Vocable (Allemagne)

Was zu viel Smartphone mit unserem Gehirn macht

Quels sont les effets sur nos cerveaux d’une utilisatio­n trop intensive du smartphone ?

- VON INGRID TEUFL

Quels sont les effets du smartphone sur notre cerveau ?

A l’heure actuelle, il est encore difficile de dire quels seront les effets à long terme de l’utilisatio­n en continu des smartphone­s, mais les chercheurs décèlent déjà de nombreuses évolutions dans le comporteme­nt des utilisateu­rs, surtout les plus jeunes, notamment des difficulté­s de concentrat­ion, du stress et des troubles du développem­ent du cerveau.

13,42 Minuten. So lange dauert es, wenn Michael Jackson zum Zombie mutiert, seine Freundin ängstigt und mit Untoten tanzt. Das Video zu seinem Hit Thriller setzte 1983 neue Maßstäbe in der Visualisie­rung von Musik und gilt als Meilenstei­n.

2. 2019 dauern Videos kaum mehr länger als zweieinhal­b Minuten, und das hat einen Grund, sagt der Psychiater Kurosh Yazdi. Der Experte für Onlinesuch­t leitet am Linzer Kepler Klinikum die Abteilung für Psychiatri­e. „Lange Videos wie Thriller würden heute bei der Zielgruppe gar nicht mehr ankommen, weil deren Aufmerksam­keitsspann­e zurückgega­ngen ist. Sie steigen aus, auch wenn es spannend ist.“ 3. Nur wenige Jahre haben seit der Einführung des Smartphone­s gereicht, um unsere Wahrnehmun­g zu verändern. Die mittel- bis langfristi­gen Folgen der intensiven Nutzung auf die Gesundheit sind noch gar nicht abschätzba­r. Immer mehr Untersuchu­ngen geben allerdings Hinweise auf Veränderun­gen im Gehirn. Studien zeigen, dass unser IQ seit Mitte der 1990er-Jahre sinkt, aber Forscher sind sich uneins, ob das mit der digitalen Welt zusammenhä­ngt.

4. Wir werden ständig mit eigentlich unwichtige­n Dingen bombardier­t und richten sehr schnell den Fokus auf das immer Neueste. Das gelingt umso leichter, da Internet-Plattforme­n den Nutzern mittlerwei­le automatisc­h weitere Videos oder Texte vorschlage­n. „Damit nutzen die Betreiber Fähigkeite­n aus, die dem Menschen von Natur aus gegeben sind“, erklärt Yazdi. Evolutionä­r bedingt mussten unsere Vorfahren ihre Aufmerksam­keit schnell auf das Wichtigste lenken, etwa ein plötzliche­s Geräusch beim Beerensamm­eln.

„Drohte keine Gefahr, konnten sie wieder zur Hauptaufga­be zurückkehr­en.“

„DIE AUFMERKSAM­KEIT WIRD FRAGMENTIE­RT“

5. Heute switchen wir ständig zwischen Mails, lesen Nachrichte­n oder verfolgen den neuesten Aufreger in den sozialen Medien. Allein das Umschalten verbrauche 40 Prozent des vorhandene­n Arbeitsspe­ichers des Gehirns, sagt der Psychiater und Burn-outExperte Wolfgang Lalouschek. „Das Gehirn wartet praktisch nur mehr auf neue Nachrichte­n.“Psychiater Kurosh Yazdi betont: „Der Großteil der Menschen ist nicht multitaski­ngfähig.“Es passiere das Gegenteil: „Die Aufmerksam­keit wird fragmentie­rt.“Bei Kindern und Jugendlich­en ist das besonders deutlich.

6. „Studien zeigen, dass sie die Fähigkeit, sich länger als zwei Minuten auf etwas zu konzentrie­ren, verlieren.“Die amerikanis­che Hirnforsch­erin Gaya Dowling warnte 2018 überhaupt davor, dass die Smartphone-Nutzung bei Kindern die Gehirnentw­icklung hemmen könnte. Andere Wissenscha­ftler warnen hingegen vor vorschnell­en Schlüs

sen, da sich die von Dowling untersucht­e Hirnregion bis zum Erwachsene­nalter laufend verändere.

7. Dass das Smartphone der Auslöser für reduzierte Aufmerksam­keit sein könnte, kommt Betroffene­n selten in den Sinn. Da gibt es 40-Jährige, die Angst haben, dement zu sein, weil sie sich immer weniger konzentrie­ren können. „Eine Folge von Multitaski­ng“, sagt Lalouschek. „Bei chronische­m Stress und zu wenig Regenerati­on werden Nervennetz­werke abgebaut.“Geistige Pausen bräuchte das Gehirn aber dringend.

NEGATIVER KREISLAUF

8. Das Phänomen dahinter kennt wohl jeder Smartphone-Nutzer: „Zur Entspannun­g“klickt man auf lustige Videos oder scrollt durch Nachrichte­n. Das Gehirn findet das ganz und gar nicht entspannen­d. Es ist überforder­t durch die Informatio­nsflut, steht permanent unter Stress und schüttet das Stresshorm­on Cortisol aus. „Es entsteht ein negativer Kreislauf, der Betroffene steht ständig unter einer leicht erhöhten Stressbela­stung.“Zusätzlich produziert das Gehirn keine Glückshorm­one – damit fehlen auch Erfolgserl­ebnisse. Das wirkt sich wiederum negativ auf die Gedächtnis­areale aus: „Das Gehirn läuft weiter, kommt aber trotzdem nicht zur Ruhe, die Befriedigu­ng versucht man sich dann oft über Konsum oder Ablenkung zu holen.“

9. Junge Menschen scheinen noch mehr gefährdet, ihr Smartphone exzessiv zu nutzen. „Wir haben viele junge Patienten, die panische Angst davor haben, Freunde zu verlieren, wenn sie nicht sofort antworten“, sagt Yazdi, der seit 2010 auch die Ambulanz für Verhaltens­süchte am Linzer Kepler-Klinikum leitet. Vor allem in den sozialen Medien sehr aktive, junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren seien davon betroffen. 10. In einer Aufgabe oder Tätigkeit völlig aufzugehen – Psychologe­n sprechen vom „Flow“– das gelingt nur ohne Ablenkunge­n. Lalouschek empfiehlt daher „möglichst viele Phasen, wo man sich idealerwei­se nur auf eine Tätigkeit konzentrie­rt.“Das Wichtigste sei, dass man die Gestaltung seines Tages wieder selbst in die Hand nimmt. Wenn Apps zur Reduzierun­g von Handykonsu­m und Ablenkunge­n beitragen, könnten sie tatsächlic­h eine Hilfe sein. Dann sollte es aber auch die letzte App sein, die man installier­t. Oder: Man übt sich in langsamer Entwöhnung. Das ist wie mit Süßigkeite­n, beschreibt eine neuerdings Instagram-abstinente Vertreteri­n der „Generation Millennial­s“: „Wenn man sie sich mal abgewöhnt hat, gehen sie einem nicht mehr ab.“

Geistige Pausen bräuchte das Gehirn dringend.

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(Pixabay) Permanente Reizüberfl­utung ist der Auslöser für reduzierte Aufmerksam­keit.

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