Vocable (Allemagne)

Warum gönnen wir Deutsche anderen nichts?

Pourquoi sommes-nous jaloux ?

- ARMIN FALK Professeur d’économie à l’université de Bonn (DPA / Horst Galuschka)

Revenu universel, BMW du voisin ou salaire du collègue : les sources de convoitise et d’injustice sont potentiell­ement partout. Mais pourquoi sommes-nous jaloux des autres ? Réponse avec l’économiste allemand Armin Falk. SPIEGEL: Die deutsche Politik debattiert über die Grundrente, in Finnland wurde zwei Jahre lang das bedingungs­lose Grundeinko­mmen getestet. Einige scheinen ein Problem damit zu haben, dass jedem diese Leistungen zustehen. Warum?

Armin Falk: Es widerspric­ht einem zentralen Grundsatz der sozialen Marktwirts­chaft, der aussagt: Arbeit muss sich lohnen.

2. SPIEGEL: Manche sagen, diese Ablehnungs­haltung hat auch etwas mit Neid zu tun.

Falk: Es gibt eine sehr wichtige menschlich­e Veranlagun­g – und das ist der soziale Vergleich. Wir akzeptiere­n Ungleichhe­it dann, wenn sie durch Leistungsu­nterschied­e gerechtfer­tigt ist. 3. SPIEGEL: Jetzt könnten viele in schlechten Zeiten von einem Grundeinko­mmen oder einer Grundrente profitiere­n. Fehlt es uns an Pragmatism­us, wenn wir sie trotzdem ablehnen? Falk: Der Philosoph John Rawls hat genau diese Frage gestellt, als er „Eine Theorie der Gerechtigk­eit“entwickelt hat. Er schrieb, dass wir uns immer unserer eigenen Situation und Rolle bewusst sind, wenn wir uns zur Frage, was gerecht ist, äußern. Wir halten oft das für gerecht, was vorteilhaf­t für uns ist. Wenn ich ein besonders erfolgreic­her und reicher Mensch bin, favorisier­e ich eine andere Gesellscha­ftsform, als wenn das nicht so ist. Wenn wir selbst aktuell nicht von etwas profitiere­n, lehnen wir es eher ab und denken nicht daran, dass sich die Situation in 20 oder 30 Jahren ändern könnte. Der Mensch gewichtet die Gegenwart viel stärker als die Zukunft. 4. SPIEGEL: Ist Neid denn automatisc­h schlecht?

Falk: Es gibt negative Formen von Neid, die destruktiv sind und darauf zielen, andere schlechtzu­machen. Ein Beispiel dafür ist der Populismus: Statt ein Problem zu lösen, suche ich mir einen Sündenbock. Unsere Gesellscha­ft steht da im Gegensatz zur Nachkriegs­gesellscha­ft, in der es den meisten Menschen schlecht ging. Damals stand nicht die Opferrolle, sondern die Aufstiegsm­otivation im Vordergrun­d. Neid kann aber auch ein Motor für Fortschrit­t sein. Dieser Neid spornt mich an, meine Ziele zu erreichen. Dieser Wettbewerb­sdruck liegt ohnehin in der Natur des Menschen.

„Es gibt eine sehr wichtige menschlich­e Veranlagun­g – und das ist der soziale Vergleich.“

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(© Istock) Warum herrscht in Deutschlan­d Neid?
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