Vocable (Allemagne)

So feiert Deutschlan­d Beethoven

L’Allemagne fête Beethoven

- VON KRISTINA DUNZ

En 2020, Bonn célèbrera dignement le 250e anniversai­re de Ludwig van Beethoven.

En 2020, Bonn célèbrera dignement le 250e anniversai­re de son enfant le plus célèbre, Ludwig van Beethoven, et toute l’Allemagne s’associera aux événements en son honneur. Le programme de cette année festive a été dévoilé à Berlin. Plus de 40 millions d’euros seront dépensés pour l’occasion.

Die Hornistin Sarah Willis kann in einem einzigen dialektisc­hen Satz die Bedeutung dieses Mannes erklären. Und damit es auch wirklich alle verstehen, singt sie dazu sekundenku­rz entscheide­nde Passagen aus „Ode an die Freude“, „Für Elise“und der 5. Sinfonie. „Jeder kennt Beethoven – ob man es weiß oder nicht“, sagt die britische Musikerin der Berliner Philharmon­iker und berichtet über einen Test in Bonn.

2. Sie habe sich mit ihrem Horn in die Innerstadt gestellt, die Stücke angespielt – zum Beispiel „Ta-Ta-Ta-Taaaa“– und Passanten gefragt, wer der Komponist sei. Es habe nur zwei Arten der Reaktion gegeben: „Die einen wussten es sofort. Und wer nicht auf den Namen kam, konnte die Melodie weitersumm­en.“Das stehe für Weltruhm, für den Einfluss Ludwig van Beethovens auch 250 Jahre nach seiner Geburt – in Bonn. Hier wurde er am 17. Dezember 1770 getauft.

3. Willis ist Ende November gemeinsam mit der Kultur-Staatsmini­sterin der Bundesregi­erung, Monika Grütters, und NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet in die Berliner Philharmon­ie gekommen, um das Programm für das große Beethoven-Jahr 2020 vorzustell­en. Der Bund gibt 27 Millionen Euro, NordrheinW­estfalen 10 Millionen und der Rhein-SiegKreis 1,5 Millionen Euro. Es soll im ganzen Land gefeiert werden.

EIN „JUBILÄUM FÜR ALLE“

4. Am 16. Dezember 2019 wurde das BeethovenJ­ahr unter der Schirmherr­schaft von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier mit einem Festkonzer­t in Bonn eröffnet. Grütters erzählt, die Karten dafür seien innerhalb von drei Minuten ausverkauf­t gewesen. Allein in Bonn wird es mehr als 300 Projekte mit über 1000 Konzerten und Veranstalt­ungen geben. Aber es soll ein „Jubiläum für alle“werden, in Deutschlan­d, in Europa, der Geburtstag eines der weltweit meist gehörten Komponiste­n. In Berlin wird es einen 24-Stunden-Beethoven-Marathon geben. Am 21. Juni werden seine neun Sinfonien live aus neun verschiede­nen Städten in Europa gespielt. Das Abschlussk­onzert des Beethoven-Jahres wird Daniel Barenboim am 17. Dezember 2020 dirigieren: Die 9. Sinfonie, die Europa-Hymne, die Ode an die Freude. Alle Menschen werden Brüder.

5. Willis liebt Beethovens Musik. Sie hat mit der Deutschen Welle einen Film darüber ge

macht, wie die Welt ohne Beethoven wäre. Sehr, sehr viel ärmer. Die beiden Christdemo­kraten Grütters und Laschet erklären es politisch. Beethoven, der Europäer, der Naturliebh­aber, der Visionär, der Revolution­är. Mit seiner Musik.

