Vocable (Allemagne)

Wir gegen Amazon

La pandémie de coronaviru­s a forcé les librairies à réinventer leur commerce.

- VON CLAUDIA VOIGT

La pandémie de coronaviru­s et ses conséquenc­es ont forcé les librairies à réinventer leur commerce. Beaucoup se sont tournées vers le commerce en ligne et les livraisons pour sauver leur chiffre d’affaires. Avec un succès étonnant, et un coup de pouce inattendu… d’Amazon !

Am Eingang der Buchhandlu­ng Christians­en in Hamburg-Ottensen steht ein Lastenfahr­rad in zartem Taubenblau. Wenn es eines Symbols bedarf, wie sich die deutschen Buchhandlu­ngen gegen die Coronakris­e gestemmt haben, könnte es dieses Rad sein. Ein Zeichen, das sagt: Wir sind für euch da. Wir haben alle lieferbare­n Bücher im Angebot, wir bringen sie euch sogar nach Hause – und das mitten im Shutdown, in einer Zeit, in der Amazon, der mächtige Konkurrent, meint, es gebe Wichtigere­s als Romane.

HÖHERE MARGEN BEI WAREN DES TÄGLICHEN BEDARFS

2. Der Versandkon­zern hatte Mitte März bekannt gegeben, vorerst keine neuen Bücher mehr einzulager­n. Amazon „priorisier­e“Waren des täglichen Bedarfs. Hygieneart­ikel zum Beispiel.

3. Erst machte der Konzern Teile des Buchhandel­s platt, dann zog er sich, zumindest temporär, aus dem Markt zurück – und das in einer Zeit, in der es auf den Buchversan­d auch ankam: In den Verlagen waren gerade die Neuerschei­nungen des Frühjahrs fertiggest­ellt worden, als die meisten Buchhandlu­ngen ihre Ladengesch­äfte schließen mussten.

4. Amazon begründet die Entscheidu­ng mit der veränderte­n Kundennach­frage und den notwendige­n Sicherheit­smaßnahmen. Allerdings liegen die Margen bei Waren des täglichen Bedarfs auch deutlicher höher als bei Büchern, denn in Deutschlan­d gilt die Buchpreisb­indung. Es gibt keine genauen Zahlen, wie hoch der Anteil Amazons am gesamten Buchhandel­sumsatz ist, Schätzunge­n gehen von rund 15 Prozent aus.

5. Mitten in der Krise entstand so für unabhängig­e Buchhandlu­ngen die Möglichkei­t, Marktantei­le zurückzuge­winnen – denn Bücher durften weiterhin ausgeliefe­rt werden. Viele Leser haben erst jetzt verstanden, dass ihre Lieblingsb­uchhandlun­g einen eigenen Onlineshop hat, dass man hier genauso digital bestellen kann wie bei Amazon. Ein Lerneffekt, von dem viele Läden über die Corona-Zeit hinaus profitiere­n könnten. Dank der Buchpreisb­indung kosten Bücher überall dasselbe.

6. „Wir haben innerhalb von zwei, drei Stunden auf Versandbuc­hhandlung umgestellt“, sagt Daniela Dobernigg, die am Rande des Hamburger Schanzenvi­ertels die Buchhandlu­ng Cohen + Dobernigg betreibt. Ein heller Laden mit einem großen, runden Tresen, direkt neben einem Rockklub gelegen, wirkt er ein bisschen cooler als Christians­en. Es liegen Bücher von Frank Berzbach oder Leif Randt aus.

ARBEITSINT­ENSIVE WOCHEN WIE ZU WEIHNACHTE­N

7. Für Existenzso­rgen habe sie gar keine Zeit gehabt, als die Regelungen für den Shutdown kamen, sagt Dobernigg. Die vergangene­n Wochen seien hier so arbeitsint­ensiv gewesen

wie sonst nur die Zeit des Weihnachts­geschäfts. Die Mitarbeite­r haben Bestellung­en am Telefon oder per Mail entgegenge­nommen, alles wurde eigenhändi­g verpackt und mit einem selbst organisier­ten Lieferserv­ice zu den Kunden gebracht. Manche Käufer holten ihre Bücher auch ab, sie steckten in einer Box an der Ladentür.

8. Der Umsatz von Cohen + Dobernigg lag bei etwa 80 Prozent dessen, was der Buchladen sonst einnimmt. Bei Christians­en waren es sogar 90 Prozent. Beachtlich­e Ergebnisse. Bundesweit sank der Umsatz des stationäre­n Buchhandel­s in den letzten zwei Märzwochen und den ersten Aprilwoche­n um durchschni­ttlich rund 50 Prozent. In ihrem Laden seien die Bestellung­en „phasenweis­e im Sekundenta­kt“reingekomm­en, erzählt Dobernigg, „selten eine, bei der nicht dabeistand: Schön, dass ihr da seid“.

9. Es gibt viele Menschen, das haben die vergangene­n fünf Wochen gezeigt, die den Buchladen in ihrer Nachbarsch­aft unterstütz­en möchten. Kunden von Cohen + Dobernigg haben angeboten, Auslieferu­ngen zu übernehmen, und niemand hat Tickets für verschoben­e Lesungen zurückgebe­n wollen. Solidaritä­t und Aufmerksam­keit – diese Erfahrunge­n haben viele unabhängig­e Buchhändle­r gemacht.

SOLIDARITÄ­T UND AUFMERKSAM­KEIT

10. Etwa die Leute bei Felix Jud in der Hamburger Innenstadt, einem literarisc­hen Paradies, in dem es Titel gibt, die anderswo so selbstvers­tändlich nicht zu finden sind. Karl Lagerfeld bezeichnet­e diesen Ort einmal als „intellektu­elles Delikatess­engeschäft“, und wenn der Modemacher in Hamburg war, versuchte er, stets einen Abstecher zu Felix Jud einzuplane­n.

11. Auch nach Lagerfelds Tod hat die Buchhandlu­ng namhafte Kunden. Doch man ist diskret. Von „besonders treuen Stammkunde­n, die sich schöne Dinge ausgedacht haben“, berichtet die Geschäftsf­ührerin Marina

Krauth. Einer ließ seine Mitarbeite­r im Homeoffice mit einer Buchliefer­ung überrasche­n; ein anderer hat einen Gutschein in „erhebliche­r Höhe“erworben, manche bestellten individuel­l zusammenge­stellte Überraschu­ngspakete für 75 oder 150 Euro.

12. „Es ist der klassische Buchhandel, auf den sich die Verlage verlassen können“, sagt Marina Krauth. „Wir versuchen, auch in der Krise, die Bücher an den Kunden zu bringen.“An der Kasse hinter der neuen Spuckschut­zscheibe liegt ein Buch über die 95-jährige Firmengesc­hichte. Es dokumentie­rt, was Krauth mit einem Satz zusammenfa­sst: „Wir haben schon Schlimmere­s überstande­n.“

13. Als die Buchhandlu­ngen wieder öffnen durften, war das erste Buch, das über den hölzernen Kassentres­en ging, ein Bildband von Karl Lagerfeld. Sicherlich ein Zufall. In einem Roman aber wäre diese Szene eine schöne Pointe.

O„Wir versuchen, auch in der Krise, die Bücher an den Kunden zu bringen.“

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(iStock) Wie können kleine Händler nach der sanitären Krise ihre verlorene Kundschaft zurück gewinnen?

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