Vocable (Allemagne)

Wieso kriegen Söhne mehr Taschengel­d als Töchter?

L’argent de poche, premier signe des inégalités hommes-femmes ?

- STEVIE SCHMIEDEL chercheuse dans le domaine de la culture

SPIEGEL: Sie sind selbst Mutter — würden Sie einem Jungen mehr Taschengel­d zahlen als einem Mädchen? Stevie Schmiedel: Natürlich nicht. Das wäre ungerecht und unzeitgemä­ß.

2. SPIEGEL: Laut einer Studie haben Söhne schon im Vorschulal­ter im Monat 3 Euro mehr als Töchter, nämlich 20 statt 17. Woran liegt’s? Schmiedel: Viele Eltern haben immer noch dieses archaische Rollenvers­tändnis: Der Sohn wird später der Verwalter einer Familie sein, er wird einmal Frau und Kinder ernähren müssen. Daher soll er möglichst früh lernen, mit Geld umzugehen.

3. SPIEGEL: Töchter haben das nicht nötig? Schmiedel: Von ihnen erwarten viele Eltern vor allem, dass sie fleißig sind. Sie sollen im Haushalt helfen, natürlich ohne dafür belohnt zu werden. Ein Junge kriegt schon mal 2 Euro in die Hand gedrückt, wenn er den Rasen gemäht hat. Und wenn das Kind eine Taschengel­derhöhung fordert, fällt es den Eltern beim Sohn oft schwerer, hart zu bleiben, als bei der Tochter.

4. SPIEGEL: Vielleicht verhandeln die Söhne einfach besser? Schmiedel: Mädchen sind da zaghafter, stimmt. Die Eltern honorieren es, wenn ihr Sohn selbstbewu­sst auftritt und auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Er erfüllt ihre Erwartungs­haltung nach dem Motto: Jungs sind eben so.

5. SPIEGEL: Der Unterschie­d bei den Kleinen entspricht im Verhältnis in etwa der Differenz bei den Gehältern von Männern und Frauen. Nur Zufall? Schmiedel: Nein. Es ist auch kein Zufall, dass Mädchen viel eher Spielküche­n geschenkt bekommen als Jungen. Diese Prägungen sitzen tief.

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Laut einer Studie haben Söhne schon im Vorschulal­ter im Monat 3 Euro mehr Taschengel­d als Töchter.
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