Die Werftarbeiter packten mit an
La Kunsthalle de Rostock, témoin de l’architecture en RDA, est en danger.
La Kunsthalle de Rostock est en danger. Le seul nouveau musée d’art construit en RDA en 1969 est un exemple unique de la culture architecturale du pays. Ce témoin capital d’une époque risque cependant de disparaître dans les travaux de rénovation de grande ampleur prévus pour mettre le bâtiment aux normes écologiques actuelles.
Es gibt Bauten, die sind so einfach, dass man sie leicht übersieht. Doch eben die Einfachheit ist das Besondere, und wenn man nur wenig daran verändert, ist die Wirkung rasch dahin. Zu diesen Bauten gehört die Rostocker Kunsthalle, ein auf den ersten Blick wenig aufregender Kubus mit Formfliesen an der Fassade, der am Rand des Schwanenteichs im Komponistenviertel steht. Es ist der einzige dezidiert für die Ausstellung von Kunst gedachte Museumsneubau, den die DDR in ihren vierzig Jahren Existenz zustande brachte. Und einzigartig ist sein Erhaltungszustand: von den Glasoberlichtern aus Industriefertigteilen über die gebohnerten Ziegelböden bis zu Fenstergittern und
Türklinken, so gut wie alles aus dem Einweihungsjahr 1969 konnte bewahrt bleiben. Bis jetzt.
2. Es droht eine „Grundsanierung“des Museums, die zweifellos das Beste will, aber genau deswegen das Besondere zu zerstören droht.
3. Schon 1964 vom Ministerrat der DDR beschlossen, wurde die Kunsthalle nach einem komplizierten Planungsprozess errichtet, geplant worden war sie von Hans Fleischhauer und Martin Halwas. Immerhin 1,6 Millionen DDRMark konnten verbaut werden. Wichtiger aber wurde angesichts des Materialmangels die Hilfe der benachbarten Werften und ihrer Werkstätten, die viele Metallbauteile fertigten. 4. Gedacht war die Kunsthalle als Hauptausstellungshaus der seit 1958 veranstalteten Ostsee-Biennale, eines Schaufensters der DDR-Kulturpolitik. Dazu passte die Architektur, die sich überdeutlich am International Style westlicher Prägung orientierte und von dem kurzen kulturellen Tauwetter zeugt, das es seinerzeit in der DDR gab.
MAN HÖRT IN ROSTOCK VIELE LIEBESERKLÄRUNGEN
5. So gibt es in der Rostocker Kunsthalle den engen Landschaftsbezug wie im Hamburger Barlach-Haus. Wie im New Yorker Museum of Modern Art oder in der Westberliner Akademie der Künste hat man einen kleinen Innenhof für Skulpturenausstellungen eingerichtet. Und wie in skandinavischen Kunsthallen oder im Osloer Munch-Museum bieten auch hier die Museumssäle viel Holz, schlichte Ziegelwände, Sichtbeton, schlanke Konstruktionen und Fußböden aus Ziegel, Schiffsparkett sowie mildes Oberlicht. 6. Kürzlich wurde der klare Kubus durch einen Anbau nach den Plänen von Buttler Architekten als Schaudepot ergänzt. Dasselbe Büro soll nun auch die überaus problematische Grundinstandsetzung planen. Ein „Spagat“sei gefordert zwischen Denkmalpflege und „Forderungen der heutigen Zeit“, sagt die Chefin der für die kommunalen Bauten Rostocks zuständigen Eigenbetriebs KOE-Rostock, Sigrid Hecht. Denn die Kunsthalle sei „verschlissen“, die „Grundinstandsetzung“nötig. Doch alles werde selbstverständlich mit dem Denkmalamt abgesprochen: „Die Kunsthalle ist nämlich etwas ganz Besonderes.“
7. Auch sonst hört man in Rostock viele Liebeserklärungen. Längst vergessen ist, dass die Stadt ihr Museum lange sogar abreißen wollte, wäre es nicht vor allem durch das Engagement des Zahnarztes Uwe Neumann gerettet worden, der 2009 die Direktion des Hauses übernahm. Auch er fordert: „Das Haus muss dringend saniert werden, auch weil wir nicht barrierefrei sind. Dennoch würde ich mich freuen, wenn der Charakter des Hauses im großen Maße erhalten bleibt.“
EIN GEBÄUDE MIT SCHRULLEN UND GEBRECHLICHKEITEN
8. Stadt und Land und vor allem die EU – sie steuert 4,2 Millionen bei – stellen etwa 8,3 Millionen Euro für die Sanierung zur Verfügung. Zur Einordnung: Für die Restaurierung der Berliner Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe gibt der Bund etwa 7900 Euro pro Quadratmeter
Die Rostocker Kunsthalle ist ein Denkmal. Sie sollte nicht saniert, sondern allenfalls vorsichtig restauriert werden.
