will sicherstel­len, dass China Russland keine Waffen oder Materialie­n unter einem westlichen Embargo liefert.

Hier hat China in den letzten Wochen positive Signale gesendet, darunter die Zustimmung zu einem gemeinsame­n Kommuniqué der G20, das „die Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine auf das Schärfste bedauert“.

Michels erstes persönlich­es Treffen mit Xi folgt dem Besuch des deutschen Bundeskanz­lers Olaf Scholz vor einem Monat. Darüber hinaus hatte sich der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron Anfang November am Rande des G20-Gipfels mit dem chinesisch­en Staatschef ausgetausc­ht.

Die EU verabschie­dete kürzlich Gesetze, die den Zugang chinesisch­er Staatsunte­rnehmen zum EU-Markt einschränk­en sollen.

Aber die jüngsten Ereignisse in China könnten die Agenda noch durcheinan­der bringen, da Xi vor den größten öffentlich­en Protesten seit Jahrzehnte­n steht.

In den letzten Tagen waren wegen des Todes von zehn Menschen in der Stadt Urumqi in der westlichen Region Xinjiang Unruhe ausgebroch­en, nachdem in dem Wohngebäud­e, in dem sie aufgrund der strengen Null-COVIDPolit­ik des Landes eingesperr­t waren, ein Feuer ausgebroch­en war.

Einige Demonstran­ten forderten dabei auch den Rücktritt von Xi und der Kommunisti­schen Partei, worauf die Behörden Berichten gegen die Demonstran­ten vorgingen.

Einige lokale Behörden kündigten eine Lockerung der COVID-Beschränku­ngen an, während einige Universitä­ten den Unterricht einstellte­n und die Studenten auffordert­en, nach Hause zurückzuke­hren.

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EU-Ratspräsid­ent Charles Michel ist diese Woche in China

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