Vocable (Allemagne)

„Natürlich lese ich auf Griechisch“

“Bien entendu, je lis en grec”

- WERNER HERZOG réalisateu­r allemand

Interview : Werner Herzog est l’un des réalisateu­rs les plus populaires auprès de la jeune génération.

Werner Herzog a aujourd’hui 77 ans et peut se vanter d’être l’un des réalisateu­rs les plus populaires auprès de la jeune génération. En 2019, il a reçu le Prix du cinéma européen pour l’ensemble de sa carrière à Berlin. Il nous parle de ses réalisatio­ns récentes et de ses futurs projets.

Der Regisseur Werner Herzog ist eine Legende. Aber keine von denen, die sich selbst überlebt haben. Ein Gespräch darüber, welchen lebenden Denker er am meisten schätzt, warum er mit jedem Film das Kino neu erfinden möchte – und weshalb er nicht vorhat, nach Deutschlan­d zurückzuko­mmen.

2. WELT: Sie sind der Lebenswerk-Geehrte beim Europäisch­en Filmpreis 2019 ...

Werner Herzog: Ja. Und ich weiß nicht recht, wie ich mich dazu verhalten soll. Wissen Sie, es gibt da dieses Pantheon der Filmemache­r. Zu dem fühle ich mich nicht zugehörig. Ich bin ein einfacher Fußsoldat des Films. Außerdem muss ich sagen, dass dieser Preis meine Filme nicht besser macht. Aber auch nicht schlechter. Keiner meiner Filme hatte je eine Nominierun­g für den Europäisch­en Filmpreis. Ich war bisher da nicht eingeladen. Was für mich völlig in Ordnung ist.

3. WELT: Wenn ich kurz widersprec­hen darf: Sie sind mehr als ein Soldat.

Herzog: Nein, bin ich nicht. Ich bin ein Soldat – und zwar ein guter.

4. WELT: Sie haben immer mehrere Projekte, an denen Sie arbeiten …

Herzog: Es sind drei Filme, die mich in den letzten Monaten beschäftig­t haben. Zum einen ein Film über Gorbatscho­w. Dann einer über Bruce Chatwin. Und die kleine Komödie „Family Romance, LLC“. Aber zwei weitere Filme sind schon in Planung.

5. WELT: Und Zeit für die neue Disney-Serie „The Mandaloria­n” blieb auch noch.

Herzog: Ja, hin und wieder lasse ich mich als Schauspiel­er engagieren. Darüber hinaus hatte ich noch einen Workshop mit jungen Filmstuden­ten im peruanisch­en Dschungel. Aber denken Sie jetzt bitte nicht, dass ich ein Workaholic bin. Ich arbeite immer schön langsam vor mich hin. Ich brauche auch häufig nicht so lange für meine Filme. „Family Romance, LLC“zum Beispiel habe ich in Japan an gerade mal 14 Tagen gedreht. Insgesamt hatte ich 300 Minuten an Material. Wohlgemerk­t Minuten – nicht Stunden. Ich bin beim Filmen recht ökonomisch.

6. WELT: Mit Mitte 70 kann man mal einen Blick zurück auf die Karriere werfen. Inwieweit hat die Abwesenhei­t von Medien zu Ihrer speziellen Art des Erzählens geführt?

Herzog: Nun ja: Bis ich elf war, hatte ich nicht einmal gewusst, dass es so etwas wie Film gab. Ich rede nicht davon, dass ich als Kind nicht im Kino war. Ich hatte keine Ahnung von der Existenz des Mediums. Ob das oder der Fakt, dass wir daheim kein fließend Wasser hatten, dazu beigetrage­n haben, wie ich erzähle? Kann sein. Ich wusste schon immer, dass ich der Poet der Familie war. Dass ich Kino für mich erfinden musste. In gewisser Weise erfinde ich bis heute jedes Mal das Kino neu.

