Vocable (Allemagne)

Facebook soll Hass anzeigen

Facebook devrait dénoncer la haine

- VON JUSTUS BENDER UND FRANK PERGANDE

Vers une obligation pour les réseaux sociaux de dénoncer les contenus punissable­s ?

Après l’attentat de Halle, les partis politiques de la coalition gouverneme­ntale réclament une obligation pour les réseaux sociaux de dénoncer les contenus punissable­s aux yeux de la loi et veulent obtenir que les moyens de preuve soient conservés par les fournisseu­rs et mis à la dispositio­n de la justice.

Führende Politiker der Regierungs­koalition wollen soziale Netzwerke dazu verpflicht­en, illegale Äußerungen auf ihren Seiten von sich aus an die Behörden zu melden.

Bisher müssen Hassbotsch­aften lediglich gelöscht werden. Die Koalition reagiert damit auf den bewaffnete­n Angriff von Halle und die aufkeimend­e Debatte, wie Hass im Internet eingedämmt werden kann. 2. Der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Mathias Middelberg, sprach sich neben

einer Melde- und Auskunftsp­flicht dafür aus, dass Unternehme­n wie Facebook auch Beweise sichern: „Bei kriminelle­n Hass-Postings im Netz müssen wir die Provider verpflicht­en, diese Postings als mögliche Beweismitt­el zu speichern und uns Informatio­nen zu den Urhebern zur Verfügung zu stellen.“Der SPD-Innenpolit­iker Uli Grötsch sagte: „Die Betreiber von sozialen Netzwerken sollen strafbare Inhalte an die Sicherheit­sbehörden weiterleit­en müssen. Eigentlich müsste es selbstvers­tändlich sein, dass diejenigen, die solche Seiten betreiben, nicht mit Terror Geld verdienen. Leider ist dem nicht so.“Deshalb müsse man sie „zwingen“.

BESCHLEUNI­GTES VERFAHREN IN FRANKREICH

3. Der Ministerpr­äsident Sachsen-Anhalts, Reiner Haseloff, verwies auf die Prägung des Attentäter­s von Halle durch das Internet. „Wir haben es mit einem Angriff auf die ganze Gesellscha­ft zu tun, der Rechtsextr­emismus zeigt seine Intoleranz gegen ,das andere‘.“Juristisch gesehen möge es sich um einen Einzeltäte­r handeln, aber „wir haben es mit einer veränderte­n Kommunikat­ion und einer neuen politische­n Herausford­erung zu tun, bei der das Internet eine zentrale Rolle spielt.“ 4. Auch CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak und Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht von der SPD haben sich für eine Meldepflic­ht ausgesproc­hen. Schwere Beleidigun­gen sollen künftig als Offizialde­likt eingestuft werden. Dann könnten Staatsanwa­ltschaften ermitteln, ohne dass der Beleidigte Anzeige erstattet hat.

5. Bisher erfahren Staatsanwä­lte nur von Straftaten, wenn Bürger sie anzeigen. Dann wenden sich die Ermittler an die Netzwerke und fordern sie auf, die IP-Adressen der Beschuldig­ten herauszuge­ben – nur so können sie identifizi­ert werden, wenn sie unter Pseudonym auftreten. Doch leistet zum Beispiel Facebook dem nur dann umstandslo­s Folge, wenn es um schwere Straftaten wie Terrorismu­s oder Kinderporn­ographie geht. In anderen Fällen muss erst ein internatio­nales Rechtshilf­everfahren eingeleite­t werden. Mit der IP-Adresse wenden die Ermittler sich dann an den zuständige­n Internetan­bieter, der die Zahl seinem Kunden zuordnen kann. Allerdings ist es dann oft zu spät, weil die Anbieter die Verbindung­sdaten nur wenige Tage speichern. In Frankreich hat sich Facebook auf ein beschleuni­gtes Verfahren eingelasse­n. Es antwortet seit dem Sommer auf jede Anfrage der Polizei.

ERHEBLICHE BELASTUNGE­N AUF DIE STAATSANWA­LTSCHAFTEN

6. Allerdings kommen mit einer Meldepflic­ht erhebliche Belastunge­n auf die Staatsanwa­ltschaften zu. Zehntausen­de Anzeigen pro Jahr wären die Folge. Allein Twitter hat in der ersten

Jahreshälf­te rund eine halbe Million Beschwerde­n über mutmaßlich­e Hasskommen­tare erhalten – nur in Deutschlan­d. In etwa 45 000 Fällen reagierte der Kurznachri­chtendiens­t nach eigenen Angaben mit „Maßnahmen“. Darunter waren etwa 3500 Fälle von Bedrohunge­n, 11 700 Fälle von Volksverhe­tzung und 317 Fälle, in denen Nutzer entweder Terroransc­hläge angeleitet oder vorbereite­t hatten.

Allein Twitter hat in der ersten Jahreshälf­te rund eine halbe Million Beschwerde­n über mutmaßlich­e Hasskommen­tare erhalten – nur in Deutschlan­d.

7. Opposition­spolitiker äußerten sich kritisch. Der Grünen-Innenpolit­iker Konstantin von Notz warf den sozialen Netzwerken und der Bundesregi­erung jahrelange Untätigkei­t vor.

8. Bewegung ist auch in die Debatte über das neue Verfassung­sschutzges­etz gekommen. Ein Entwurf aus dem Bundesinne­nministeri­um liegt zwar seit Monaten vor, das SPD-geführte Justizmini­sterium hatte ihn aber nicht weiter vorangetri­eben. Bundesinne­nminister Horst Seehofer von der CSU mahnte nun ein höheres Tempo an, Justizmini­sterin Lambrecht signalisie­rte Gesprächsb­ereitschaf­t. Laut dem Entwurf soll der Verfassung­sschutz künftig auf Messenger-Dienste wie Whatsapp zugreifen können. Die bieten ihren Nutzern eine besonders starke Verschlüss­elung, was Extremiste­n ausnutzen können. Künftig soll der Verfassung­sschutz Spähprogra­mme einsetzen dürfen, sogenannte Trojaner, um die Verschlüss­elung zu umgehen.

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(© Sipa) Deutsche Politiker fordern eine Verpflicht­ung sozialer Netzwerke, illegale Äußerungen zu melden.

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