Gesamtfläche aus, Rostock muss mit knapp 2700 Euro pro Quadratmeter zurechtkommen.
KLIMA ODER DENKMALSCHUTZ
9. Aber es sind nicht nur die knappen Mittel, die hier dafür sorgen, dass auf die einzigartigen und für die Gesamtwirkung unerlässlichen Details nur bedingt Rücksicht genommen werden kann. Ihre Bedeutung ist bisher oft nicht ausreichend erkannt worden, eben weil sie so simpel erscheinen.
10. Etwa die Ziegelböden, die eine in Jahrzehnten gewachsene Patina aufweisen. Wenn die Ziegel jetzt herausgenommen werden, wird die Patina zwangsläufig zerstört sein. Selbst eine „Grundreinigung“– an einigen Stellen wurde sie schon durchgeführt – hat bereits zur Folge, dass aus satt dunkelviolett schimmernden Oberflächen ein flaches Backsteinorange wird. Ähnlich verhält es sich mit den Fliesen der Fassade, die direkt auf den Betonkern montiert wurden: Sie würden keine Isolierungsmaßnahme überstehen. Hier kommt der Klimaschutz wie so oft dem Denkmalschutz empfindlich in die Quere.
11. Die Glasplatten, aus denen die mild schimmernden Oberlichter konstruiert sind, stammen eigentlich aus dem Industrieund Agrarbau. Wenn sie nun, wie geplant, durch moderne Oberlichter ersetzt werden, geht nicht nur eine vorzügliche Beleuchtung verloren, sondern auch ein herausragendes Dokument der für den Sozialismus so notwendigen Improvisationskunst zugrunde.
EINZIGARTIGES DENKMAL
12. Man spricht in Rostock von Denkmalpflege und meint schöne Ansichten. Doch der Witz der Rostocker Kunsthalle ist, dass sie so unperfekt ist, mal ästhetisch raffiniert, mal solides Werft-Handwerk. Sie sollte also nicht saniert, sondern allenfalls vorsichtig restauriert werden, eben wie die Neue Nationalgalerie in Berlin, in der selbst Pressspanplatten und Wandverkleidungen sorgfältig demontiert wurden. Nicht die Anforderungen des Hauses und der Jetztzeit sollten in Rostock
im Vordergrund der Planungen stehen, sondern das historisch gewordene Gebäude mit all seinen Schrullen und Gebrechlichkeiten. Es ist ein Denkmal, wie es kein zweites gibt, ein Stück großartiger DDR-Geschichte. Genau als solches muss man es bewahren.
1. etw übersehen ne pas voir qqch / eben précisément / die Einfachheit la simplicité / das Besondere ce qu’il y a de spécial, particulier / die Wirkung l’effet / dahin sein être passé / zu … gehören faire partie de … / die Kunsthalle musée d’art / auf den ersten Blick à première vue / aufregend passionnant, excitant / die Formfliese le carreau en relief / am Rand + gén. au bord de / der Teich(e) l’étang / das Viertel(-) le quartier / dezidiert spécifiquement / die Ausstellung l’exposition / die DDR la RDA / zustande bringen mener à bien / einzigartig unique / der Erhaltungszustand l’état de conservation / das Glasoberlicht(er) la verrière / das Fertigteil(e) l’élément préfabriqué / bohnern cirer / der Ziegelboden(¨) le sol en terre cuite / das Fenstergitter les barreaux de fenêtre /
die Türklinke la poignée de porte / so gut wie alles pratiquement tout / das Einweihungsjahr l’année d’inauguration / bewahren conserver.
2. es droht … … menace / die Grundsanierung la rénovation en profondeur / zweifellos sans aucun doute / genau deswegen précisément pour cette raison / zerstören détruire.
3. der Ministerrat le Conseil des ministres / beschließen(o,o) décider / der Planungsprozess le processus, le travail de planification / errichten construire / planen dessiner les plans de / immerhin tout de même / verbauen investir dans la construction / angesichts + gén. étant donné / der Mangel la pénurie / benachbart voisin / die Werkstatt(¨en) l’atelier / das Bauteil(e) l’élément de construction / fertigen fabriquer.
