NEUES HAUS, ALTER STIL
Das neugebaute Landhaus der Svenssons
Buchen, Eichen, Birken, Ebereschen und Linden – Laubbäume dicht an dicht, so weit das Auge reicht. Das Sonnenlicht, das durch die dichten Blätterkronen fällt, zaubert die schönsten Schattenspiele auf den wunderbar weichen Waldboden. Aus kristallklaren Quellen plätschert das Wasser, abgesehen vom Vogelgezwitscher und Blättergeraschel herrscht wohltuende Stille. Wer durch das Waldgebiet von Söderåsen in der schwedischen Provinz Schonen wandert, kann im wahrsten Sinne des Wortes auf- und durchatmen. Wer hier wohnt, zählt zu den vielleicht glücklichsten Bewohnern der Region. Einer davon ist Bo-Ingvar Svensson, der mit seiner Frau Lena am Rande des jüngsten schwedischen Nationalparks wohnt. „Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass mehr und mehr Leute der Großstadt den Rücken kehren und sich nach einem beschaulichen, entspannten Landleben sehnen“, sagt er. Aller- dings ist der Immobilienmarkt für alte Häuser in traditioneller Bauweise wie leergefegt und Baugenehmigungen für Neubauten sind nur schwer zu bekommen – eine Marktlücke, die Bo-Ingvar erkannte. Mit seiner Firma Landsbygdens plant und entwirft er neue Häuser, die sich am Stil und an der Architektur der traditionellen Anwesen der Region orientieren. „Ich bin zwar kein ausgebildeter Architekt“, gibt der kreative Schwede zu, „aber ich habe lange in einer Werbeagentur gearbeitet und keine Scheu vor neuen Herausforderungen.“Er selbst bezeichnet sich als „Huskreatör“, was seine Arbeit seiner Meinung nach am treffendsten beschreibt. Typisches Merkmal seiner Entwürfe, die die Zeit der Jahrhundertwende wieder aufleben lassen, ist ein reetgedecktes Dach. Das erste Haus, das Bo-Ingvar zeichnete, war das, in dem er und seine Frau noch heute wohnen. Wer den Hof betritt, kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass das
Anwesen erst 15 Jahre alt sein soll, so perfekt verschmilzt es mit der Umgebung. Das Haus mit der gelb gestrichenen Holzfassade und der leuchtend roten Eingangstür wurde mit denselben Techniken errichtet wie sie in vergangenen Zeiten üblich waren. Aber für Bo-Ingvar und seine Frau zählt nicht nur das Äußere. Ebenso wichtig ist den beiden die Inneneinrichtung und Gestaltung der Zimmer. Jede Idee und Anregung wurde gemeinsam diskutiert und besprochen, bevor es dann an die Umsetzung ging. „Wir waren ein richtiges Dreamteam“, lacht Lena. Die Grundvorstellung war, die Räume so zu gestalten, dass sie zwar an die Zeit der Jahrhundertwende erinnern, aber nicht zu einem verstaubten Museum geraten. Die Farbpalette ist insgesamt eher ruhig gehalten, gedeckte, natürliche Farben dominieren. „Die Wände haben wir in einem hellen Grau gestrichen, dazu passend auch viele der Holzeinbauten“, erzählt Lena, die das Gefühl einer ländlichen Bauernhofidylle heraufbeschwören wollte. Freigelegte Holzbalken, rustikale Türstöcke, massive Eichendielen, robuste Steinfliesen und klassische Holzvertäfelungen sind die grundlegenden Zutaten für das heimelige „Anno dazumal“-Gefühl. Die hölzernen Küchenfronten strichen die Svenssons in einem hellen Vanillegelb, wie es zu Beginn des 19. Jahrhunderts üblich war. Den letzten Feinschliff übernehmen die sorgfältig ausgesuchten Accessoires: eine riesige antike Standuhr, ein Retro-Radio von Grundig auf dem Sideboard oder ein alter Küchenherd. Besonders eindrucksvoll sind die vielen antiken Deckenlampen, die eine ganz eigene Lichtstimmung erzeugen, darunter eine Original-Bauhausleuchte aus dem Jahr 1925. „Wir streifen gerne über die Flohmärkte in der Gegend und finden meistens etwas Hübsches, das unbedingt mitmuss“, erzählt Lena mit einem Augenzwinkern. „Manchmal fällt auch etwas für meine
Sammlung antiker Spielzeuge ab.“Auch Selbstgemachtes darf nicht fehlen: Lenas Vater trug selbst geschmiedete Kerzenleuchter bei, sie selbst näht mit Leidenschaft. Bo-Ingvar hat sich zum Ausgleich der Arbeit ein zweites Standbein geschaffen. Er ist passionierter Fotograf und hat die Wände mit einigen Blumenaufnahmen bereichert. Das Haus modern einzurichten wäre für die Svenssons niemals in Frage gekommen. „Es hätte nicht in die Umgebung gepasst“, sagt Bo-Ingvar mit Überzeugung. „Wer auf dem Land leben möchte, sollte sich auch der ländlichen Umgebung anpassen, um wirklich ein Gefühl dafür zu bekommen.“Die Veranda ist eines der besten Beispiel dafür, wie es das Ehepaar schafft, einen Platz zu schaffen, der Jahrzehnte überdauern kann. Klassische Korbmöbel und ein Meer aus Geranien, die hier in der Gegend häufig wachsen, machen sie zu einem Seelenplatz. Von dort aus geht es direkt weiter in die Küche, die mit ihren vanillegelb gestrichenen Holzschränken und einer Kücheninsel in der Mitte das lichtdurchflutete, sonnige und gesellige Zentrum des Hauses bildet. „Die Vergangenheit zu schätzen, bedeutet nicht, auf moderne Annehmlichkeiten zu verzichten“, betont BoIngvar. „Natürlich ist es schön, den Geist der Jahrhundertwende im Haus zu spüren, aber wir möchten auch im Hier und Jetzt leben.“Und so finden sich im Schlafzimmer des Paares auch schon mal ein Bett und ein Kleiderschrank von Ikea. Nicht nur im Haus, sondern auch draußen haben die Svenssons alles daran gesetzt, die gute alte Zeit heraufzubeschwören. Und was wäre eine Landidylle wie diese ohne den passenden Garten? In die grüne Oase hat Lena Pflanzen gesetzt, die für die Gegend typisch sind: Geranien und Pelargonien. Einen herrlichen Rhododendron, der im Frühsommer mit seiner Blütenpracht beeindruckt, haben die Svenssons vom Grundstückseigen-