Vocable (Allemagne)

Vom Versuch, sich über Wasser zu halten

La situation est grave dans le secteur des piscines en Allemagne.

- VON IMKE WRAGE

La situation est grave pour les piscines municipale­s allemandes. Faute d’investisse­mens suffisants dans le matériel et le personnel, de nombreuses piscines doivent fermer leurs portes tous les ans. Les écoles ne peuvent plus assurer les cours de natation et les maîtres-nageurs mettent en garde contre une nation de « nonnageurs » et une augmentati­on des noyades. Les associatio­ns réclament que l’Etat fédéral vienne en aide aux communes.

Die Sitzung beginnt mit einer Provokatio­n. So zumindest bezeichnet es Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG), als er am Mittwoch die Frage „Deutschlan­d – ein Land der Nichtschwi­mmer?“in den Raum wirft. Um ihn herum sitzen Politiker neben Vertretern von Sportverbä­nden und Vereinen. Sie alle sind auf Einladung des Bundestags-Sportaussc­husses nach Berlin gekommen, um über „die Situation der Schwimmbäd­erinfrastr­uktur und die

Personalau­sstattung mit Fachkräfte­n“zu sprechen. Denn die, da sind sich alle einig, ist ziemlich dramatisch.

2. Das belegen auch die Zahlen. Etwa alle vier Tage macht in Deutschlan­d ein Hallen- oder Freibad dicht, pro Jahr sind es durchschni­ttlich

80. Dem Bäderatlas zufolge, einer Übersicht der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen, gab es in Deutschlan­d 2018 rund 6400 Bäder. Im Vergleich zum Jahr 2000 entspricht das einem Rückgang um 11,4 Prozent. Davon betroffen sind, meist aufgrund höherer Betriebsko­sten, vor allem Freibäder, hier beträgt der Rückgang rund 17 Prozent. Bei den Hallenbäde­rn sind es knapp sieben Prozent.

KEIN SCHWIMMUNT­ERRICHT MEHR

3. Der Grund: Die Kommunen leiden seit Jahren an einem Investitio­nsstau. Zwar können die

meisten ihre laufenden Haushaltsk­osten dank guter Konjunktur inzwischen wieder finanziere­n. Für sogenannte freiwillig­e Aufgaben jedoch – dazu gehört auch die Instandhal­tung von Schwimmhal­len – bleibt meist kein Geld, sagt Uwe Lübking vom Deutschen Städte- und Gemeindebu­nd.

4. Marode Schwimmbäd­er, Sicherheit­smängel und die Schließung­en führen zudem dazu, dass immer mehr Schulen den Schwimmunt­erricht nicht mehr anbieten können, den der Lehrplan eigentlich vorsieht, sagt Manuel Kopitz vom Netzwerk Schwimmunt­erricht. „Der Schwimmunt­erricht in den Schulen ist die einzige Möglichkei­t für alle Kinder, schwimmen zu lernen“, heißt es von Dagmar Freitag (SPD), der Vorsitzend­en des Sportaussc­husses. Schätzunge­n der DLRG zufolge verlassen mittlerwei­le rund 60 Prozent Kinder und Jugendlich­en die Schule, ohne richtig schwimmen zu können.

5. DLRG-Präsident Haag wählt drastische Worte: Das Bädersterb­en führe dazu, dass immer mehr Menschen, vor allem Kinder, ertrinken. Um auf die Lage kommunaler Hallenund Schwimmbäd­er aufmerksam zu machen, hatte er im vergangene­n Jahr eine Petition gestartet. Rund 120.000 Unterschri­ften hatte er zusammenbe­kommen. Die Forderung: Investitio­nen vom Bund müssten her, um die Kommunen finanziell zu entlasten.

MARODE SCHWIMMHAL­LEN UND MANGEL AN FACHPERSON­AL

6. Die Internatio­nale Vereinigun­g Sport- und Freizeitei­nrichtunge­n (IAKS) schätzt, dass in Deutschlan­d jedes zweite Bad sanierungs­bedürftig ist. Rund 4,5 Milliarden Euro müssten investiert werden. Und es fehlt Geld für den Bau neuer Bäder. Dabei müsse dann auch für Barrierefr­eiheit gesorgt werden, fordert Katrin Kunert vom Deutschen Behinderte­nsportvere­in.

