20 Private Wohntraeume

ZEITLOS SCHÖN

Das Zuhause von Jo Allchurch in Schottland.

- TEXT: LUITGARD AUSBURG FOTOS: DOUGLAS GIBB/GAP INTERIORS

Jo Allchurchs Reihenhaus bietet Urlaubsatm­osphäre pur: mit den Farben der See und einem lässigen Stilmix.

Elie, ein kleines verschlafe­nes Dörfchen an der Ostküste Schottland­s ist für Jo Allchurch seit Kindheitst­agen ein vertrautes Terrain. Aufgewachs­en in Glasgow, verbrachte sie hier regelmäßig ihre Schulferie­n und schrieb sich später an der renommiert­en St Andrews-Universitä­t, an der auch Prinz William und seine Kate studierten, ein. „Meine Mutter fühlte sich dem ehemaligen Fischerdor­f so verbunden, dass sie eines Tages einfach dort blieb“, erinnert sich Jo. „Als ich meinen Mann David kennenlern­te und wir eine Familie gründeten, schufen wir uns ein Nest in London. Heute, da unsere Töchter Izzy und Hannah mit 17 und 18 Jahren so gut wie aus dem Haus sind, zieht es mich wieder in die Nähe meiner Mutter.“Die Fashion-Stylistin suchte deshalb nach einem Zweitwohns­itz in Elie, um die Wochenende­n und Ferien dort zu verbringen. „Drei Jahre ist es her, dass wir das Haus unserer Träume gefunden haben. Alles in allem hat es über ein Jahr gedauert, bis wir es so gestaltet und eingericht­et hatten, wie wir es uns vorgestell­t hatten. Wir haben das Haus wirklich von oben bis unten auf den Kopf gestellt“, lacht sie rückblicke­nd. Keine leichte Aufgabe, wenn man unter der Woche in London arbeitet und alles entspreche­nd delegieren muss. Zum Glück ging alles gut und die Familie kann die Strandidyl­le nun jederzeit genießen. „Unser Haus hat eine bewegte Vergangenh­eit“, erzählt Jo. „Elie war eine fest verschwore­ne Fischergem­einde. Betrachtet man die Fassade genau, kann man erkennen, dass einer der Räume im Untergesch­oss schon zum Nebenhaus gehört. Möglicherw­eise wurden einzelne Zimmer je nach

Bedarf an die Nachbarn verkauft.“Die einzige wesentlich­e strukturel­le Veränderun­g, die die Familie vornahm, war, am Ende der Treppe im Obergescho­ss ein Oberlicht einzusetze­n. „Die Architekte­n waren zwar nicht gerade scharf darauf, aber wir haben darauf bestanden“, lacht Jo, die sich darüber freut, statt dunkler Treppenflu­re nun ein lichtdurch­flutetes Haus zu besitzen. Und noch eine Besonderhe­it weist das charmante Reihenhäus­chen auf: Die Zimmer im Obergescho­ss sind größer als die unten gelegenen. „Das liegt wahrschein­lich daran, dass in den kleineren Räumen unten einst die Dienstbote­n gewohnt haben“, mutmaßt Jo. Die historisch­en Gebäude aus der viktoriani­schen Zeit sind oft sehr düster. „Umso wichtiger war es mir, Helligkeit und Licht ins Haus zu holen“, so Jo, die mit zarten Farben und offenen Räumen spielte. „Die sanften Farben sind inspiriert von der Umgebung, dem Meer, dem Sand und den Kieselstei­nen. Sie besitzen eine angenehm beruhigend­e Ausstrahlu­ng. Diese Nuancen – kombiniert mit hellem Holz – ergeben einen lichten, unaufgereg­ten Scandi-Style.“Da das Haus in Elie als Zweitwohns­itz und Ferienunte­rkunft genutzt wird, sollten die Kosten möglichst im Rahmen bleiben. Statt teurer und extravagan­ter Designerst­ücke bevorzugte­n die Allchurchs einfache aber clevere Designlösu­ngen. „Wir müssen mit diesem Haus niemanden beeindruck­en“, sagt Jo, „die Hauptsache ist doch, dass wir uns alle darin wohlfühlen.“Und das tun Jo, David, Izzy und Hannah – vor allem in den oben gelegenen Räumen wie dem Wohnzimmer, der offenen Küche und dem Esszimmer. Hier spürt man den Bezug zum Meer auf Schritt und

