App statt Arzt
Quand l’application de diagnostic remplace le médecin
Face aux salles d’attentes pleines à craquer et aux séances expéditives chez le médecin, de plus en plus de patients se tournent vers les forums en ligne et les applis de diagnostic. Toutes les trois secondes, une personne fait appel au logiciel berlinois « Ada ». Rapides, efficaces, les applis sont-elles en passe de remplacer l’expérience d’un spécialiste ?
Wer zum Arzt geht, braucht vor allem eines: Glück. Es hat auch etwas von einer Lotterie, in gute Hände zu geraten. Mediziner, die ihre Patienten ausführlich zu deren Problemen befragen, sind rar. Mancher arbeitet lieber flott durchs sogenannte Kassendreieck, bei dem das Hemd nur leicht geöffnet und das Herz durch den auseinandergezogenen Kragen abgehört wird. Kaum hat der Patient seinen Namen gesagt, ist er schon wieder raus aus dem Sprechzimmer.
2. Die Mehrzahl der Deutschen setzt ohnehin auf Doit-yourself-Befunde. 58 Prozent googeln ihre Symptome, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Nach dem Praxisbesuch sind es sogar 62 Prozent.
3. Komfortabler und nicht selten präziser als Suchmaschinen sind medizinische Chatbots – Software, die automatisiert einen Dialog führt. Eine der erfolgreichsten Diagnose-Apps kommt aus Berlin, seit Monaten ist das Start-up Ada Health Gesprächsthema unter Ärzten und Investoren. Das System kann heute schon in Teilen den Arzt ersetzen – kostenlos. Alle drei Sekunden wird es irgendwo auf der Welt befragt.
KEIN WARTEZIMMER, KEIN ZEITDRUCK
4. Gründer Martin Hirsch erinnert an das Klischee eines verwirrten Professors: zerzauste Haare, Brille, Freizeithemd, gemustert wie Küchenkrepp, und Kugelschreiber in der Brusttasche. Er hat Humanbiologie studiert, verschiedene Start-ups gegründet, darunter eine erfolglose Suchmaschine. Sein Großvater war der Nobelpreisträger Werner Heisenberg. Sechs Jahre lang tüftelte Hirsch, bis die erste Ada-Version veröffentlicht wurde. „Es geht schließlich nicht um irgendwas, sondern um die Gesundheit von Menschen“, sagt Hirsch. Konkurrenten wie Google sei das Lachen über die lange Entwicklungszeit vergangen. „Die sehen, dass es funktioniert.“
5. In der Ada-App gibt es kein Wartezimmer, herrscht kein Zeitdruck. Die Software, benannt nach dem Firmensitz in der Kreuzberger Adalbertstraße, funktioniert leicht verständlich. Tippt man in die App ein Symptom ein, etwa Bauchschmerzen, leitet einen die Software durch einen umfangreichen Frageprozess, einem Arztgespräch ähnlich: Wie lange dauern die Schmerzen an, wo liegen sie genau, gibt es Begleitprobleme? Am Ende steht eine Art Diagnose, die aber nicht so heißen darf, denn Diagnosen dürfen nur Ärzte stellen.
„Es geht um die Gesundheit von Menschen“Gründer Martin Hirsch
FÜR JEDE KRANKHEIT EIN DOKUMENT
6. Das Smartphone dient als Schnittstelle zu Computerservern, auf denen mithilfe künstlicher Intelligenz ermittelt wird, was dem Patienten fehlen könnte. Ada setzt auf Ärzte und Medizinstudenten, um die Algorithmen schlauer zu machen. Für jede Krankheit wird ein Dokument gebaut – dafür wühlen sich Experten durch Lehrbücher, Aufsätze, Leitli- nien oder Wikipedia-Artikel. Mehrere Tausend Beschwerden kann Ada schon verarbeiten.
7. „Wir wählen den gleichen Ansatz wie die echte Intelligenz: Ein Arzt geht zur Uni, lernt in der Klinik und wendet sein Wissen dann für einzelne Fälle an.“Man brauche ein Grundgerüst, aus dem sich die richtigen Fragen ergäben. Das wolle er keiner Maschine überlassen, sagt Hirsch. Heraus kommt ein Entscheidungsbaum mit Wahrscheinlichkeitsangaben; so macht die Software transparent, wie sie zu der Annahme kommt, dass die Bauchschmerzen etwa von einer Entzündung des Wurmfortsatzes herrühren. Der Patient kann die „Diagnose“ausdrucken oder einem Arzt mailen.
DIE DIAGNOSE HAT GRENZEN
8. Ada ersetzt längst noch nicht den Arztbesuch. Denn so wichtig die Befragung von Kranken für die Diagnose ist, so sehr hat sie Grenzen. Ada sieht nicht, ob die Haut des Patienten verfärbt ist, kann nicht den Bauch abtasten. Und dann ist da noch die Sache mit dem Datenschutz: Ärzte unterliegen der Schweigepflicht, TechUnternehmen muss man vertrauen. Doch Ada lernt dazu. Denkbar sei, künftig weitere Informationen einzubeziehen, etwa Kamerabilder der Haut, Sensordaten, Aufzeichnungen anderer Apps und sogar Gendaten, sagt Hirsch. Er will Tests oder Blutdruckmessgeräte verkaufen, wenn es ins Profil des Anwenders passt, um den Dienst zu finanzieren.
9. Ada ist weltweit verfügbar. Das ergibt wie nebenbei interessante Einblicke in regionale Unterschiede, etwa bei Geschlechtskrankheiten. „Wir merken sofort, ob es in den jeweiligen Ländern eine ärztliche Schweigepflicht gibt. Aus arabischen Staaten kommen viele Anfragen aus diesem Bereich, weil sich Patienten lieber einer App anvertrauen als einem Arzt.“Oder die Sache mit den GutverdienerStadtteilen in London und Berlin. Von dort erreichten Ada Abfragen im Dauerfeuer. „Hypochonder“, sagt Hirsch.