Darf es im Urlaub nicht mehr regnen?
Le filtre "vie parfaite" sur les réseaux sociaux
Dans le monde parfait d’Instagram, tout le monde est beau et il ne pleut jamais. Robert Schäfer, sociologue à l’Université de Fribourg en Suisse, nous parle du monde fantasmé que nous nous construisons sur le réseau social et de l’image idéale que nous voulons donner aux autres.
SPIEGEL: Herr Schäfer, die Urlaubssaison geht vorbei, die Leute stellen ihre Fotos in soziale Netzwerke. Was sind die Trends? Robert Schäfer: Es ist auffällig, dass auf Reisefotos romantische Motive dominieren: Sonnenuntergänge, einsame Strände und gutes Essen. Die Menschen stellen ihre Urlaube gern als Erlebnisse dar, die es im Alltag so nicht gibt. In Zeiten von Photoshop ist das sehr einfach. Interessanterweise bedient sich die Tourismuswerbung der gleichen Motive.
2. SPIEGEL: Fehlt der Mut zur Ehrlichkeit? Schäfer: Mit Mut hat das nichts zu tun. Die Bilder zeigen nicht, wie es wirklich war, sondern wie es idealerweise hätte sein sollen. Es sind Traumbilder. Sie zeigen, was den Menschen in ihrem Leben womöglich fehlt.
3. SPIEGEL: Warum ist es den Menschen so wichtig, was andere über sie denken? Schäfer: Ihnen ist die Anerkennung durch andere wichtig. Für lange Zeit war es vor allem der Beruf, über den sich die Leute ihre Bestätigung geholt haben. Seit einiger Zeit definieren sich die Menschen aber mehr und mehr über ihre Hobbys, ihre Freizeit. Die Urlaubsfotos sind Werbung fürs eigene Selbst. Man zeigt, dass man nicht nur erfolgreich im Beruf ist, sondern dass man auch ein aufregendes Leben hat und genießen kann. 4. SPIEGEL: Die Leute lügen einander also was vor? Schäfer: Ich würde nicht von einer Lüge sprechen. Sie inszenieren ihr Leben. Das beginnt schon, wenn sie Sonnenuntergänge fotografieren. Dann sind sie ja nicht mehr Teil dessen, was sie erleben, sondern betrachten es durch die Kamera, von außen. Das ist ein Widerspruch in sich.
5. SPIEGEL: Was machen Sie mit Ihren Urlaubsfotos? Schäfer: Die behalte ich für mich oder zeige sie Freunden. Ich fotografiere aber auch lieber schöne alte Gebäude in Italien oder die vollen Straßen asiatischer Großstädte als Regenwetter.
„Seit einiger Zeit definieren sich die Menschen aber mehr und mehr über ihre Hobbys, ihre Freizeit.“