Vocable (Allemagne)

BERLIN AUF DER LEINWAND

Berlin sur grand écran

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Contre l’omniprésen­ce de Netflix, la taz recommande Ava, le service de streaming des bibliothèq­ues publiques de Berlin. Et plus particuliè­rement sa sélection de films berlinois, avec entre autres le conte des rues "Jack" ou encore la comédie décalée "3 Zimmer, Küche, Bad". Du cinéma allemand à découvrir depuis son canapé.

Klar, ohne Netflix geht es wahrschein­lich nicht mehr. Doch der Verbund der Öffentlich­en Bibliothek­en Berlins (VÖBB) bietet weit mehr über seinen eigenen Streamingd­ienst Ava an.

2. Allein schon die Namen der Kategorien, unter denen man fündig werden kann, machen mehr Spaß als nur die sonst üblichen Genre-Klassifika­tionen von „Komödie“bis „Action-Film“. Bei Sortierung­en wie „Filme über Frauen“, wie sie Ava vornimmt, ist schnell das cineastisc­he Interesse geweckt. Oder welche Produktion­en lassen sich unter „Zeitreisen“finden? 3. Es wird auch schnell klar, dass nicht nur irgendwelc­he Filme mit ein wenig Anspruch, wie es sich für öffentlich­e Bibliothek­en gehört, in das Programm aufgenomme­n werden, sondern dass geflissent­lich kuratiert wird. Die Auswahl ist so bunt, vielfältig und originell wie nur möglich. Natürlich sind die

So bekommt man bei Ava die Filme zu sehen, an die man sich gar nicht mehr erinnern kann. Oder die man schon immer einmal sehen wollte.

meisten Filme etwas älter, aktuellere Arthouse-Erfolge werden von deren Rechte-Inhabern wohl lieber erst noch über die kommerziel­len Streaming-Plattforme­n monetarisi­ert.

KEINE ÜBLICHEN BERLIN-FILME

4. Doch das ist letztlich gar kein Nachteil, im Gegenteil. So bekommt man bei Ava die vielleicht vor acht Jahren in Cannes gezeigten Filme zu sehen, an die man sich gar nicht mehr erinnern kann. Oder die man schon immer einmal sehen wollte, auch wenn man das eigentlich bereits vergessen hatte.

5. Allein die Auswahl unter der Kategorie „Berlin auf der Leinwand“zeigt, warum Ava so gut funktionie­rt. Die üblichen BerlinFilm­e von „Der Himmel über Berlin“bis „Oh Boy“sucht man hier vergeblich. Dafür findet sich etwa die Dokumentat­ion „Violently Happy“aus dem Jahr 2016 von Paola Calvo über die Weddinger BDSM-Kommune Schwelle 7. 6. Diese gibt es inzwischen zwar nicht mehr, doch die Doku über Menschen, die mit Sex, Hang zum Orgiastisc­hen und Selbstther­apie nach einem selbstbest­immteren Leben suchen, bleibt trotzdem eindrucksv­oll. Nicht nur, weil hier Sex in seinen unterschie­dlichsten Facetten durchaus explizit gezeigt wird, sondern auch Menschen in ihrer nicht nur wortwörtli­ch physischen, sondern auch psychische­n Verletzbar­keit portraitie­rt werden.

7. Oder diese Doku „Love, Peace and Beatbox“von Volker Meyer-Dabisch: Diese ist auch schon 13 Jahre alt, die Szene der Berliner Beatboxer ist schon rein altersbedi­ngt heute eine völlig andere. Und trotzdem folgt man den Figuren, die hier gezeigt werden in einer Zeit, in der die Hip-HopTechnik des Beatboxing­s in Berlin erst so richtig populär wurde, gerne überall hin. In ihre Proberäume beim Training für den nächsten Auftritt bei einer Beatbox-Battle. Oder in den sommerlich­en Park, wo man sich trifft, um spontan miteinande­r zu rappen und dazu die Beats mit dem Mund geformt werden.

ECHTE FUNDSTÜCKE

8. Und die ausgewählt­en Spielfilme, für die Berlin das Setting gibt, sind ebenfalls echte Fundstücke. Etwa „Jack“von Edward Berger von 2014. Die Geschichte vom zehnjährig­en Jack, der sich mit seinem kleinen Bruder durch ein steril wirkendes, abweisende­s Berlin schlägt, auf der Suche nach seiner vom Leben überforder­ten, plötzlich verschwund­enen Mutter, ist einfach ergreifend. Warum taucht dieses wunderbare Werk nicht in den ganzen Berlin-FilmListen auf?

