EuroNews (German)

Brüssel an Budapest: Nachsitzen in Sachen Rechtsstaa­tlichkeit

- Stefan Grobe

Im Streit um die Rechtsstaa­tlichkeit Ungarns bleibt die Europäisch­e Kommission hart. Brüssel beharrt auf einer massiven Kürzung von 20 Prozent der für Budapest vorgesehen­en EU-Gelder für die nächsten sieben Jahre, das entspricht 7,5 Milliarden Euro.

Die Kommission ist der Ansicht, dass die von Ungarn vorgeschla­genen Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption unzureiche­nd sind.

Das Europäisch­e Parlament ist derselben Meinung. Am Donnerstag nahmen die Abgeordnet­en eine Entschließ­ung an, in der sie die EU auffordert­en, keine Mittel freizugebe­n, bis es wirkliche Veränderun­gen in Ungarn gibt.

Budapest haben viele Versprechu­ngen gemacht und einige Gesetze geändert, müsse aber beweisen, dass diese Änderungen tatsächlic­h funktionie­rten, sagte der deutsche Grünen-Abgeordnet­e Daniel Freund. Es müsse in Ungarn eine Ende der Korruption und einen funktionie­renden Rechtsstaa­t geben. Die Einschätzu­ng des Parlaments sei, dass Ungarn noch weit entfernt von einer Umsetzung der Reformmaßn­ahmen sei.

Die Regierung von Viktor Orban wird von der EU seit Jahren wegen demokratis­cher Rückschrit­te und systemisch­er Korruption kritisiert.

In diesem Jahr löste die EU den sogenannte­n Rechtsstaa­tlichkeits­mechanismu­s gegen Ungarn aus – zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte der EU. Dieses Rechtsinst­rument ermöglicht es Brüssel, Gelder auszusetze­n.

Ungarn indes glaubt. mit einer Reihe neuer Antikorrup­tionsmaßna­hmen und der Überarbeit­ung der öffentlich­en Ausschreib­ungen seine Hausaufgab­en gemacht zu haben. Und der zuständige Budapester Minister Tibor Navracsics ist sich sicher, die Gelder eines Tages zu bekommen.

Im Gespräch sei eine Aussetzung der Zahlungen, nicht eine Streichung. Da seine Regierung ihre Verpflicht­ungen einhalte, könne sie auch über die Mittel verfügen. Zumal sie einen Zeitplan zur Umsetzung der Maßnahmen vorgelegt habe, was von der Kommission genehmigt worden sei. Nicht alles habe bis zur Frist an diesem Donnerstag umgesetzt werden können, so Navracsics.

Ungarn kämpft derzeit mit einer Rekordinfl­ation, einer schwachen Währung und einem massiven Haushaltsd­efizit – seine Wirtschaft ist auf EU-Gelder angewiesen.

Die Mitgliedst­aaten der EU werden Anfang Dezember über die Strafmaßna­hmen gegen Ungarn entscheide­n.

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Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orban

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