Wir gegen Amazon
La pandémie de coronavirus a forcé les librairies à réinventer leur commerce.
La pandémie de coronavirus et ses conséquences ont forcé les librairies à réinventer leur commerce. Beaucoup se sont tournées vers le commerce en ligne et les livraisons pour sauver leur chiffre d’affaires. Avec un succès étonnant, et un coup de pouce inattendu… d’Amazon !
Am Eingang der Buchhandlung Christiansen in Hamburg-Ottensen steht ein Lastenfahrrad in zartem Taubenblau. Wenn es eines Symbols bedarf, wie sich die deutschen Buchhandlungen gegen die Coronakrise gestemmt haben, könnte es dieses Rad sein. Ein Zeichen, das sagt: Wir sind für euch da. Wir haben alle lieferbaren Bücher im Angebot, wir bringen sie euch sogar nach Hause – und das mitten im Shutdown, in einer Zeit, in der Amazon, der mächtige Konkurrent, meint, es gebe Wichtigeres als Romane.
HÖHERE MARGEN BEI WAREN DES TÄGLICHEN BEDARFS
2. Der Versandkonzern hatte Mitte März bekannt gegeben, vorerst keine neuen Bücher mehr einzulagern. Amazon „priorisiere“Waren des täglichen Bedarfs. Hygieneartikel zum Beispiel.
3. Erst machte der Konzern Teile des Buchhandels platt, dann zog er sich, zumindest temporär, aus dem Markt zurück – und das in einer Zeit, in der es auf den Buchversand auch ankam: In den Verlagen waren gerade die Neuerscheinungen des Frühjahrs fertiggestellt worden, als die meisten Buchhandlungen ihre Ladengeschäfte schließen mussten.
4. Amazon begründet die Entscheidung mit der veränderten Kundennachfrage und den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Allerdings liegen die Margen bei Waren des täglichen Bedarfs auch deutlicher höher als bei Büchern, denn in Deutschland gilt die Buchpreisbindung. Es gibt keine genauen Zahlen, wie hoch der Anteil Amazons am gesamten Buchhandelsumsatz ist, Schätzungen gehen von rund 15 Prozent aus.
5. Mitten in der Krise entstand so für unabhängige Buchhandlungen die Möglichkeit, Marktanteile zurückzugewinnen – denn Bücher durften weiterhin ausgeliefert werden. Viele Leser haben erst jetzt verstanden, dass ihre Lieblingsbuchhandlung einen eigenen Onlineshop hat, dass man hier genauso digital bestellen kann wie bei Amazon. Ein Lerneffekt, von dem viele Läden über die Corona-Zeit hinaus profitieren könnten. Dank der Buchpreisbindung kosten Bücher überall dasselbe.
6. „Wir haben innerhalb von zwei, drei Stunden auf Versandbuchhandlung umgestellt“, sagt Daniela Dobernigg, die am Rande des Hamburger Schanzenviertels die Buchhandlung Cohen + Dobernigg betreibt. Ein heller Laden mit einem großen, runden Tresen, direkt neben einem Rockklub gelegen, wirkt er ein bisschen cooler als Christiansen. Es liegen Bücher von Frank Berzbach oder Leif Randt aus.
ARBEITSINTENSIVE WOCHEN WIE ZU WEIHNACHTEN
7. Für Existenzsorgen habe sie gar keine Zeit gehabt, als die Regelungen für den Shutdown kamen, sagt Dobernigg. Die vergangenen Wochen seien hier so arbeitsintensiv gewesen
wie sonst nur die Zeit des Weihnachtsgeschäfts. Die Mitarbeiter haben Bestellungen am Telefon oder per Mail entgegengenommen, alles wurde eigenhändig verpackt und mit einem selbst organisierten Lieferservice zu den Kunden gebracht. Manche Käufer holten ihre Bücher auch ab, sie steckten in einer Box an der Ladentür.
8. Der Umsatz von Cohen + Dobernigg lag bei etwa 80 Prozent dessen, was der Buchladen sonst einnimmt. Bei Christiansen waren es sogar 90 Prozent. Beachtliche Ergebnisse. Bundesweit sank der Umsatz des stationären Buchhandels in den letzten zwei Märzwochen und den ersten Aprilwochen um durchschnittlich rund 50 Prozent. In ihrem Laden seien die Bestellungen „phasenweise im Sekundentakt“reingekommen, erzählt Dobernigg, „selten eine, bei der nicht dabeistand: Schön, dass ihr da seid“.
9. Es gibt viele Menschen, das haben die vergangenen fünf Wochen gezeigt, die den Buchladen in ihrer Nachbarschaft unterstützen möchten. Kunden von Cohen + Dobernigg haben angeboten, Auslieferungen zu übernehmen, und niemand hat Tickets für verschobene Lesungen zurückgeben wollen. Solidarität und Aufmerksamkeit – diese Erfahrungen haben viele unabhängige Buchhändler gemacht.
SOLIDARITÄT UND AUFMERKSAMKEIT
10. Etwa die Leute bei Felix Jud in der Hamburger Innenstadt, einem literarischen Paradies, in dem es Titel gibt, die anderswo so selbstverständlich nicht zu finden sind. Karl Lagerfeld bezeichnete diesen Ort einmal als „intellektuelles Delikatessengeschäft“, und wenn der Modemacher in Hamburg war, versuchte er, stets einen Abstecher zu Felix Jud einzuplanen.
11. Auch nach Lagerfelds Tod hat die Buchhandlung namhafte Kunden. Doch man ist diskret. Von „besonders treuen Stammkunden, die sich schöne Dinge ausgedacht haben“, berichtet die Geschäftsführerin Marina
Krauth. Einer ließ seine Mitarbeiter im Homeoffice mit einer Buchlieferung überraschen; ein anderer hat einen Gutschein in „erheblicher Höhe“erworben, manche bestellten individuell zusammengestellte Überraschungspakete für 75 oder 150 Euro.
12. „Es ist der klassische Buchhandel, auf den sich die Verlage verlassen können“, sagt Marina Krauth. „Wir versuchen, auch in der Krise, die Bücher an den Kunden zu bringen.“An der Kasse hinter der neuen Spuckschutzscheibe liegt ein Buch über die 95-jährige Firmengeschichte. Es dokumentiert, was Krauth mit einem Satz zusammenfasst: „Wir haben schon Schlimmeres überstanden.“
13. Als die Buchhandlungen wieder öffnen durften, war das erste Buch, das über den hölzernen Kassentresen ging, ein Bildband von Karl Lagerfeld. Sicherlich ein Zufall. In einem Roman aber wäre diese Szene eine schöne Pointe.
O„Wir versuchen, auch in der Krise, die Bücher an den Kunden zu bringen.“