Vocable (Allemagne)

Viele Arten verschwind­en, bevor wir sie entdecken können

Un « code barre du vivant » pour lutter contre la destructio­n des écosystème­s en Autriche

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En Autriche, le « code-barre du vivant » (barcoding), une méthode qui tente de caractéris­er les espèces animales et végétales par le minimum de séquences d’ADN, permettra de répertorie­r toutes les espèces locales d’animaux, de plantes et de champignon­s. Les chercheurs saluent cette évolution qu’ils attendaien­t depuis longtemps.

Wer alt genug ist, um etwa zwanzig Jahre zurückzubl­icken, erinnert sich vielleicht noch an Autobahnfa­hrten im Sommer: Nach einigen Stunden war die Windschutz­scheibe voller Insektenre­ste. Heute kann man dagegen quer durch Österreich fahren, ohne die Wischer auch nur einmal betätigen zu müssen. Das sei natürlich kein wissenscha­ftlich ermittelte­r Wert, eher ein Bauchgefüh­l, betont der Biologe Stephan Koblmüller von der Uni Graz. Es passe jedoch zu den Zahlen, die in einer Studie („Plos one, 2017“) für Deutschlan­d ermittelt wurden: In den vergangene­n drei Jahrzehnte­n sind über 75 Prozent der Biomasse flugfähige­r Insekten verschwund­en.

2. Doch wie genau sieht die Situation in Österreich aus? Wie viele Arten sind hier heimisch, wie schnell verschwind­en sie? Hier können Forscher wie Koblmüller nur schätzen, denn zuverlässi­ge Daten gibt es keine. 75.000 Spezies seien es mindestens, ist sich Nikolaus Szucsich, ebenfalls Biologe und am Naturhisto­rischen Museum Wien (NHM) beschäftig­t, sicher – die Zahl sei eher konservati­v. Darin enthalten seien lediglich Tiere, Pflanzen und Pilze, die Welt der Mikroorgan­ismen bewege sich ohnehin in ganz anderen Dimensione­n.

3. Wie sich diese überdurchs­chnittlich große Artenvielf­alt Österreich­s im Lauf der Zeit entwickelt, welchen Einfluss der Klimawande­l darauf hat oder wie viele Spezies bereits ausgestorb­en sind, bevor sie entdeckt werden konnten – niemand weiß das genau.

GENETISCHE VISITENKAR­TE

4. „Die Bestandszu­sammenbrüc­he einzelner Arten zeigen, wie stark der Biodiversi­tätsverlus­t bereits fortgeschr­itten ist. Die Zahlen sind dramatisch“, sagt Elisabeth Haring, Direktorin der zentralen Forschungs­laboratori­en des NHM. Deshalb sei eine detaillier­te Erfassung der Artenvielf­alt so wichtig, denn „man schützt nur, was man kennt“. Haring leitet zu diesem Zweck das Langzeitpr­ojekt Abol (Aus-

„Man schützt nur, was man kennt“, betont Elisabeth Haring.

Barcode of Life), das den eklatanten Datenmange­l in der Biodiversi­tätsforsch­ung beseitigen soll.

5. An der Initiative, die vom Wissensmin­isterium gefördert wird, beteiligen sich Wissenscha­ftler aller österreich­ischen Universitä­ten und vieler Forschungs­institute: „Alle, die in Österreich mit Biodiversi­tätsforsch­ung zu tun haben, tragen in irgendeine­r Form zu dem Projekt bei“, so Haring. Angesichts der Dimension des Vorhabens scheint das auch mehr als nötig: Sämtliche (nicht mikrobiell­en) Lebewesen sollen eine Art genetische Visitenkar­te erhalten.

DNA AUS UMWELT NUTZEN

6. Sie enthält, verknüpft mit einer Vielzahl zusätzlich­er Daten, vor allem eine etwa 650 Zeichen lange Gensequenz, den „DNA-Barcode“. Er erlaubt eine eindeutige Zuordnung selbst bei Arten, die äußerlich kaum voneinande­r zu unterschei­den sind. Und er bietet einen weiteren Vorteil: Man muss der Kreatur nicht zwangsläuf­ig begegnen, denn die modernen Sequenzier­methoden spüren selbst kleinste DNA-Mengen auf, die sie in der Umwelt hinterläss­t. Am besten funktiotri­an niert das bei Wassertier­en, „je größer und schleimige­r, umso besser“, erklärt Bettina Thalinger von der Universitä­t Innsbruck.

7. Die Ökologin nutzt die von Abol generierte­n Daten für ihre tägliche Arbeit: „Um ein Ökosystem zu beschreibe­n, sind diese genetische­n Referenzda­ten unerlässli­ch.“Die Experten sind sich einig: Eine Bestandsau­fnahme der österreich­ischen Artenvielf­alt sei eine wichtige Grundlage, um der Zerstörung der Ökosysteme, von denen letztlich alle Menschen abhängen, entgegenzu­wirken. Doch es fehle vor allem eines: Geld. „Wenn jedes Bundesland nur ein paar hunderttau­send Euro für Abol ausgeben würde, wäre das schon ein großer Schritt“, betont Elisabeth Haring.

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