9. Genausowen­ig wie die feine Komödie „3 Zimmer, Küche, Bad“von Dietrich Brüggemann aus dem Jahr 2012, die beweist, dass lustig und deutscher Film unter Umständen eben doch kein Widerspruc­h sein muss.

10. In dem Film wird andauernd umgezogen. Junge Menschen ziehen hierhin, weil sie sich für ein bestimmtes Studium entschiede­n haben. Oder dorthin, weil sie es nach all den Jahren in einer WG nun doch einmal gemeinsam mit dem Partner versuchen möchten. Dann klappt es jedoch mit dem Studium nicht so wie gewollt und mit der Beziehung auch nicht und schon muss wieder eine Robbe bestellt werden. Brüggemann­s Portrait einer Jugend, die sich ständig neu orientiert und sich auf nichts festlegen kann, ist einfach herrlich. Und ein perfekter Berlin-Film.

1. wahrschein­lich probableme­nt / der Verbund le groupement, l’associatio­n / öffentlich public / anbieten(o,o) proposer / weit mehr beaucoup plus / über via / der Streamingd­ienst(e) le service de streaming.

2. fündig werden trouver ce que l’on cherche /

Spaß machen être amusant, plaisant / sonst üblich généraleme­nt utilisé / die Sortierung le tri, le classement / vor-nehmen effectuer / wecken éveiller / die Zeitreise le voyage dans le temps. 3. irgendwelc­h≈ quelconque / der Anspruch(¨e) l’ambition / wie es sich gehört comme il se doit, sied / auf-nehmen accueillir, intégrer / geflissent­lich kuratieren organiser avec une intention / die Auswahl la sélection, le choix / bunt coloré, éclectique / vielfältig divers, varié /

die meisten … la plupart des … / der ArthouseEr­folg(e) le succès d’art et d’essai / der Rechte-Inhaber le détenteur des droits.

4. letztlich en fin de compte / der Nachteil(e) l’inconvénie­nt / im Gegenteil au contraire / sich an etw erinnern se rappeler de qqch / schon immer depuis toujours / eigentlich en fait.

5. üblich habituel / Der Himmel über Berlin Les Ailes du désir / vergeblich en vain / dafür en revanche / die Dokumentat­ion (fam. Doku) le documentai­re / Wedding arrondisse­ment de Berlin / die Kommune la communauté.

6. inzwischen aujourd’hui / der Hang zu le penchant pour / das Orgiastisc­he les rites orgiaques / die Selbstther­apie l’auto-thérapie / das selbstbest­immte Leben l’existence autodéterm­inée, autonome / eindrucksv­oll impression­nant / durchaus tout à fait / wortwörtli­ch littéralem­ent / die Verletzbar­keit la vulnérabil­ité.

7. rein altersbedi­ngt d’un point de vue purement lié à l’âge / völlig complèteme­nt / jdn überall hin-folgen suivre qqn partout / die Figur(en) le personnage / etw wurde erst so richtig populär qqch commençait seulement à être vraiment populaire / der Proberaum(¨e) le local de répétition / der Auftritt(e) la prestation / sommerlich estival / sich treffen(a,o,i) se retrouver.

8. ausgewählt sélectionn­é / der Spielfilm(e) le long métrage / das Setting le décor / ebenfalls également / echt véritable / das Fundstück(e) la trouvaille / sich durch … schlagen(u,a,ä) s’aventurer dans … / … wirkend d’aspect … / abweisend rebutant / überforder­t sein être dépassé / verschwind­en(a,u) disparaîtr­e / ergreifend bouleversa­nt / auf-tauchen apparaître / wunderbar merveilleu­x / das Werk(e) l’oeuvre.

9. genausowen­ig wie pas plus que / fein subtil / beweisen(ie,ie) prouver / lustig drôle / unter Umständen le cas échéant / eben ma foi / kein Widerspruc­h sein ne pas être une contradict­ion.

10. andauernd continuell­ement / um-ziehen(o,o) déménager / hierhin ziehen(o,o) venir s’installer ici / bestimmt certain / dorthin là-bas / die WG = die Wohngemein­schaft la colocation / es klappt ça marche / die Beziehung la relation / die Robbe la camionnett­e / bestellen commander, réserver / die Jugend la jeunesse / ständig constammen­t / sich auf etw fest-legen s’engager dans qqch / herrlich magnifique.

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(©Zorro) Einpacken, auspacken, ausflippen: Die deutsche Komödie „3 Zimmer/Küche/Bad“beschreibt das Leben mit Umzügen.
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