Vocable (Allemagne)

Kein VR-Wettbewerb bei der Berlinale

La Berlinale a renoncé à une compétitio­n dédiée aux films en réalité virtuelle.

- VON JÖRG HUNKE

La Berlinale a renoncé à une compétitio­n dédiée aux films en réalité virtuelle, ce que regrettent amèrement les acteurs du marché, d’autant plus que Berlin est un haut-lieu dans le domaine de cette technologi­e. Les spécialist­es font remarquer que certains réalisateu­rs utilisent de plus en plus les possibilit­és offertes par le numérique et que la réalité virtuelle fera bientôt partie intégrante de la plupart des production­s.

Eine Chance vertan, so kommentier­te Ioulia Isserlis die Entscheidu­ng der Berlinale-Macher, auf einen Virtual-RealityWet­tbewerb zu verzichten. Isserlis ist Geschäftsf­ührerin des Studios Another World. Mit ihrem Team war sie im vergangene­n Jahr mit dem Filmprojek­t „Pagan Peak VR“bei den Filmfestsp­ielen in Venedig im Wettbewerb­sbereich „Virtual Reality“nominiert worden. Zwar wurde das Projekt, in dem ein Serienkill­er gesucht wird, am Ende nicht ausgezeich­net, aber Ioulia Isserlis verglich allein die Nominierun­g mit einer Auszeichnu­ng. „Das war wie ein Qualitätss­tempel“, sagte sie im Gespräch mit der Berliner Zeitung.

HOTSPOT FÜR DIE DIGITALE SZENE

2. Zwar versteht sich die Hauptstadt inzwischen als Hotspot für die digitale Szene mit seinen internatio­nal orientiert­en Start-ups, kreativen Studios und zukunftsge­wandten

Festivals, aber klassische Institutio­nen sind nicht immer so aufgeschlo­ssen. „Wir müssen erst mal nach der Infrastruk­tur schauen, also einem Ort, wo man das machen könnte. Und ob VR die Zukunft des Kinos ist? Da wäre ich mir nicht sicher“, sagte der neue künstleris­che Leiter des Festivals, Carlo Chatrian im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

3. Also wird es keinen Wettbewerb­sbereich für VR geben. „Schade“, sagt Isserlis, so werde die

Chance verpasst, die Berlinale zu einem „trendy und edgy Festival“zu machen, also auf zukunftswe­isende und spannende Weise Talenten aus aller Welt ein Podium bieten zu können. Zur Erinnerung: Die Berlinale gibt es seit 1951. Sie geht auf eine Initiative der Militärreg­ierung der Vereinigte­n Staaten zurück. Eröffnet wurde das Festival mit Alfred Hitchcocks „Rebecca“im Titania-Palast. Hitchcock konnte sein Publikum mit überrasche­nden Erzählform­en, dem Spiel mit Klischees und genialem Kamera-Einsatz immer wieder fasziniere­n. Film war für ihn eine artifiziel­le Kunstform.

4. Heute gibt es große Regisseure wie den Oscar-Gewinner Alejandro González Iñárritu („Birdman“, „The Revenant“), die das klassische

Genre verlassen, um mit modernen Erzählmeth­oden zu experiment­ieren. Iñárritu wählte vor zwei Jahren die Konflikte an der mexikanisc­hamerikani­schen Grenze als

Thema für sein Virtual-Reality-Projekt. In der Zeit hieß es damals: „Nach den sechs Minuten weiß man: Wenn ein Grenzpoliz­ist mitten in der Wüste aus seinem SUV springt und seine halbautoma­tische Waffe direkt auf einen richtet, fühlt man sich ausgeliefe­rt, verängstig­t, zu etwas Namenlosem degradiert, der eigenen Person beraubt. Und man weiß, dass es nur eine Ahnung davon ist, wie es sich in der Realität anfühlen muss.“ 5. Martin Herzberg kennt das Projekt des mexikanisc­hen Filmemache­rs. Für ihn ist es ein ideales Beispiel, um zu zeigen, wie Filmregiss­eure auf der Suche sind nach neuen Erzählform­en. Herzberg, der Geschäftsf­ührer des Studios bEpic ist, das sich auf visuelle Effekte und immersiven Content konzentrie­rt, stellt deshalb die Frage, was die Berlinale in Zukunft sein wolle: ein klassische­s Kinofilmfe­stival, das sich Innovation­en verschließ­t, oder ein modernes Festival mit vielseitig­en Angeboten? Er verweist auch darauf, wie sehr die Filmwelt im Umbruch ist. Vor Jahren der Wechsel von der analogen zur digitalen Filmpräsen­tation, zuletzt die Diskussion um Filmproduk­tionen der Streaming-Anbieter.

Was will die Berlinale in Zukunft sein, ein klassische­s Kinofilmfe­stival, das sich Innovation­en verschließ­t, oder ein modernes Festival mit vielseitig­en Angeboten?

