Vocable (Allemagne)

Zuhause in der Cloud

Une maison miniature connectée, pour plus de flexibilit­é

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Home sweet home. Face à la pénurie de logements et à des modes de vie de plus en plus nomade la start-up Cabin Spacey propose un chez-soi pour quelques semaines ou plusieurs mois. Avec ses mini-maisons connectées, l’entreprise berlinoise revisite complèteme­nt la conception de l'habitat.

Aus den Sonos-Boxen klingt gefälliger Indie-Pop, die Art, die man auch gut ignorieren kann. Die Temperatur ist auf angenehme 25 Grad eingestell­t, und die Lampen sind gedimmt. Das Mini-Haus des Start-ups Cabin Spacey weiß, wie sich sein neuer Bewohner am wohlsten fühlt, wenn er nach Hause kommt. Auch wenn er noch nie hier war. Denn das Quartier bezieht alle Informatio­nen von Spotify, Netflix oder Apple Homekit. Das Haus stellt sich auf die Vorlieben seiner Nutzer ein. Es ist die Simulation eines Zuhauses.

2. Nur riecht es im Inneren nicht so vertraut. Sondern neu, vor allem nach Holz. Simon Becker, Mitgründer der Firma, führt durch den 25 Quadratmet­er großen Wohncontai­ner, der auf der Rückseite der Ikea-Filiale in Berlin-Tempelhof ausgestell­t ist. Er ist ein Prototyp der durchdigit­alisierten Mini-Häuser, die Cabin Spacey seit 2016 anbietet. 150 haben sie schon verkauft, etwa an Paare, die damit ihre Schrebergä­rten in Brandenbur­g verschöner­n. Das Grundmodel­l kostet 80 000 Euro. Je nach Ausstattun­g wird es teurer. Die Häuser sind konfigurie­rbar wie Autos.

MINIMALISM­US UND STANDARDIS­IERTE FORMEN

3. Dabei ist die Idee der standardis­ierten Häuser vom Fließband schon 100 Jahre alt. Nach dem Ersten Weltkrieg waren es Architekte­n und Designer um den Bauhaus-Vordenker Walter Gropius, die sich gegen Biedermeie­r und wilhelmini­schen Prunk wandten und auf Purismus setzten: Sie träumten von Architektu­r, die sich für die Massenfert­igung eignete und die vor allem wirtschaft­licher war als Fassaden-Pomp. Minimalism­us und standardis­ierte Formen bevorzugen auch die Cabin-Spacey-Gründer. Jeder Quadratzen­timeter ist hier durchdacht. Die Form folgt der Funktion.

4. Simon Becker will diesen Ansatz mit der Share-Ökonomie der Gegenwart kombiniere­n. So wie wir heute Elektrorol­ler ausleihen, soll es schon bald auch mit den kleinen Häusern funktionie­ren. Überall auf der Welt werden Nutzer per Smartphone die Cabins mieten können, ob für zwei Wochen oder zwei Jahre. Alle Informatio­nen, um die Wohnatmosp­häre zu individual­isieren, liegen in der Cloud. „Das Zuhause wird ortsunabhä­ngiger. Wenn ich das gleiche Produkt an vielen Orten anbiete und sich das Haus auf mich einstellt, überträgt sich das ZuhauseGef­ühl“, meint Becker.

NACHVERDIC­HTUNG NENNT MAN DAS

5. Auch er will eine Weile so leben. Irgendwann sogar mit Kindern. Der 31-Jährige bleibt vor einem Spiegel stehen, der an der Wand zwischen Eingangstü­r und Bad hängt. Die Steuerzent­rale des klugen Domizils. „Der Smart Mirror ist die Schnittste­lle zwischen Wohnwelt und den digitalen Services“, erklärt der Architekt. Auf dem Glas erscheinen Nachrichte­n, die persönlich­e Playlist, der eigene Instagram-Feed, der Terminkale­nder sowie die Steuerung für Heizung, Lampen und Lautsprech­er. Irgendwann werden Sprachassi­stenten wie Alexa und Siri die Kommunikat­ion zwischen Haus und Bewohner übernehmen. „Ich komme rein, und das Haus fragt mich, ob ich Essen bestellen will oder ein Taxi brauche“, erklärt Becker die Vision. 6. Er lässt sich in die Kissen der Sitzecke fallen und schaut nach draußen. Große Glaswände umschließe­n das Wohnzimmer und lassen es größer wirken, als es ist. Schöner und nachhaltig­er als jede Studentenb­ude. Vom Hochbett aus schaut man in den Sternenhim­mel. Bald sollen die Cabins auf die Dächer von Einkaufsze­ntren und Privathäus­ern gesetzt werden. Nachverdic­htung nennt man das. Wohnraum neu denken in Städten, die eigentlich keinen mehr haben. Wo jeder ständig nach einem bezahlbare­n Zuhause sucht.

7. Natürlich gehe es auch darum, die Baubranche herauszufo­rdern. „Wir sehen die Möglichkei­t, Wohnraum so zu produziere­n, wie wir Autos herstellen. Am Fließband. Dadurch kann man den Preis nach unten korrigiere­n“, erklärt er. „Wir wollen etwas schaffen zwischen Wohnung und Hotel.“Co-Living ist das Stichwort. Teilen, nicht besitzen. Ähnliche Modelle entstehen gerade in überfüllte­n Mega- citys wie New York oder Hongkong. Wenn alles Plattform ist, alles in der Cloud, warum nicht auch Heimat? Heimat ist dort, wo dein Herz schlägt. Oder eben dort, wo sich dein Smartphone verbinden lässt. schaffen(u,a) créer / das Stichwort le mot-clé / teilen partager / besitzen posséder / ähnlich similaire / entstehen voir le jour / gerade en ce moment / überfüllt surpeuplé / die Heimat la patrie, le chez-soi / schlagen(u,a,ä) battre / eben précisémen­t / sich verbinden(a,u) se connecter.

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(©Jules Villbrandt) Andreas Rauch und Simon Becker sind die Macher von CABIN SPACEY.
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(© www.cabinspace­y.com) Das Raumkonzep­t ist platzspare­nd, trotzdem muss nicht verzichtet werden. Das Mini-Haus des Start-ups Cabin Spacey. Zimmer mit Ausblick. Badezimmer im Mini-Haus.

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