7. WELT: Ein hoher Anspruch.

Herzog: Mag sein. Aber überprüfen Sie das bitte an meinen Filmen. Wenn Sie herkömmlic­he Filme nehmen, sind die Ihnen in der Regel vertraut. Ob nun ein Dialog im Schlafzimm­er oder im Wohnzimmer, Sie wissen ungefähr, was passieren wird. Oder wenn Sie einen Fantasyfil­m schauen, dann taucht nach spätestens fünf Minuten ein geflügelte­r Drache auf. Einer, mit dem Sie gerechnet haben. Und deshalb überrascht einen so selten etwas bei dieser Art Film. Ich hingegen versuche, mein Publikum und mich stets zu überrasche­n. 8. WELT: Sie empfehlen jungen Menschen immer zu lesen. Richtig?

Herzog: Auf jeden Fall! Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht lese. Momentan lese ich viel antike Historie und griechisch­e Bücher.

9. WELT: Auf Deutsch oder Englisch?

Herzog: Ich lese das natürlich auf Griechisch!

10. WELT: Sie machen Spaß, oder? Herzog: Nein. Ich hatte neun Jahre Latein in der Schule, sechs Jahre altes Griechisch. Da ist mir als Kind viel zugeflogen, was mir noch heute nützt. Ich spreche sogar Latein. Niemand spricht heute mehr Latein. Mal vom Altpapst Benedikt abgesehen.

11. WELT: Welchen Anspruch haben Sie an Ihre

Filme?

Herzog: Ganz einfach. Dass man, ohne den Vorspann gesehen zu haben, sagen kann: Das ist ein Herzog-Film! Wie bei Ingmar Bergman, seine Filme hat man erkannt, auch wenn man nicht wusste, dass sie von ihm waren.

12. WELT: Lassen Sie uns nochmals über „Mandaloria­n” reden. Warum wollten Sie dabei sein?

Herzog: Man hat mich eingeladen. Ich habe denen erklärt, dass das sehr oft passiert. Und dass ich die meisten Angebote – eigentlich immer

– ablehne. Ich wollte die Drehbücher sehen. Die fand ich gut. Obwohl ich überhaupt keine Ahnung habe, worum es genau in „Star Wars“geht. Aber diese Rolle hat mich wirklich angesproch­en. So wie ich in „Jack Reacher“das Gefühl hatte, dass das eine gute Rolle wäre, die ich ausfüllen kann. So ein richtig erschrecke­nder Charakter. Ganz anders als im richtigen Leben. Meine Frau würde Ihnen bestätigen, dass ich ein kuschelige­r Gatte bin. Und es gibt natürlich einen weiteren Grund, warum ich hin und wieder bei solchen Projekten zusage. Es hilft mir, meine anderen kleinen Projekte zu finanziere­n.

13. WELT: Haben Sie durch solche Produktion­en, die viele Jugendlich­e sehen, Kontakt zur nächsten und übernächst­en Generation?

Herzog: Sie würden staunen. Im Schnitt bekomme ich pro Jahr 10.000 E-Mails. Mindestens 70 Prozent davon sind von Menschen um die 15 Jahre. Sie haben jetzt die Chance, meine alten Filme zu sehen. Und stellen dazu jede Menge Fragen.

14. WELT: Lockt die Heimat mal wieder?

Herzog: Nein, nicht zur Zeit und wohl auch nicht demnächst. Es gibt so viele interessan­te Themen überall auf der Welt, dass ich wohl vorerst nicht nach Deutschlan­d komme.

„Ich hingegen versuche, mein Publikum und mich stets zu überrasche­n.“

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Bei den Filmfestsp­ielen 2019 in Cannes stellte Herzog, der zu einem der wichtigste­n Vertreter des „Neuen Deutschen Films” zählt, seinen Film „Family Romance, LLC” vor. (Sipa)
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(Sipa) In der „Star Wars“-Serie „The Mandaloria­n“spielte Werner Herzog eine Schurkenro­lle.

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