4. Haupt- principal / veranstalten organiser / die Ostsee la Baltique / das Schaufenster la vitrine / zu … passen s’adapter à, être en accord avec … / sich an … orientieren s’inspirer de … / überdeutlich très clairement / westlicher Prägung à l’occidentale / von … zeugen témoigner de … / das Tauwetter le dégel / seinerzeit à l’époque.
5. der Landschaftsbezug l’intégration dans le paysage / der Innenhof(¨e) la cour intérieure / ein-richten aménager / schlicht simple, sobre / die Ziegelwand(¨e) le mur de briques / der Sichtbeton le béton décoratif, apparent / schlank élancé / das Schiffsparkett le parquet pont de bateau / sowie ainsi que / mild doux.
6. kürzlich récemment / der Anbau(ten) l’annexe / das Schaudepot le dépôt / ergänzen compléter / überaus extrêmement / die Grundinstandsetzung la remise à neuf complète / der/das Spagat le grand écart, fig.l’exercice périlleux / fordern réclamer / die Denkmalpflege la conservation et restauration des monuments historiques / die Forderung l’exigence / heutig≈ actuel / für … zuständig responsable de … / der Eigenbetrieb l’entreprise communale / verschlissen usé / selbstverständlich bien entendu / das Denkmalamt l’Inspection des monuments historiques / abgesprochen werden être convenu, concerté / nämlich en effet.
7. sonst à part cela / die Liebeserklärung la déclaration d’amour / ab-reißen(i,i) raser / der Zahnarzt(¨e) le dentiste / retten sauver / übernehmen prendre en charge / dringend d’urgence / sanieren réhabiliter, rénover / barrierfrei accessible à tous / sich freuen se réjouir, être heureux / im großen Maße dans une large mesure / erhalten bleiben être conservé.
8. … bei-steuern contribuer à hauteur de … / zur Verfügung stellen mettre à disposition, dégager / zur Einordnung pour se faire une idée / der Bund l’Etat fédéral / aus-geben dépenser / der Quadratmeter le mètre carré /
die Gesamtfläche la surface totale / mit … zurechtkommen müssen devoir s’en sortir avec …
9. die knappen Mittel le peu de moyens / dafür sorgen, dass faire en sorte que / auf etw Rücksicht nehmen tenir compte de qqch / die Gesamtwirkung l’effet global / unerlässlich indispensable / bedingt partiellement / die Bedeutung l’importance / bisher jusqu’à présent / ausreichend suffisamment / erkennen(a,a) reconnaître / erscheinen(ie,ie) (ap)paraître.
10. das Jahrzehnt(e) la décennie / wachsen(u,a,ä) croître / auf-weisen(ie,ie) présenter / heraus-nehmen retirer / zwangsläufig forcément / zerstören détruire / die Grundreinigung le nettoyage en profondeur / die Stelle l’endroit / durch-führen effectuer / zur Folge haben, dass avoir pour conséquence que / satt intense / schimmern chatoyer / die Oberfläche la surface / flach plat / der Backstein(e) la brique / ähnlich verhält es sich mit il en va de même pour / die Fliese le carrelage, le carreau / der Kern le noyau / die Isolierungsmaßnahme la mesure d’isolation / überstehen surmonter, réchapper de / der Klimaschutz la protection du climat / der Denkmalschutz la protection des monuments historiques / einer Sache in die Quere kommen se mettre en travers du chemin de qqch / empfindlich sensiblement.
11. die Glasplatte la plaque de verre / mild schimmernd aux doux reflets / aus … stammen provenir de … / eigentlich en fait / der Agrarbau la construction (de bâtiments) agricole(s) / wie geplant comme prévu / ersetzen remplacer / zugrunde gehen disparaître / vorzüglich excellent / die Beleuchtung l’éclairage / herausragend remarquable / notwendig nécessaire.
12. meinen vouloir dire, penser / die Ansicht l’aspect / der Witz le piquant / mal … mal tantôt … tantôt / das Handwerk l’artisanat / allenfalls tout au plus / vorsichtig prudemment / eben précisément / die Pressspanplatte le panneau en aggloméré / die Wandverkleidung le revêtement, le décor mural / sorgfältig soigneusement / die Anforderung l’exigence / die Jetztzeit l’époque actuelle /
im Vordergrund stehen être au premier plan de / das Gebäude le bâtiment / die Schrulle la bizarrerie / die Gebrechlichkeit la décrépitude / … wie es kein zweites gibt comme il n’y en a pas deux / großartig formidable / genau als solche exactement en tant que tel.