SOMMERTRAUM
Helena schuf ein helles Familiendomizil.
Zwischen den hübschen Häuschen im typischen Schwedenrot sticht das weiß getünchte Heim von Familie Blom wie ein leuchtender Stern heraus. Ruhig und friedlich liegt es in der Sonne, als wäre das schon immer so gewesen. Doch dem Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Hauses eine neue Holzverkleidung zu verpassen, gehörte zu den größten Aufgaben, mit denen sich Helena (38) und ihr Mann Göran (44) während der Renovierung konfrontiert sahen – zumal sie fast alles selbst in die Hand nahmen. Im Nachhinein schüttelt Helena ungläubig den Kopf und fragt sich noch heute: „Wo haben wir damals bloß die Energie herbekommen, um das alles zu schaffen?“Vor etwa 13 Jahren hatte sich das Paar entschlossen, in das Elternhaus von Helena umzusiedeln, idyllisch mitten in dem kleinen Dorf Gustafs gelegen, umgeben von viel Grün. „Der erste Schritt ist mir am schwersten gefallen: die Zimmer auszuräumen“, erinnert sich Helena. Ihr war klar: Niemals würde das Haus wieder so aussehen wie in ihrer Kindheit. Doch nachdem der erste Raum leer stand, war der Bann gebrochen. „Von diesem Moment an waren wir nur noch auf das Ergebnis konzentriert.“Und das kann sich sehen lassen: Rustikale Holzböden, knarzende Treppenstufen ins Obergeschoss, ein wunderschöner Kachelofen und eine großzügige Landhausküche verleihen dem Inneren einen nostalgischen Charme. „Uns war wichtig, den Charakter des Hauses zu erhalten, aber
auch gleichzeitig ein helles, freundliches Heim im Country-Stil zu kreieren“, erklärt Helena. Am besten ist das im Obergeschoss gelungen, sind sich beide einig. „Die Decke dort war mit dunklen Kieferpaneelen verkleidet und nur 2,25 Meter hoch. Sie ist einem sprichwörtlich auf den Kopf gefallen“, so die Hausherrin. Göran zog sie höher, legte die Dachbalken frei und seine Frau tünchte alles weiß. „ Jetzt ist es ein Vergnügen, die Treppe hinaufzusteigen und in einem weiträumigen, hellen Atelier zu landen“, sagt Helena. Hier befindet sich ein zweites Wohnzimmer mit zwei Arbeitsbereichen für Helena und Göran. Zu Beginn der Rundum-Erneuerung hatten jedoch andere Dinge Priorität. Das erste, das sie herrichteten, war die Wohnküche. „Unter dem Kunststoffbelag in der alten Küche und dem Teppich aus Kokosnussfasern im Esszimmer fanden wir original Holzdielen. Wir waren happy!“Nur eine einzige Planke musste erneuert werden. Jetzt zieht sich ein homogener, gekälk- ter Holzboden durch das gesamte Erdgeschoss. Zusammen mit den weißen Wänden bildet er die neutrale Basis für die Inneneinrichtung. „Zu Weiß passt alles“, sagt Helena. Das ist ihr wichtig, denn im Laufe der Jahre hat sich ihr Geschmack verändert. Anfangs mochte sie es eher romantisch mit vielen verspielten Accessoires, mittlerweile bevorzugt sie einen klassischen Landhaus-Stil mit modernen Elementen aus Metall oder Acryl – eine interessante Mischung, in der wohl auch das
Geheimnis ihres Erfolgs als Hobbydesignerin liegt. Bis alles so aussah, wie es sich Helena und Göran vorgestellt hatten, war es jedoch ein langer Weg. Raum für Raum arbeiteten sie sich voran. Glücklicherweise waren zu Beginn die Kinder noch nicht geboren und die beiden hatten mehr Zeit. Helena lacht plötzlich laut auf. „Ich habe gerade das Bild im Kopf, wie Göran in einer Dezembernacht um zwei Uhr morgens bei minus 30 Grad im Badezimmer steht und eine Wippsäge schwingt“, erzählt sie kichernd. Auch wenn in einem alten Haus immer etwas zu tun ist und die beiden kaum Zeit haben, ihren Garten zu genießen: Die größten Projekte sind abgeschlossen. Nur der Wechsel von einer elektrischen Heizungsanlage zu einem modernen, mit Geothermie gespeisten System steht noch aus. „Die Gelegenheit werden wir nutzen, eine Fußbodenheizung einzubauen, damit wir im Winter nicht immer mit zwei Paar Wollsocken herumlaufen müssen“, sagt Helena la- chend. Sie freut sich schon darauf, mit warmen Füßen in Möbelmagazinen zu blättern, um sich neue Inspiration für ihr Zuhause zu holen – auch wenn die 38-Jährige lieber auf Antikmärkten stöbert, „weil ich Nostalgisches mit einer Geschichte oft schöner finde als neue Sachen“, gesteht sie. Schon während der Renovierung, als sie Stück für Stück sammelte und sorgsam platzierte, entdeckte sie ihre Leidenschaft für Innendesign. Der Schwedin machte der Nestbau sogar so großen Spaß, dass sie
2006 einen eigenen Wohndesign-Blog startete. Dass dies der Beginn einer völlig neuen, beruflichen Karriere sein würde, ahnte Helena damals noch nicht. „Das Fotografieren für mein Blog hat mich so fasziniert, dass ich es immer weiter ausgebaut habe. Vor sechs Jahren habe ich dann meinen Job in einem Stahlwerk an den Nagel gehängt und arbeite seitdem als freiberufliche Fotografin“, erzählt sie. Ihr Blog existiert allerdings nicht mehr. 2008 erkrankte Helena an Brustkrebs und stellte ihn ein. „In den zwei Jahren hat er mir jedoch so viele Türen geöffnet, dass ich heute meinen Traumberuf ausüben kann“, sagt sie rückblickend. Dafür ist sie sehr dankbar. Sie genießt es, kreativ arbeiten zu können und mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Letztendlich hatte die Krankheit auch eine positive Seite, meint Helena: „Sie gab mir den Mut, mein Leben zu ändern, nicht so hart zu mir selbst zu sein und mehr auf mein Herz und meine innere Stimme zu hören.“