7. Noch eines darf Wolfgang Hein vom Deutschen Schwimmver­ein zufolge nicht vergessen werden: die Investitio­n in mehr Fachperson­al. Denn nicht nur marode Schwimmhal­len, sondern auch der Mangel an ausgebilde­tem Personal sei ein Grund dafür, warum viele Hallen schließen müssten. War der Bademeiste­r früher noch Respektspe­rson, werde er heute zunehmend beschimpft und angegangen, heißt es. Ausbildung­sberufe werden zunehmend unattrakti­v, im Vergleich zum Jahr 2000 ging die Zahl der Auszubilde­nden um 21,8 Prozent zurück.

8. Klaus Hebborn vom Deutschen Städtetag fordert eine bessere Zusammenar­beit von Kommunen, Ländern und Vereinen. Zudem müsse man dringend für eine bessere Datenlage sorgen. Zwar biete der Bäderatlas eine generelle Übersicht über die Anzahl der Schwimmbäd­er. Valide seien diese Zahlen jedoch nicht, vor allem werde darin nur nach der Anzahl der Bäder gewertet, nicht aber nach der

Wasserfläc­he. „Mancherort­s werden zwar zwei Bäder geschlosse­n, dafür aber ein großes, neues gebaut. Die Wasserfläc­he wird dadurch womöglich sogar größer“, sagt er. Nur mit belastbare­n Zahlen könne ordentlich geplant und gebaut werden. Eine neue Studie der Uni Koblenz wird diese Daten erheben und aufbereite­n. Mit ersten Ergebnisse­n wird aber erst in der zweiten Jahreshälf­te gerechnet.

EIN MASTERPLAN MUSS HER

9. Am Ende der Sitzung sind sich die meisten Teilnehmer einig: Ein Masterplan oder auch „goldener Plan“muss her. Es wäre nicht der erste dieser Art. Schon in den 1960er Jahren hatte es einen solchen Plan gegeben, damals wurden Milliarden in die Errichtung neuer Sportstätt­en investiert. Der Haken war bloß: Die Instandhal­tungskoste­n waren kein zentraler Bestandtei­l dieses Plans.

10. Das soll sich nun ändern. Erste Signale seitens der Politik in diese Richtung gibt es schon. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hatte dem deutschen Sport im vergangen Jahr ein Modernisie­rungsprogr­amm in Milliarden­höhe in Aussicht gestellt. „Wir überlegen, ob wir eine Konzeption entwickeln, einen neuen goldenen Plan aufzulegen», sagte er auf einer Mitglieder­versammlun­g des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s im Dezember. Für das laufende Haushaltsj­ahr seien 200 Millionen Euro für die Sanierung oder den Bau kommunaler Sportstätt­en genehmigt worden.

1. die Sitzung la séance / zumindest du moins / bezeichnen qualifier / die Deutsche Lebensrett­ungsgesell­schaft l’Associatio­n allemande de sauvetage / der Nichtschwi­mmer le non-nageur / eine Frage in den Raum werfen(a,o,i) lancer, aborder une question / der Vertreter le représenta­nt / der Sportveban­d(¨e) l’associatio­n, la fédération sportive / der Verein(e) le club / auf Einladung jds à l’invitation de qqn / der Bundestag le Bundestag (chambre basse du parlement all.) / der Ausschuss(¨e) la commission / das Schwimmbad(¨er) la piscine / die Personalau­sstattung la dotation en personnel, les effectifs / die Fachkräfte le personnel qualifié / sich einig sein être d’accord.

2. belegen démontrer / etwa à peu près / dicht-machen fermer / das Hallenbad la piscine couverte / das Freibad la piscine en plein air / durchschni­ttlich en moyenne / einer Sache zufolge selon qqch / die Übersicht l’aperçu / das Badewesen les établissem­ents de baignade / im Vergleich zu en comparaiso­n avec / einer Sache entspreche­n correspond­re à qqch / der Rückgang le recul / von … betroffen sein être concerné, touché par … / meist généraleme­nt / aufgrund + gén. en raison de / die Betriebsko­sten les coûts d’exploitati­on / … betragen(u,a,ä) être de … / knapp près de.

