Abnehmende Blumenlust
Les fleurs n’ont plus la cote
Le métier de fleuriste n’attire plus les jeunes.
De moins en moins de jeunes Allemands sont attirés par la formation de fleuriste. Le métier est en grave pénurie selon les chambres de commerce et d’industrie. Les principales raisons de ce désamour sont probablement les horaires, le stress provoqué par le surcroît de travail les jours de fête et le faible salaire.
Der Duft nach Tannengrün und die edle Farbenpracht roter und weißer Amaryllis prägen derzeit Blumenläden: Kunstvolle Gestecke aus Zweigen und festliche Blumensträuße lösen die etwas weniger bunten Gebinde für den Friedhof ab, die von Allerheiligen bis Totensonntag Saison haben. Die Adventszeit ist neben Valentins- und
Muttertag wohl die heftigste Stresszeit im Blumenhandel, aber auch die Zeit der höchsten Umsätze.
2. Doch die Sachsenhäuser Traditionsgärtnerei Schmidt hat gerade in der Vorweihnachtszeit den Blumenverkauf eingestellt. Grund dafür sind nach Auskunft von Robert Schmidt zum einen die hohen Energiekosten für die Gewächshäuser und das geänderte Kaufverhalten vieler Kunden. „Blumen werden heute oft beim Discounter oder vom Wohnwagen am Straßenrand gekauft, da kann ich preislich nicht mehr mithalten“, sagt Schmidt. Zum anderen fehle es zunehmend an floristischem Fachpersonal, zwei seiner Angestellten wollten nur noch halbtags arbeiten, jemand Neues finde er aber nicht mehr.
3. Seine 82 Jahre alte Mutter stand bisher immer noch auf dem Wochenmarkt. Sie
werde auch in Zukunft noch „einige Spezialkunden“in den Gewächshäusern bedienen. Sonst aber konzentriert sich das seit 60 Jahren bestehende Unternehmen in der Nähe des Friedhofs nun nur noch auf die Grabpflege.
DIE LAGE IST DRAMATISCH
4. Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt bestätigt den Mangel an floristischem Nachwuchs. Im Kammerbezirk haben im vergangenen Jahr nur 13 junge Leute eine Ausbildung als Floristin oder Florist begonnen, sechs Jahre zuvor waren es noch fast doppelt so viele. In ganz Hessen wollten 75 Frauen und Männer 2018 Floristen werden, 2012 waren es noch 115. Das liege an der zurückgehenden Bereitschaft Jugendlicher, nach der Schule in die Lehre zu gehen, erläutert eine IHK-Sprecherin.
5. Die duale Berufsausbildung erfahre wegen der hohen Quote an Abiturienten eine starke Konkurrenz von Universitäten. „Unsere Mitgliedsunternehmen würden aber gerne mehr Floristinnen und Floristen ausbilden“, sagt
Frank Ziemer, für Aus- und Weiterbildung zuständiger stellvertretender Geschäftsführer der IHK. Mit Aktionen wie der praktischen Prüfung der Lehrlinge im Hessenpark in diesem Jahr versuche die Kammer, „die Attraktivität der Ausbildung nach außen zu tragen“. Die Besucher konnten die bei der Prüfung hergestellten Werkstücke in einer Ausstellung betrachten, weitere Lehrlinge fertigten Gestecke und Sträuße vor den Augen der Gäste. „Ziel dabei ist es, den Besuchern die Wertschätzung und Achtung für den Berufsstand Florist näherzubringen.“
6. Lena Gutenstein meint: „Man muss diesen Beruf schon wirklich lieben, sonst macht man ihn nicht lange.“Die junge Frau hat im Sommer 2019 ihre Lehre abgeschlossen. Gutensteins Traum sind die Meisterprüfung und ein eigener Blumenladen. Doch dafür muss sie drei weitere Jahre arbeiten.
7. Aus eigener Anschauung weiß sie: Die Lage ist beim floristischen Nachwuchs noch dramatischer, als es die nackten Zahlen der IHK wiedergeben: Dort sind nur die neu abgeschlossenen Lehrverträge erfasst. „In meinem Jahrgang haben zwar 23 Leute die Ausbildung begonnen, aber nur 13 haben auch die Prüfung gemacht.“Im Jahrgang davor waren es nur sechs. Einigen sei von den Betrieben sogar schon in der Probezeit gekündigt worden, andere haben von selbst das Handtuch geworfen. Die Hälfte ihrer Mitschülerinnen an der Philipp-Holzmann-Berufsschule habe bei Blume 2000 gelernt. Die Kette ist der größte Ausbilder von Floristen in ganz Deutschland.
KOPFRECHNEN IST NÖTIG
8. „Man muss als Floristin den ganzen Tag stehen, oft auch am Wochenende arbeiten und manchmal auch schon um 5 Uhr im Großmarkt sein“, berichtet sie aus ihrem Alltag. Zudem reicht das Gehalt kaum aus, um die Miete für eine eigene Wohnung zu bezahlen. Rund 1700 Euro brutto verdient Gutenstein als Berufsanfängerin.
Lena Gutenstein meint: „Man muss diesen Beruf schon wirklich lieben, sonst macht man ihn nicht lange.“
9. Trotzdem zeigt sie sich begeistert von ihrem Beruf. Sie bringt auch alles mit, was man dafür braucht: Kontaktfreude, Kreativität, Farbgefühl und Lust an Gestaltung. Ein bisschen Kopfrechnen ist ebenfalls nötig, denn Blumen, die zu einem Strauß gebunden werden, haben meist unterschiedliche Einzelpreise, die schnell zu addieren sind. „Ich liebe an dem Job, dass er so vielfältig ist und jeden Tag neue Herausforderungen stellt.“Häufig müsse sie auch große Veranstaltungen mit Blumen dekorieren, wie Hochzeiten oder Unternehmensfeiern.
10. Der schönste Moment für eine Floristin? „Wenn ein Kunde in den Laden kommt und einfach einen besonders schönen Strauß will, egal was er kostet.“Dann kann sie ihrer Blumenlust freien Lauf lassen.