Wege der Freiheit
Les chemins de la liberté
Rosa Luxemburg, un esprit libre symbole de la lutte pour les droits des femmes
Immigrée polonaise née en 1871, Rosa Luxemburg est devenue une icône de la gauche allemande. Universitaire et femme politique avant l’heure, elle s’est battue pour l’idée socialiste et pour le droit de vote des femmes. Après plusieurs séjours en prison elle est assassinée le 15 janvier 1919 à quelques jours seulement du premier suffrage universel ouvert aux femmes en Allemagne. A l’occasion du centième anniversaire de sa mort, Alice Bota évoque la vie extraordinaire de cette libre-penseuse.
Als Rosa Luxemburg bereits zwei Jahre im Gefängnis saß, verurteilt wegen politischer Agitation, erhielt sie einen Brief von Sophie Liebknecht, deren Bruder Karl ebenfalls inhaftiert war. Die Freundin schrieb wie so oft aus einer düsteren, ängstlichen Stimmung heraus. Rosa Luxemburg aber antwortete ihr – aus der Zelle: „Sonjuscha, Liebste, seien Sie trotz alledem ruhig und heiter. So ist das Leben, und so muß man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.“Da hatte sie vor sich: noch ein Jahr Haft und zwei Jahre zu leben.
ZWISCHEN HUMANISTISCH UND MILITANT
2. Ihre Heiterkeit war echt, denn sie liebte das Leben. Und weil das Leben für sie zwangsläufig Politik bedeutete, glühte sie eben auch für die Politik. Sie kämpfte auf der Straße und ließ sich nicht einschüchtern, nicht von den Freikorps, nicht von der Polizei, auch von den Morddrohungen und Gefängnisaufenthalten nicht. Ihre Leidenschaft faszinierte andere, deshalb wurde sie zu einer so großen Rednerin, zur Galionsfigur der Sozialisten und zum Schrecken der Herrschenden, der beseitigt werden musste.
3. Im Januar 1919 wurde sie von FreikorpsSoldaten verhaftet, erschossen und in den Landwehrkanal geworfen. Als man sie beim Verhör mit Schlägen traktierte, ließ sie sich nicht einschüchtern: Trotzig antwortete sie auf die Fragen der Uniformierten. 4. Ihre Sorge galt den anderen und der sozialistischen Idee, selten sich selbst. Ihre Ansichten: zwischen humanistisch und militant changierend. Nie von glatter Logik, nie widerspruchsfrei, ganz ihrem eigenen Charakter entsprechend. Leidenschaft und Fanatismus trennt bisweilen ein schmaler Grat, und gewiss überschritt ihn Rosa Luxemburg mehr als
einmal.
Sie ließ sich nicht vereinnahmen, von niemandem.
5. Sie wandte sich gegen Lenins Revolution in Russland, in der sie voraussehend den Beginn einer Schreckensherrschaft befürchtete, sie kämpfte für individuelle Freiheitsrechte und allgemeine Wahlen. Und dann doch: Mit allen Mitteln müsse die Revolution durchgesetzt werden; wer für die Nationalversammlung sei, renne einer „lächerlichen kleinbürgerlichen Illusion“nach.
DURCH UND DURCH MENSCH
6. Als Propaganda-Ikone trugen die Parteiobersten der DDR ihr Bild vor sich her. Auch zum Todestag von Rosa Luxemburg im Januar 1988 hielten die Kader ihren alljährlichen Huldigungstrott ab – als plötzlich ganz hinten im Menschenzug Dissidenten mit Luxemburgs berühmtem Zitat „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“gegen den Unrechtsstaat protestierten. Sie ließ sich nicht vereinnahmen, von niemandem.
7. Aber das Entscheidende: Rosa Luxemburg war kein Apparatschik. Sie war durch und durch Mensch, zerrissen, unschlüssig, manchmal verzweifelt. Sie litt viel, an den unglücklichen Lieben zu ihren Männern, an dem, was sie als Verrat an den Menschen und den Idealen empfand, und an dem, was sie im Leben eigentlich wollte.
8. Sie zweifelte gelegentlich, ob sie für die Politik oder nicht doch „zum Gänsehüten“ geboren worden sei, sie wünschte sich ein Heim und ein Kind, aber ihre Leidenschaft trieb sie immer wieder in die Politik, auf die Straße, zu den Kundgebungen. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, trug sie Gedanken an Selbstmord mit sich herum. Ihre Heiterkeit kam tief aus einer zerrissenen, verletzten Seele. Sie flog ihr nicht zu. Sie musste sie immerzu aufs Neue erkämpfen.
9. Selbst in dunklen Zeiten umarmte sie das Leben; wie ein Kind freute sie sich, wenn ihre Freundin ihr gepresste Blumen in die Zelle schickte, sie liebte Musik und Literatur. Nach langen Vorträgen und mühsamem Schreiben fiel sie nicht erschöpft in sich zusammen, sondern nahm alles Schöne um sich herum gierig auf.
10. Zum Neujahr schrieb sie einen wütenden Gruß an die Sozialdemokratin Mathilde Wurm. „Sieh, daß Du Mensch bleibst“, schrieb sie am Ende, „Mensch sein ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt: fest und klar und heiter sein, ja, heiter trotz alledem und alledem, denn das Heulen ist Geschäft der Schwäche. Mensch sein, heißt, sein ganzes Leben auf des Schicksals großer Waage freudig hinzuwerfen, wenn’s sein muß, sich zugleich aber an jedem hellen Tag und jeder schönen Wolke zu freuen, auch ich weiß keine Rezepte zu schreiben, wie man Mensch sein soll, ich weiß nur, wie man’s ist...“