HANNES LEY,
SPIEGEL: Wie funktioniert #ichbinhier? Hannes Ley: Wir reagieren auf Hasskommentare auf den Facebook-Seiten großer Medien, indem wir strafrechtlich Relevantes bei Facebook melden oder gleich zur Anzeige bringen. Aber vor allem, indem wir Hasskommentare unsererseits kommentieren und uns gegenseitig liken, sodass wir in den Spalten nach oben rücken und sichtbarer werden.
2. SPIEGEL: Wie viele sind Sie? Ley: Uns gibt es seit drei Monaten, und wir haben schon 28.000 Mitglieder. Der harte Kern, etwa 300 Leute, schaltet sich in Diskussionen ein, circa 3000 Leute liken. 3. SPIEGEL: Wie reagiert man konstruktiv auf Hass? Ley: Wir kontern Pauschalurteile mit Fakten, posten Statistiken und Quellenangaben, keine Fake News. Wir sagen: Stopp, es ist bei Weitem nicht alles schlecht in diesem Land, es herrscht kein Chaos wegen einer Million Flüchtlinge. Es gibt Probleme, ja, aber die kriegen wir gewuppt.
4. SPIEGEL: Es geht also nicht darum, Hater oder Pöbler zu bekehren Ley:... sondern die Mitleser und Unentschlossenen abzuholen. Wir arbeiten gegen die Verrohung im Netz, für eine bessere Diskussionskultur. Denn die Kommentarspalten sind oft wie Litfaßsäulen für Extremisten oder wie Wahlkampfarenen für die AfD. 5. SPIEGEL: Wo finden Sie den meisten verbalen Schmutz? Ley: Die Facebook-Seiten von „Bild“, „Focus“, N24 und Huffington Post sind die schlimmsten. Vorbildlich hingegen sind die der „Tagesschau“, der „Welt“, der Bundesregierung und auch des „Spiegel“, weil deren Seiten aufwendig moderiert werden von Menschen, nicht von Algorithmen.
6. SPIEGEL: Ihre Gegner sind meist in der Überzahl. Wie merken Sie, ob Ihre Aktionen Erfolg haben? Ley: Daran, dass sie uns erst beschimpfen, als Meinungspolizei oder Stasi 2.0, und ihnen dann die Argumente ausgehen. Manchmal drehen wir auch das Kräfteverhältnis um: 10 Hater und 30 Leute, die gegen den Hass anschreiben, das kommt auch vor.