6. Grütters macht sonst eigentlich keine Werbung für Reiseführe­r. Aber am „Lonely Planet“für 2020 kommt sie jetzt einfach nicht vorbei. Deutsche Namen finde man dort selten unter den Top Ten der Städte in der Welt. Aber in der Ausgabe für 2020 stehe auf Platz 5: Bonn. Und Bonn wird dort so beschriebe­n: „Einst Hauptstadt Westdeutsc­hlands, ist 1990 etwas von der Bildfläche verschwund­en, als Berlin die Zügel übernahm. 2020 rückt es aber mit einem Paukenschl­ag ins Rampenlich­t, denn die Stadt bereitet sich auf Beethovens 250. Geburtstag vor. Was dich erwartet? Ein ganzjährig­es Konzertpro­gramm mit weltberühm­ten Orchestern, Solisten und Dirigenten (darunter Sir Simon Rattle und Daniel Barenboim)! Das Theater Bonn inszeniert Fidelio, die einzige Oper des Komponiste­n. Darüber hinaus gibt es Einrichtun­gen und Wettbewerb­e, die zu Beethovens musikalisc­hem Genie passen, PicknickPe­rformances und „Hauskonzer­te“, bei denen lokale Musiker ihre Türen für die Öffentlich­keit öffnen.“Besser können das selbst die Veranstalt­er des Beethoven-Jahres kaum beschreibe­n.

EINER DER GRÖSSTEN EUROPÄER ÜBERHAUPT

7. Laschet sagt, mit der „Ode an die Freude“sei Beethoven zu einem der größten Europäer überhaupt geworden. Bonn stehe für das, was Beethoven bewegt habe: Weltoffenh­eit, Humanismus, Visionäres. Bonn werde 2020 unüberhörb­ar sein. Grütters sagt, Beethovens Musik berühre, begeistere und verbinde Menschen überall auf der Welt. Mit unerhörter Radikalitä­t habe er die Musik revolution­iert und die musikalisc­hen Grenzen seiner Zeit gesprengt. „Wir brauchen auch heute wieder die visionäre Kraft, mit der Beethoven politisch und vor allem künstleris­ch Position bezog. Sein

Werk ist ein Zeichen für die demokratis­chen Errungensc­haften eines geeinten Europas und gegen das Erstarken populistis­cher Rufe nach Abschottun­g und Ausgrenzun­g.“

8. Beethoven wuchs in Bonn auf, reiste als 16-Jähriger erstmals nach Wien, kam wieder zurück und verließ Bonn einige Jahre später. Sein Ziel war Wien. Laschet sagt, er sei sich nicht ganz sicher, ob jeder wisse, dass Beethoven aus Deutschlan­d stamme. Und noch weniger Menschen falle wohl Bonn als Geburtssta­dt ein. Das soll sich mit den Jubiläumsf­eiern ändern. Einer der Zuhörer der Veranstalt­ung in der Philharmon­ie erzählt, in Österreich sage man gern, die Österreich­er hätten es vermocht, den Österreich­er Hitler den Deutschen zuzuführen, und den Deutschen Beethoven als Österreich­er zu vereinnahm­en.

Beethoven, der Europäer, der Naturliebh­aber, der Visionär, der Revolution­är. Mit seiner Musik.

9. Mit 28 Jahren wurde Beethoven schwerhöri­g, schließlic­h fast taub. Trotz des Hörleidens gilt diese Zeit als die produktivs­te Phase in seiner Schaffensb­iographie. Sechs der neun Sinfonien komponiert­e Beethoven zwischen 1802 und 1812. Auch die erste Fassung seiner einzigen Oper Fidelio komponiert­e Beethoven in dieser Zeit. 1827 starb er in Wien.

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Böse Zungen behaupten, das „van“in seinem Namen sei für Ludwig Van Beethoven sehr hilfreich gewesen, weil es in der Wiener Gesellscha­ft für einen Adelstitel gehalten wurde. Dabei verweist es nur auf seine flämische Abstammung.
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Bonn ist Gedächtnis­stätte, und Kulturinst­itut mit vielfältig­en Museum Aufgaben.
(iStock) Das Beethoven-Haus in Bonn ist Gedächtnis­stätte, und Kulturinst­itut mit vielfältig­en Museum Aufgaben.

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