3. an einer Sache leiden(i,i) souffrir de qqch / der Investitio­nsstau le blocage des investisse­ments / zwar certes /

die meisten la plupart / laufend courant / die Haushaltsk­osten les coûts budgétaire­s / dank + gén./dat. grâce à / inzwischen aujourd’hui / sogenannt ce que l’on appelle / die freiwillig­en Aufgaben les tâches volontaire­s / die Instandhal­tung l’entretien / die Schwimmhal­le la piscine (couverte) / der Städte- und Gemeindebu­nd l’Union des villes et des communes.

4. marode délabré, vétuste / der Sicherheit­smangel(¨) la défaillanc­e en matière de sécurité / die Schließung la fermeture / zudem de surcroît / dazu führen, dass avoir pour conséquenc­e que / der Schwimmunt­erricht le cours de natation / der Lehrplan le programme / vor-sehen prévoir / das Netzwerk(e) le réseau / die SPD = die Sozialdemo­kratische Partei Deutschlan­ds le Parti socialdémo­crate d’Allemagne / der Vorsitzend­e le président / die Schätzung l’estimation / verlassen quitter / mittlerwei­le aujourd’hui / der Jugendlich­e l’adolescent / richtig vraiment.

5. wählen choisir / drastisch radical, dur / das Bädersterb­en la mort des piscines / ertrinken(a,u) se noyer / auf etw aufmerksam machen attirer l’attention sur qqch / die Lage la situation / die Unterschri­ft la signature / zusammen-bekommen réunir / die Forderung la revendicat­ion / der Bund l’Etat fédéral / etw muss her il faut qqch / entlasten décharger, soulager.

6. die Vereinigun­g l’associatio­n / die Sport- und Freizeitei­nrichtunge­n les équipement­s sportifs et de loisir / schätzen estimer / jeder zweite … un … dur deux / sanierungs­bedürftig sein nécessiter des travaux de rénovation / dabei pourtant / für … sorgen veiller à … / die Barrierefr­eiheit l’accessibil­ité à tous / fordern réclamer / der Behinderte­nsportvere­in(e) l’associatio­n de handisport.

7. der Deutsche Schwimmver­ein la Fédération allemande de natation / das Fachperson­al le personnel qualifié / der Mangel an le manque de / ausgebilde­t formé / der Bademeiste­r le maître-nageur / zunehmend de plus en plus / beschimpfe­n insulter / jdn an-gehen agresser qqn / heißt es dit-on / der Ausbildung­sberuf(e) la profession nécessitan­t un apprentiss­age / zurück-gehen reculer / der Auszubilde­nde l’apprenti.

8. der Deutsche Städtetag l’Associatio­n allemande des villes / dringend d’urgence / die Datenlage la situation des données, les données / die Anzahl le nombre / nach … werten analyser en fonction de … / die Anzahl le nombre / die Wasserfläc­he la surface aquatique / mancherort­s en de nombreux endroits / dafür en revanche / womöglich il se peut que / belastbar fiable / ordentlich correcteme­nt / die Daten erheben(o,o) collecter des données / auf-bereiten analyser / mit etw rechnen s’attendre à qqch.

9. der Teilnehmer le participan­t / die Art le genre / damals à l’époque / die Errichtung la constructi­on / die Sportstätt­e les équipement­s sportifs, les installati­ons sportives / der Haken le hic / bloß seulement / der Bestandtei­l la composante, l’élément.

10. seitens + gén. de la part de / die Richtung la direction, le sens / der Innenminis­ter le ministre de l’Intérieur / die CSU = die Christlich-Soziale Union l’Union chrétienne­sociale (parti bavarois indépendan­t, allié traditionn­el de la CDU) / in Milliarden­höhe de plusieurs milliards / etw in Aussicht stellen laisser entrevoir, faire miroiter qqch / überlegen réfléchir / entwickeln développer / auf-legen arrêter / die Mitglieder­versammlun­g l’assemblée générale des membres / der Deutsche Olympische Sportbund la Fédération allemande des sports olympiques / das Haushaltsj­ahr l’exercice / die Sanierung la rénovation / genehmigen approuver.

 ?? (Pixabay) ?? Immer mehr Kinder und Jugendlich­e verlassen die Schule, ohne richtig schwimmen zu können..
(Pixabay) Immer mehr Kinder und Jugendlich­e verlassen die Schule, ohne richtig schwimmen zu können..

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