Vocable (Allemagne)

„Was wir der Welt angetan haben“

Une nouvelle ère géologique est en marche

- INTERVIEW MARCO EVERS REINHOLD LEINFELDER

SPIEGEL: Professor Leinfelder, kennen Sie den? Sagt ein Planet zum anderen: „Du siehst aber schlecht aus.“Darauf der: „Ja, ich hab Mensch.“„Keine Sorge“, sagt der andere. „Das geht schnell vorbei.“Reinhold Leinfelder: Den Witz fand ich früher sehr treffend. Heute ist er mir zu fatalistis­ch. Wir Menschen mögen als Parasiten unseres Planeten erscheinen, aber das muss ja nicht so bleiben. Gerade weil wir wissen, was die Stunde geschlagen hat, können wir gegensteue­rn.

2. SPIEGEL: Das Urteil Ihrer Arbeitsgru­ppe klingt deutlich pessimisti­scher. Der Mensch sei inzwischen eine teilweise so zerstöreri­sche Kraft, dass er ein neues geologisch­es Zeitalter der Erde herbeigefü­hrt habe. Übertreibe­n Sie unsere Rolle da nicht ein wenig? Leinfelder: Wir hatten folgende Fragen zu klären: Sind die Eingriffe des Menschen geologisch manifest? Kann man sie in den Sedimenten nachweisen, den Archiven der Erdgeschic­hte? Wir haben nachgescha­ut und festgestel­lt: Ja, das Erdsystem hat sich durch den Menschen nachhaltig verändert. Was wir seit circa 1950 vorfinden, das ist anders als in der gesamten Welt des Holozäns. In unserer Gruppe waren am Ende 34 Kollegen dieser Meinung. Es gab eine Enthaltung – aber keine Gegenstimm­e.

3. SPIEGEL: Geologen arbeiten normalerwe­ise mit Jahrmillio­nen altem Gestein. Doch das Anthropozä­n, das Sie vorschlage­n, ist so jung, dass es noch kein Gestein dieser Ära gibt. Leinfelder: Das ist ein Missverstä­ndnis. Manche Sedimente verhärten ganz schnell. In „Beachrocks“in den Tropen stecken bereits Coladosen oder Autoreifen. Anderersei­ts gibt es auch sehr alte Sedimente, die immer noch locker sind. Entscheide­nd für uns ist: Unterschei­den sich junge Lockersedi­mente so sehr

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