Dürnstein, das geplagte Venedig an der Donau
Des villageois autrichiens cherchent des solutions au tourisme de masse
Un village pittoresque surplombé par un château médiéval au bord du Danube, des champs d’abricotiers et des vignes : ce paysage majestueux attire plus d’un million de touristes tous les ans à Dürnstein, dans la vallée de la Wachau, pas très loin de Vienne. La cité souffre de ce tourisme de masse. Pour y remédier, la municipalité réfléchit à l’instauration d’une taxe pour les touristes, comme à Venise. Mais l’idée ne fait pas l’unanimité.
Nein, verflucht wird Augustin Weigl nicht. Der Wiener gilt als „Vater der Wachau“, der die 80 Kilometer zwischen Melk und Krems Ende des 19. Jahrhunderts als Erster touristisch gefördert und aufgebaut hat. Heute erntet man, was damals gesät wurde – und die Ernte fällt ziemlich üppig aus.
2. „Ich bin ja froh, dass wir dieses Problem haben“, sagt Johann Riesenhuber, der seit Jänner Bürgermeister von Dürnstein ist. „Schlimmer wäre es, wenn wir zu wenig Touristen hätten.“Pause, Nachsatz: „Aber viele sind es manchmal halt schon.“
ES SIND ZU VIELE
3. Man muss nur dieser Tage durch Riesenhubers malerisches Städtchen gehen. Die Marillenbäume stehen derzeit in der Wachau in Vollblüte. 100.000 sind es, die die Landschaft zu einer großen, kitschigen Postkarte machen. Tausende Menschen wollen sich das einmalige Naturschauspiel nicht entgehen lassen, die engen, malerischen Gassen von Dürnstein quellen über von Touristen. Wie viele es sind? Das weiß man interessanterweise nicht, weil es keine offiziellen Besucherzahlen gibt. Nur so viel ist klar: Es sind zu viele.
4. „Leben willst hier nicht“, sagt ein Einheimischer. Die 93 Personen, die in der Altstadt wohnen, müssten eigentlich eine Erschwerniszulage bekommen: der Lärm, die Massen, die jetzt zur Marillenblüte und im Hochsommer vor allem zwischen neun und 16 Uhr den Gang nach Hause zu einem Hindernislauf machen, der Dreck –
manchen in der Wachau reicht es. „Wir leben in einem Naturmuseum.“
EINTRITTSGEBÜHR ABGELEHNT
5. Deshalb waren viele in der Region nicht unglücklich, als es Mitte vergangenen Jahres eine Diskussion über Eintrittsgelder und eine Beschränkung der Touristenmassen gab. Die Gemeinden klagen darüber, dass sie teure Infrastruktur für die Besucher zur Verfügung stellen müssen und im Gegenzug kaum etwas davon haben. Der Debatte schlossen sich jene Einheimischen an, die nicht im Tourismus tätig sind und in erster Linie in Ruhe und Frieden in ihrem Idyll leben wollen.
6. Aber das geht heutzutage eben nicht mehr, weil immer mehr Menschen reisen. Venedig führt
deswegen ab Mai Eintrittsgelder ein, in Hallstatt begrenzt man die Zahl der Touristenbusse. In der Wachau haben die Besucherzahlen in den vergangenen zehn Jahren um 25 bis 30 Prozent zugenommen. Schätzt man. Weil es eben keine genauen Zahlen gibt.
7. Nach der Debatte im Sommer 2018 gab Niederösterreichs Tourismuslandesrätin, Petra Bohuslav, eine umfassende Studie in Auftrag. Sie soll erheben, wie viele Menschen die Wachau besuchen, wo die Brennpunkte liegen, und auch Lösungen aufzeigen, wie man den Ansturm einbremsen oder zumindest lenken kann. Eine Art Eintrittsgebühr hat Bohuslav schon vergangenes Jahr dezidiert abgelehnt.
DIE BESUCHERSTRÖME BESSER LENKEN
8. Besucherströme lenken. „Wir können nicht an zwei Stellen in der Wachau ein Drehkreuz montieren und abkassieren“, meint Bernhard Schröder. „Das geht auch rein geografisch nicht.“Ganz abgesehen davon, dass es Schröder auch gar nicht will. Er ist Geschäftsführer der Donau Niederösterreich Tourismus GmbH und hat das seltene Glück, dass er sich mit der Frage beschäftigen muss, was man mit zu vielen Touristen macht.
9. Eines ist jedenfalls klar: Man müsse die Besucherströme besser lenken und auf die ganze Region aufteilen. Und das sei die Herausforderung, die man mithilfe der Studie bewältigen wolle. Einer Touristenabgabe steht Schröder skeptisch gegenüber. „Das wird sofort als Eintrittsgeld gesehen. Die Frage ist ja auch, welches Signal man damit an die Touristen sendet.“Nämlich jenes, dass sie nicht willkommen sind. Dazu kommen die Niederösterreicher und Wiener, die an einem lauen Sommerabend in die Wachau zum Heurigen fahren. Sie müssten auch zahlen – und das würde zweifellos für gehörigen Unmut sorgen.
10. „Keine Angst“, lautet dagegen das Motto von Helmuth Weiss, der in Dürnstein als Stadtrat unter anderem für die Burgruine zuständig ist. „Wir überlegen, eine moderate Gebühr für den Weg auf die Ruine einzuheben.“Etwa 155.000 Menschen würden jedes Jahr die knapp 20 Minuten hoch zur Ruine gehen, in der der englische König Richard Löwenherz 1192 und 1193 gefangen gehalten wurde. Dem Großteil der Besucher ist der Aufstieg freilich zu mühsam, sie bleiben unten im Tal.
11. Was man an Touristen zu viel hat, hat man übrigens an Einheimischen zu wenig. In Dürnstein verzeichnete man seit 2003 eine Abwanderung von etwa acht Prozent. Die Häuser in der Stadt sind zu teuer und zudem denkmalgeschützt. „Über jede Fenstersprosse muss man mit dem Denkmalamt verhandeln“, klagt Stadtrat Weiss. Dazu kommen eben die Touristen, die man auch erst einmal verkraften muss. Und außerhalb erreichen die Preise für Baugründe 300 Euro pro Quadratmeter. So es überhaupt welche gibt. Denn auch wenn Grundstücke als Bauland gewidmet sind, wollen viele Winzer ihre Weingärten nicht aufgeben.
12. Noch einmal zum Eintrittsgeld: Erfahrung hätte man damit ja in der Wachau. Im 13. Jahrhundert lebte Hadmar von Kuenring nicht schlecht davon, eine eiserne Kette über die Donau zu spannen und die Schiffe zu kapern – oder, in einer freundlicheren Version der Sage, Maut zu verlangen.