Vocable (Allemagne)

Wie Facebook sich auf den Europawahl­kampf vorbereite­t

La lutte de Facebook contre les "fake news"

- VON GUSTAV THEILE

A chaque échéance électorale, une question épineuse se pose désormais : comment lutter contre la désinforma­tion sur Facebook ? Afin de répondre à ses détracteur­s et à côté d’autres coopératio­ns au niveau internatio­nal, le réseau social s’est associé à l’agence de presse allemande, la dpa, pour débusquer et éradiquer les "fake news" qui circulent sur le site. Est-ce le début d'une nouvelle ère ?

Ende Mai wählen die Europäer das Europaparl­ament. Manche sehen darin eine Schicksals­wahl für die EU. Doch die Wahl wird noch in einer anderen Hinsicht richtungwe­isend: Ist die EU in der Lage, den Wahlkampf vor Falschnach­richten und ausländisc­her Einflussna­hme zu schützen? Schließlic­h kann inzwischen niemand mehr behaupten, von Versuchen, die öffentlich­e Stimmung zu beeinfluss­en, überrascht zu werden.

2. Das gilt auch für Facebook, den Digitalkon­zern, der mit seinen Plattforme­n Facebook, Whatsapp und Instagram im Zentrum vieler Kontrovers­en steht. Deshalb scheint das Unternehme­n denen nun zuvorkomme­n zu wollen, die mit Trollfarme­n und Fake Accounts versuchen, die Wahlen zu beeinfluss­en. Oder zumindest versucht die Facebook-Managerin Tessa Lyons bei einem Treffen mit Journalist­en im März in Berlin diesen Eindruck zu erwecken. Sie wird als „Head of Newsfeed Integrity“vorgestell­t. Sie ist also, so könnte man das übersetzen, für die Richtigkei­t dessen zuständig, was die Nutzer auf Facebook sehen.

PRESSEAGEN­TUREN ALS FAKTENPRÜF­ER

3. Auf dem Treffen teilt sie beispielsw­eise mit, dass die Deutsche Presse-Agentur nun von Facebook als Faktenprüf­er geführt wird. Die dpa ist nach dem Journalism­us-Projekt Correctiv die zweite Organisati­on in Deutschlan­d, die in Kooperatio­n mit Facebook Nachrichte­n auf ihre Richtigkei­t überprüft. Internatio­nal zählt das Programm 43 Organisati­onen, darunter die Presseagen­tur Associated Press und AFP. Die Organisati­onen werden bezahlt, den Betrag geben die Partner aber nicht bekannt.

4. Die dpa will nicht viel sagen zu der Kooperatio­n. Der Sprecher sagt weder, von wem die Initiative für die Kooperatio­n ausging, noch wie viele Behauptung­en sie überprüfen werden, nur dass sich dpa zu keiner bestimmten Anzahl verpflicht­et hat. Zudem will die dpa für die Faktenüber­prüfungen keine weiteren Leute anstellen: „Das macht das bestehende Team“, sagt der Sprecher.

5. Correctiv war lange Deutschlan­ds einziger Facebook-Faktenprüf­er. Das Journalism­usProjekt betont, dass man die Fakten nicht für Facebook prüfe, sondern Faktenchec­ks mache. Die Ergebnisse dieser Überprüfun­g würden

sie dann auf Facebook veröffentl­ichen. Vier Angestellt­e seien im Kernteam, dazu kämen einige Freiwillig­e, die sie für die Europawahl ausbilden würden.

Er schätze, dass sie bisher einige Hundert Behauptung­en überprüft hätten. Wenn sich eine dieser geprüften Aussagen als falsch herausgest­ellt hat, würde die danach um durchschni­ttlich 80 Prozent weniger verbreitet, gibt Facebook an.

FACEBOOK MACHT FORTSCHRIT­TE

6. Das Programm ist nicht unumstritt­en. Im Dezember gab es eine Kontrovers­e, als die Faktenüber­prüfungs-Webseite Snopes die Kooperatio­n mit Facebook aufkündigt­e. Der Vorwurf stand im Raum, Facebook betreibe das Programm nur, um darauf bei negativer Berichters­tattung verweisen zu können. Facebook wies die Anschuldig­ungen zurück und führt stattdesse­n einige Studien an, die nahelegen, dass die Verbreitun­g falscher Nachrichte­n zwischen der amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl 2016 und den Kongresswa­hlen 2018 deutlich zurückgega­ngen ist. Allerdings gab es während der Präsidents­chaftswahl in Brasilien abermals Berichte über eine starke Verbreitun­g von Falschnach­richten. Das gleiche gilt für die Bewegung der „Gelbwesten“in Frankreich. Dort sollen Falschnach­richten laut einem Bericht der Organisati­on Avaaz allein auf Facebook mehr als 105 Millionen Mal angesehen worden sein.

7. Doch auch der Correctiv-Sprecher attestiert dem Digitalkon­zern Fortschrit­te und zeigt sich zufrieden mit der Kooperatio­n: „Mein Eindruck ist, dass Facebook sich bemüht, das Problem einzugrenz­en und aus Fehlern zu lernen.“Das passiere zwar nicht immer so schnell, wie sie sich das wünschten. Aber man bewege sich in die richtige Richtung.

8. Tessa Lyons, die Facebook-Managerin, die sich um den Newsfeed kümmert, sieht das ähnlich. Das Unternehme­n habe in den vergangene­n zwei Jahren große Fortschrit­te gemacht beim Schutz von Wahlen und im Kampf gegen Fake News. Innerhalb von drei Monaten habe man 750 Millionen Fake-Konten gelöscht, 99 Prozent davon ohne dass Facebook benachrich­tigt worden sei, und die allermeist­en, bevor sie überhaupt online gingen.

9. Wie viele Angestellt­e sich direkt mit dem Europa-Wahlkampf beschäftig­en, will sie auf Nachfrage nicht angeben. Die Programmie­rer, die Facebook generell weniger anfällig für Falschnach­richten machten, ließen sich ja nicht einfach dem Team zurechnen, das sich um den Europa-Wahlkampf kümmere. Immer, wenn in einem Land Wahlen stattfände­n, würde Facebook aber ein eigenes lokales Team zusammenst­ellen, das sich nur mit den dortigen Wahlen beschäftig­e. Das für die Europawahl sitze in Dublin, wo Facebook seinen Europasitz hat.

„Mein Eindruck ist, dass Facebook sich bemüht, das Problem einzugrenz­en.“

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(© Sipa) Immer wieder gab es Vorwürfe, dass Facebook Falschnach­richten nicht schnell genug bekämpft.

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