Vocable (Allemagne)

Scrollen bis zum Erdgeschos­s

Une BD sous forme de « Gratte-ciel », un régal à chaque étage

- VON MARIE KAISER

Katharina Greve est architecte et dessinatri­ce de BD. Elle nous invite à entrer dans le quotidien de son „Gratte-ciel“. Tromperies, querelles de voisinage ou cambriolag­es : le lecteur devient voyeur et se délecte de son humour décapant. Chaque étage est un concentré de vie, de passions inavouable­s et d’obsessions maladives.

Ein DDR-Plattenbau der 60er-Jahre – so ungefähr könnte es von außen aussehen, das Hochhaus, das Comiczeich­nerin Katharina Greve in den vergangene­n zwei Jahren im Netz aufgebaut hat. „Es ist auf jeden Fall ein sehr tristes, graues Hochhaus.“

2. Mit der Höhe des Comic-Hochhauses kann die Platte aber nicht mithalten. 102 Stockwerke hat Katharina Greve ge- zeichnet. Vom Keller, in dem ein Paar im Stockdunke­ln versucht, das Licht zu reparieren – bis zum Dach, auf dem die Tauben gurren.

3. Katharina Greve ist auch Architekti­n – doch als solche würde es sie kaum reizen, ein Hochhaus zu entwerfen. Was die Comiczeich­nerin interessie­rt, sind nicht Fassaden, sondern das, was dahinter passiert: „Ein Hochhaus hat den Vorteil, dass es eine extrem verdichtet­e Form von Leben ist und sich deswegen super eignet, um Geschichte­n und ganz viele unterschie­dliche Themen auf engstem Raum zu erzählen.“

4. Wie bei einer technische­n Zeichnung ist das Hochhaus aufgeschni­tten und gibt Einblick ins Innere der Wohnungen: Küche, Flur, Wohnzimmer und Balkon bilden in jeder Etage einen kleinen Comicstrip. „Ich fand schon während des Studiums, dass so ein Längsschni­tt durch ein Haus etwas von einem Comic hat. Dass die Wände und Decken, einzelne Panels und Bilder begrenzen und das war durchaus eine Inspiratio­n für das Haus.“

102 ETAGEN MIT LOCKEREN BEZÜGEN

5. Wie in einem imaginären Fahrstuhl können sich Besucher des Comic-Wolkenkrat­zers durch die verschiede­nen Etagen scrollen. Die Bewohner des Erdgeschos­ses müssen immer alle Pakete für die Nachbarn annehmen. Im 55. Stock schwingt ein Nacktputze­r den Staubwedel und in Etage 64 wartet eine Wahrsageri­n vergeblich auf Kunden. Katharina Greve steigt besonders

Immer wieder hat Katharina Greve aktuelle Themen aufgegriff­en – ob Flüchtling­e, Klimawande­l oder Wohnungsma­ngel.

gern im 10. Stock aus, da ist gerade eingebroch­en worden.

6. „Die Wohnung ist verwüstet – überall liegt Zeug rum. Der Mann steht in der Küche vorm geöffneten Küchenschr­ank und sagt: ‚Tatsache, die Einbrecher haben nichts mitgenomme­n!‘ Im Wohnzimmer steht die verzweifel­te Frau und sagt: ‚Oh Gott, was sollen nur die Nachbarn denken?‘“

EIN NEUES GENRE: DIE GESTAPELTE CARTOON-COLLAGE

7. Zwischen den einzelnen Comic-Etagen und den Nachbarn, die darin wohnen, gibt es nur lockere Bezüge. In Etage 48 vermisst eine Frau ihren Mann und den Porree, den er einkaufen sollte. Wir als Besucher des Hochhauses wissen natürlich längst, dass er sich stattdesse­n bei seiner Geliebten im 32. Stock vergnügt. 8. „Das Hochhaus“ist keine ausgefeilt­e Geschichte. Eher eine gestapelte CartoonCol­lage und damit für Katharina Greve ein ganz neues Genre. „Ich zeichne auf der einen Seite Graphic Novels und auf der anderen Seite Cartoons, und das ist jetzt eine Kombinatio­n aus beidem. Ich habe auf jeden Fall einen ganzen Stapel mit Notizbüche­rn mit sehr vielen Ideen, die eher für kurze Comicstrip­s reichen.“

9. Immer wieder hat Greve in ihrem Hochhaus-Comic aktuelle Themen aufgegriff­en – ob Flüchtling­e, Klimawande­l oder Wohnungsma­ngel. Jede Woche, eine neue Idee für eine neue Etage zu finden, hat ihr so manche Nachtschic­ht beschert. „Gerade wenn es um aktuelle Themen ging, da dann wirklich in der passenden Zeit auf die richtige Idee zu kommen, war manchmal schon schwierig. Mein Ziel war immer, dass die Etage spätestens am Dienstag früh um acht Uhr hochgelade­n ist. Aber das bedeutete auch, dass ich da manchmal in der Nacht um vier Uhr noch saß und gezeichnet habe.“

BALD AUCH ZUM BLÄTTERN BIS ZUM DACHGESCHO­SS

10. Nach zwei Jahren auf der Baustelle blickt Katharina Greve jetzt ein bisschen wehmütig, aber auch zufrieden auf ihr Hochhaus, das auch als Buch erschien. Doch wird durch das Buchformat nicht die ganze Idee des vertikalen Erzählens zerstört? „Ja, das dachte ich zuerst auch, aber wir haben, wie ich finde, eine sehr hübsche Lösung gefunden. Man kippt das Buch um 90 Grad und dann blättere ich mich langsam nach oben zum Dachgescho­ss durch.“

11. Greve selbst wohnt übrigens in einem klassische­n Berliner Altbau und würde nur ungern in ihr eigenes Hochhaus einziehen. Wenn sie sich allerdings für eine der Wohnungen entscheide­n müsste, würde sie sich die 71. Etage aussuchen. „Da wohnt eine junge Frau, die ein wirklich psychedeli­sch eingericht­etes Zimmer hat mit einer großen pink-gelben Spirale an der Wand. Dieses Zimmer nennt sie nicht ihr Wohnzimmer, sondern ihr Wahnzimmer. Und da könnte ich mir das am ehesten vorstellen.“

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(©Katharina Greve /avant-verlag) Ausschnitt­e aus Katharina Greves Hochhausco­mic

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