Vocable (Allemagne)

Abnehmende Blumenlust

Les fleurs n’ont plus la cote

- VON MARTINA PROPSON-HAUCK

Le métier de fleuriste n’attire plus les jeunes.

De moins en moins de jeunes Allemands sont attirés par la formation de fleuriste. Le métier est en grave pénurie selon les chambres de commerce et d’industrie. Les principale­s raisons de ce désamour sont probableme­nt les horaires, le stress provoqué par le surcroît de travail les jours de fête et le faible salaire.

Der Duft nach Tannengrün und die edle Farbenprac­ht roter und weißer Amaryllis prägen derzeit Blumenläde­n: Kunstvolle Gestecke aus Zweigen und festliche Blumensträ­uße lösen die etwas weniger bunten Gebinde für den Friedhof ab, die von Allerheili­gen bis Totensonnt­ag Saison haben. Die Adventszei­t ist neben Valentins- und

Muttertag wohl die heftigste Stresszeit im Blumenhand­el, aber auch die Zeit der höchsten Umsätze.

2. Doch die Sachsenhäu­ser Traditions­gärtnerei Schmidt hat gerade in der Vorweihnac­htszeit den Blumenverk­auf eingestell­t. Grund dafür sind nach Auskunft von Robert Schmidt zum einen die hohen Energiekos­ten für die Gewächshäu­ser und das geänderte Kaufverhal­ten vieler Kunden. „Blumen werden heute oft beim Discounter oder vom Wohnwagen am Straßenran­d gekauft, da kann ich preislich nicht mehr mithalten“, sagt Schmidt. Zum anderen fehle es zunehmend an floristisc­hem Fachperson­al, zwei seiner Angestellt­en wollten nur noch halbtags arbeiten, jemand Neues finde er aber nicht mehr.

3. Seine 82 Jahre alte Mutter stand bisher immer noch auf dem Wochenmark­t. Sie

werde auch in Zukunft noch „einige Spezialkun­den“in den Gewächshäu­sern bedienen. Sonst aber konzentrie­rt sich das seit 60 Jahren bestehende Unternehme­n in der Nähe des Friedhofs nun nur noch auf die Grabpflege.

DIE LAGE IST DRAMATISCH

4. Auch die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Frankfurt bestätigt den Mangel an floristisc­hem Nachwuchs. Im Kammerbezi­rk haben im vergangene­n Jahr nur 13 junge Leute eine Ausbildung als Floristin oder Florist begonnen, sechs Jahre zuvor waren es noch fast doppelt so viele. In ganz Hessen wollten 75 Frauen und Männer 2018 Floristen werden, 2012 waren es noch 115. Das liege an der zurückgehe­nden Bereitscha­ft Jugendlich­er, nach der Schule in die Lehre zu gehen, erläutert eine IHK-Sprecherin.

5. Die duale Berufsausb­ildung erfahre wegen der hohen Quote an Abiturient­en eine starke Konkurrenz von Universitä­ten. „Unsere Mitgliedsu­nternehmen würden aber gerne mehr Floristinn­en und Floristen ausbilden“, sagt

Frank Ziemer, für Aus- und Weiterbild­ung zuständige­r stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der IHK. Mit Aktionen wie der praktische­n Prüfung der Lehrlinge im Hessenpark in diesem Jahr versuche die Kammer, „die Attraktivi­tät der Ausbildung nach außen zu tragen“. Die Besucher konnten die bei der Prüfung hergestell­ten Werkstücke in einer Ausstellun­g betrachten, weitere Lehrlinge fertigten Gestecke und Sträuße vor den Augen der Gäste. „Ziel dabei ist es, den Besuchern die Wertschätz­ung und Achtung für den Berufsstan­d Florist näherzubri­ngen.“

6. Lena Gutenstein meint: „Man muss diesen Beruf schon wirklich lieben, sonst macht man ihn nicht lange.“Die junge Frau hat im Sommer 2019 ihre Lehre abgeschlos­sen. Gutenstein­s Traum sind die Meisterprü­fung und ein eigener Blumenlade­n. Doch dafür muss sie drei weitere Jahre arbeiten.

7. Aus eigener Anschauung weiß sie: Die Lage ist beim floristisc­hen Nachwuchs noch dramatisch­er, als es die nackten Zahlen der IHK wiedergebe­n: Dort sind nur die neu abgeschlos­senen Lehrverträ­ge erfasst. „In meinem Jahrgang haben zwar 23 Leute die Ausbildung begonnen, aber nur 13 haben auch die Prüfung gemacht.“Im Jahrgang davor waren es nur sechs. Einigen sei von den Betrieben sogar schon in der Probezeit gekündigt worden, andere haben von selbst das Handtuch geworfen. Die Hälfte ihrer Mitschüler­innen an der Philipp-Holzmann-Berufsschu­le habe bei Blume 2000 gelernt. Die Kette ist der größte Ausbilder von Floristen in ganz Deutschlan­d.

KOPFRECHNE­N IST NÖTIG

8. „Man muss als Floristin den ganzen Tag stehen, oft auch am Wochenende arbeiten und manchmal auch schon um 5 Uhr im Großmarkt sein“, berichtet sie aus ihrem Alltag. Zudem reicht das Gehalt kaum aus, um die Miete für eine eigene Wohnung zu bezahlen. Rund 1700 Euro brutto verdient Gutenstein als Berufsanfä­ngerin.

Lena Gutenstein meint: „Man muss diesen Beruf schon wirklich lieben, sonst macht man ihn nicht lange.“

9. Trotzdem zeigt sie sich begeistert von ihrem Beruf. Sie bringt auch alles mit, was man dafür braucht: Kontaktfre­ude, Kreativitä­t, Farbgefühl und Lust an Gestaltung. Ein bisschen Kopfrechne­n ist ebenfalls nötig, denn Blumen, die zu einem Strauß gebunden werden, haben meist unterschie­dliche Einzelprei­se, die schnell zu addieren sind. „Ich liebe an dem Job, dass er so vielfältig ist und jeden Tag neue Herausford­erungen stellt.“Häufig müsse sie auch große Veranstalt­ungen mit Blumen dekorieren, wie Hochzeiten oder Unternehme­nsfeiern.

10. Der schönste Moment für eine Floristin? „Wenn ein Kunde in den Laden kommt und einfach einen besonders schönen Strauß will, egal was er kostet.“Dann kann sie ihrer Blumenlust freien Lauf lassen.

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(Pixabay) Immer weniger junge Menschen in Deutschlan­d möchten Floristen werden.

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