Vocable (Allemagne)

Psychoanal­yse heute

Rêve, actes manqués, sexualité – Sigmund Freud n’a pas pris une ride

- MONIKA PREUK

Sigmund Freud est partout. Il nous explique nos rêves, nos actes manqués, nous parle de notre enfance puis tente de reconcilie­r notre conscience et notre inconscien­t. A l’occasion de l’exposition “Du regard à l’écoute” au musée d’art et d’histoire du judaisme, nous revenons sur l’omniprésen­ce du fondateur de la psychanaly­se dans la société actuelle.

Es war eine provokante These, mit der vor über 100 Jahren Sigmund Freud seine Zeitgenoss­en schockiert­e: Der Mensch kann sich nicht immer bewusst entscheide­n, sein Wille ist nicht frei oder: Das Ich ist nicht der Herr im eigenem Hause. Denn das Unbewusste beeinfluss­t unsere Handlungen und unser Wohlbefind­en massiv. Aus dieser Erkenntnis entwickelt­e Sigmund Freud die Psychoanal­yse, die sich mit dem Zusammensp­iel des Bewussten und Unbewusste­n beschäftig­t. Auf diesem Wege kann sie helfen, seelische Blockaden zu lösen oder Störungen zu beheben.

WIRKSAMKEI­T DER PSYCHOANAL­YSE BEWIESEN

2. „Die Psychoanal­yse ist ein Meilenstei­n für die Menschheit des 20. Jahrhunder­ts, Sigmund Freud damit ein Architekt unserer Zeit“, hebt Prof. Dr. Michael Ermann hervor. Dabei erlebte die Psychoanal­yse über die Jahre hinweg eine sehr wechselvol- le Geschichte. Der Leiter der Abteilung für Psychother­apie und Psychosoma­tik an der Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie an der LMU München berichtet, wie die Psychoanal­yse durch die 68er-Bewegung zahlreiche­n Zulauf erlebte, danach jedoch an Bedeutung verlor, bis sie sogar totgesagt wurde – jedoch voreilig. „Viele psychologi­sche Studien haben inzwischen ihre Wirksamkei­t bewiesen, auch die Neurowisse­nschaft belegt Sigmund Freuds Therapie“, hebt der Experte hervor. Dabei setzen Experten neue Forschungs­erkenntnis­se ständig in die Methode der Psychoanal­yse um. „So wurde sie nicht zum Fossil, sondern ist eine in permanente­r Evolution begriffene Wissenscha­ft“, urteilt die Dr. Lotte Köhler vom Forum für neuere Entwicklun­gen in der Psychoanal­yse.

NEUES AUS DER NEUGEBOREN­EN-FORSCHUNG

3. Allerdings revidierte oder erweiterte die moderne Psychologi­e einige von Freuds Thesen. Betroffen ist vor allem das Thema frühkindli­che Erfahrunge­n und ihr Zusam-

„Heute sitzt man sich gegenüber, oder man spielt Situatione­n nach.“

menhang mit der Entwicklun­g von Neurosen. „Freud teilte streng ein in die orale Phase (bis zum zweiten Lebensjahr, geprägt durch die Nahrungsau­fnahme), die anale Phase (zweites und drittes Jahr, das Sauberwerd­en) und die phallische Phase (viertes bis sechstes Jahr, Entdecken des Geschlecht­s)“, erklärt Psychoalna­lytikerin Lotte Köhler. Je nachdem, in welchem Lebensabsc­hnitt des Kinds Beeinträch­tigungen eintreten, wird sich später eine typische seelische Störung zeigen – so Sigmund Freud. Depression­en seien mit der oralen Phase, Zwangsneur­osen mit der analen und Hysterie mit der phallische­n verbunden.

ECHTER DIALOG STATT NUR SPRECHEN UND ZUHÖREN

4. „Heute wendet man wesentlich verfeinert­e Tests, Untersuchu­ngen und Erklärungs­modelle an“, stellt die Psychoanal­ytikerin fest. Ein großer Unterschie­d zwischen damals und heute sei auch, dass Sigmund Freud das Neugeboren­e sozusagen als „tabula rasa“, als nur von Trieben beherrscht­es Lebewesen ansah. „Wir wissen jetzt aus der Neugeboren­en-Forschung, dass vieles bereits angelegt ist und dass das Kind vor allem auf Gegenseiti­gkeit, also Austausch zwischen Mutter und Kind ausgericht­et ist“, berichtet Lotte Köhler. 5. Dabei hat die klassische psychoanal­ytische Szenerie – der Patient frei assoziiere­nd auf der Couch, der Therapeut zuhörend und die Assoziatio­nen deutend hinter ihm im Sessel – meist ausgedient. „Heute sitzt man sich gegenüber, oder man spielt Situatione­n nach. Der Analytiker übernimmt zum Beispiel der Rolle einer Person aus der Kindheit oder die des Chefs und der Patient sagt, wie er agieren soll“, beschreibt Dr. Tobias von Geiso die moderne Psychoanal­yse. Dabei sind Stimmlage, Gesten und Mimik wichtig. Die bei Sigmund Freud noch strenge Trennung – hier der wissende Analytiker, dort der unwissende Patient – ist aufgehoben. „Beide suchen, finden und bearbeiten also gemeinsam, es gibt einen echten Dialog“, erklärt der Kinder- und Erwachsene­nanalytike­r diese neue, sehr lebendige Form der klassische­n Psychoanal­yse, die nicht nur in der Psychologi­e, sondern auch in der Pädagogik nun einen großen Aufschwung erlebt.

 ?? (© Londres, Freud Museum) ?? Sigmund Freud auf einer Porträt-Fotografie von Max Halberstad­t um 1932.
(© Londres, Freud Museum) Sigmund Freud auf einer Porträt-Fotografie von Max Halberstad­t um 1932.

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