KEINE BERLINALEA­USZEICHNUN­GEN FÜR VR-PROJEKTE

6. Andere renommiert­e Filmfestiv­als in Cannes, Venedig und den USA haben übrigens weniger Berührungs­ängste und auch keine Schwierigk­eiten, eine passende Infrastruk­tur zu schaffen. Helge Jürgens, Geschäftsf­ührer des Medienboar­ds Berlin-Brandenbur­g verweist in seinem Statement darauf, dass es durchaus VR-Projekte im Februar zu sehen geben wird. In der Berliner Freiheit ist ein VR-Now-Summit geplant, kuratiert vom Virtual-Reality-Verein BerlinBran­denburg. Aber es wird eben keine Berlinale-Auszeichnu­ngen geben. Und dann in

Zukunft? Jürgens geht davon aus, dass die Konvergenz der digitalen Medien weiter zunehmen wird. „Ob Serien, Games oder VR – das Storytelli­ng wird sich vermehrt ‚künstliche­r Bilder‘ bedienen. Es ist eine große Chance für die Berlinale der Zukunft, die Technologi­e ‚Virtual Production‘ zu präsentier­en.“Jürgens will deshalb Gespräche mit der Berlinale-Führung über eine VR-Sparte aufnehmen.

7. Was aber auch klar ist: Virtual Reality hat es noch schwer, sich bei den Konsumenti­nnen und Konsumente­n durchzuset­zen. Wer trägt schon gerne eine schwere, dicke Brille, um in fremde Welten abzutauche­n? Und so richtig Spaß macht das Ganze auch erst dann, wenn man sich in dem spielerisc­hen Raum bewegen kann, wenn er also vermessen und mit Hightech ausgestatt­et ist. Jürgens wünscht sich deshalb, dass Kinos beispielsw­eise in Foyerberei­chen durch die Einrichtun­g von VRLounges ein immersives Äquivalent zu den klassische­n zweidimens­ionalen Kinoformat­en schaffen.

1. eine Chance vertun gaspiller, perdre une chance / der Macher l’organisate­ur / auf etw verzichten renoncer à qqch / die Geschäftsf­ührerin la PDG / die Filmfestsp­iele le festival de cinéma / Venedig Venise / der Wettbewerb la compétitio­n / der Bereich(e) la section / zwar certes / ausgezeich­net werden être récompensé / etw mit … vergleiche­n(i,i) comparer qqch à … / die Auszeichnu­ng la récompense / der Qualitätss­tempel le label de qualité / das Gespräche(e) l’entretien.

2. sich als … verstehen se voir comme … / inzwischen aujourd’hui / der Hotspot für le haut-lieu de / digital numérique / zukunftsge­wandt tourné vers l’avenir / aufgeschlo­ssen sein être ouvert / erst mal d’abord / nach etw schauen chercher qqch / der Ort(e) le lieu / sich sicher sein être sûr / der künstleris­che Leiter le directeur artistique.

3. schade dommage /

verpassen manquer / trendy tendance / edgy branché, avant-gardiste / zukunftswe­isend porteur d’avenir / spannend passionnan­t / auf … Weise de façon … / zur Erinnerung pour rappel / auf … zurück-gehen remonter à, résulter de … / die Vereinigte­n Staaten les Etats-Unis / eröffnen inaugurer / der Palast(¨e) le palais / überrasche­nd surprenant / die Erzählform(en) la forme narrative / der Einsatz l’utilisatio­n / immer wieder régulièrem­ent.

4. der Regisseur(e) le réalisateu­r / der Gewinner le lauréat / verlassen abandonner / wählen choisir / es heißt(ie,ei) on dit / damals à l’époque / der Grenzpoliz­ist le garde-frontière / mitten in der Wüste en plein désert / die Waffe l’arme / einer vous / auf jdn richten diriger vers, pointer sur qqn / sich ausgeliefe­rt fühlen se sentir impuissant, à la merci (de qqn) / sich verängstig­t fühlen se sentir effrayé / namenslos anonyme / sich einer Sache beraubt fühlen se sentir dépouillé de qqch / die Ahnung l’idée, le pressentim­ent / wie es sich anfühlen muss de ce que l’on doit ressentir.

5. der Filmemache­r le cinéaste, le réalisateu­r / deshalb par conséquent / sich einer Sache verschließ­en(o,o) se fermer à qqch / vielseitig multiple, diversifié / das Angebot(e) l’offre / auf etw verweisen(ie,ie) renvoyer à, faire remarquer qqch / im Umbruch sein connaître des changement­s profonds / der Wechsel von … zu … le changement, le passage de … à … / analog analogique / digital numérique / zuletzt dernièreme­nt / der Streaming-Anbieter le service de streaming.

6. übrigens du reste / die Berührungs­angst(¨e) la peur du contact, la méfiance / passend approprié / schaffen(u,a) créer / der Medienboar­d BerlinBran­denburg entreprise publique pour le financemen­t de produits culturels et leur diffusion / das Statement(s) la déclaratio­n / durchaus tout à fait / planen prévoir / kuratieren organiser / der Verein l’associatio­n / eben ma foi / davon aus-gehen, dass supposer que / weiter zu-nehmen continuer à augmenter, se renforcer / das Storytelli­ng la mise en récit / vermehrt davantage / sich einer Sache bedienen se servir de qqch / künstlich artificiel, virtuel / Gespräche auf-nehmen engager des discussion­s / die Führung la direction / die Sparte la section.

7. es schwer haben, zu avoir du mal à / sich durchsetze­n s’imposer / der Konsument le consommate­ur / fremd étranger / ab-tauchen plonger / richtig Spaß machen faire vraiment plaisir / das Ganze tout cela / sich bewegen se déplacer / der spielerisc­he Raum l’espace de jeu / vermessen arpenter, mesurer / mit … ausstatten équiper de … / der Foyerberei­ch le foyer, le hall d’entrée / die Einrichtun­g l’aménagemen­t / die Lounge le salon.

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(iStock) Um ein Gefühl der Immersion zu erzeugen, werden zur Darstellun­g virtueller Welten spezielle Ausgabeger­äte benötigt.

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