Ist denn Wissen Männersache?
Science : Comment expliquer la part prépondérante des contributeurs masculins dans l’encyclopédie collective Wikipédia ?
Wikipédia a 20 ans. En deux décennies, cette encyclopédie en ligne, universelle et multilingue s’est imposée comme un outil indispensable de démocratisation de la connaissance. Mais l’éditorialiste de Die Presse s’étonne du faible taux de participation des femmes à cette initiative collective de partage du savoir. On compte seulement environ 10% de rédactrices-contributrices. Comment l’expliquer ?
Sophia war doch auch eine Frau. Sicher, als Allegorie der göttlichen Weisheit stand sie in der Antike nur stumm und in Marmor auf Sockeln herum. Zu ihren Füßen hatten derweil ausschließlich Männer das Sagen. Aber heute sind doch mehr als die Hälfe der UniAbsolventen Frauen. Und natürlich auch rund die Hälfte der Wikipedia-Nutzer. Aber sie lassen sich dort von Männern die Welt erklären. Denn nur rund zehn Prozent der Menschen, die für das Online-Lexikon schreiben und editieren, sind weiblich, weltweit und in Österreich.
2. Liegt es tatsächlich an der „früher komplizierten Bearbeitung“, braucht es wirklich Kurse, auf denen Wesen mit zwei X-Chromosomen eine „behutsame Einführung in die immer noch komplexen Abläufe“erfahren? Werden sie damit nicht als leicht doofe Hascherln punziert? Und umgekehrt: Was soll die Insinuation, dass Frauen die „einsame Arbeit“an Wikipedia-Artikeln nicht so schätzen, weil diese „weniger sozial ist als andere ehrenamtliche Tätigkeiten“?
3. Heißt doch im Umkehrschluss, dass die XY-Fraktion aus lauter asozialen Eigenbrötlern besteht. Eine Vorstellung, die dem männlichen Schreiber dieser Zeilen missfällt. Auch er mag keinen „abschreckend rauen Umgangston“, der dem allgemeinen Vernehmen nach unter den Beitragenden auf der Wikipedia herrscht. Auch er lässt sich nicht gern beleidigen, weder von einem polternden Mann noch von einer zänkischen Frau, und sieht sich in dieser emotionalen Disposition geschlechtsneutral anschlussfähig an die Mehrheit der Menschen.
WISSEN KENNT KEIN GESCHLECHT
4. Aber im Ernst – so gut die Wikipedia mittlerweile funktioniert, sosehr wir Laien ihr vertrauen: Wir wissen nicht, was fehlt. Was nicht in ihr geschrieben steht, geht uns, die wir uns nicht auskennen und deshalb zum Nachschlagewerk greifen, meistens nicht ab. Positiv gewendet, steckt bei diesem Quasi-Monopol an lexikalischer Information noch viel Potenzial zur Erweiterung drin: der Input der weiblichen Hälfte der Menschheit. Und generell von allen, die sich nicht
gern unter eingeschworene Gemeinschaften mischen, wo Neulinge eher als Störenfriede verscheucht als willkommen geheißen werden.
5. Sie müssten ja nicht alles umschreiben. Das Wissen kennt kein Geschlecht, es gibt keine männliche und weibliche Physik (so wie nur Nazi-Wirrköpfe meinen konnten, es gäbe eine „arische“versus „jüdische“). Auch die Geisteswissenschaften täten gut daran, sich an diesem Ideal zu orientieren. Aber wenn Frauen nicht teilnehmen, fehlen Perspektiven, Interessen und, ganz konkret, Tausende Biografien.
6. Eine Quote ist nicht drin, Wikipedia ist der Inbegriff der Freiwilligkeit. Haben Frauen einfach weniger Zeit, um sich nach der Arbeit im Netz wichtig zu machen? Das klingt am plausibelsten. Also ergeht der Appell noch einmal an die Männer: Holt die Kinder ab, kocht und bringt den Müll runter. Die Wissenschaft wird es euch danken. O