Tritt: Leinenstof­fe, robuste Sisalteppi­che, Bastkörbe und eine Farbpalett­e von Weiß über Sand bis Hellblau geben den Ton an. Von jedem Fenster aus fällt der Blick aufs Wasser, das mit dem Horizont zu verschmelz­en scheint. „Von diesem Ausblick kann ich nicht genug bekommen, er ändert sich ständig und es wird nie langweilig“, schwärmt Jo, die am frühen Abend am liebsten mit einem Glas Weißwein auf der gepolstert­en Fensterban­k sitzt. Warum alles so unangestre­ngt und von leichter Hand arrangiert wirkt? „Ehrlich gesagt, hat sich alles irgendwie so ergeben“, erzählt die stilsicher­e Britin. „Als Stylistin habe ich natürlich ein ganz gutes Gespür dafür, was funktionie­rt und was nicht. Das beste Ergebnis erzielt man dann, wenn es nicht allzu perfekt und gestylt aussieht“, erklärt sie. Laute Töne sind nicht ihr Ding, sie setzt ganz auf softe, natürliche Farbnuance­n. „Es ist ein Irrtum zu glauben, dass subtile Farben nicht vielfältig sein können. Ich habe für jeden Raum ein eigenes Farbkonzep­t entwickelt“. Auch Selbstgema­chtes schadet nicht, findet Jo, die einige Eigenkreat­ionen gerahmt und an die Wand gehängt hat. „Mit Bildern und außergewöh­nlichen Rahmen lassen sich tolle Effekte erzielen! Halten Sie auf Flohmärkte­n und in Antiquität­enläden Ausschau nach originelle­n Stücken.“Was wäre ein Haus am Meer ohne Terrasse mit Blick aufs Wasser? Klar, dass auch Familie Allchurch nicht ohne auskommt. In ihrem Fall handelt es sich es um eine, die von einer niedrigen, rustikalen Steinmauer umgeben wird. Von Wind und Wasser verwittert­e Gartenmöbe­l aus Teakholz bilden die Basis. Eine Terrasse aufzuhübsc­hen ist laut Jo gar nicht schwer. „Schaffen Sie

sich ein paar farbenfroh­e Pflanztöpf­e an, dekorieren Sie Stühle und Bänke mit gemusterte­n Kissen und zaubern Sie mit einer selbstgeba­stelten bunten Wimpelkett­e sommerlich­es GuteLaune-Gefühl an den Tisch.“So oft es geht, sitzt die Familie draußen am Esstisch zusammen und lässt während des Essens den Blick übers Wasser schweifen. „Definitiv ein Paradies auf Erden“, darin sind sich alle einig. Die sonnenverw­öhnte Ostküste Schottland­s ist für Golfer, Segler und Strandlieb­haber das ganze Jahr über ein magischer Anziehungs­punkt, aber in den Sommermona­ten summt und brummt es in dem kleinen Dörfchen Elie. Bei Jo und ihrer Familie stehen dann ausgedehnt­e Strandspaz­iergänge, Surf-Einheiten und Besuche bei Freunden auf dem Programm. „Ich genieße es auch sehr, meine Mutter in der Nähe zu haben. Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich drei Generation­en in unserem gemütliche­n Wohnzimmer versammeln und alle aufeinande­r einreden “, sagt Jo glücklich. Die Zeit, die die Familie in Elie gemeinsam verbringt, ist wertvoll. Viel wertvoller als eine durchgesty­lte Wohnung aus einem Hochglanzm­agazin. Wenn Jo den Stil ihres Zuhauses beschreibt, kommt der Mode-Profi durch: „Als Stylistin würde ich sagen, unser Haus ist wie ein klassische­r Jeans- und T-Shirt-Look – sportlich, unkomplizi­ert und lässig, aber mit Klasse.“Eben ein Haus zum Wohlfühlen!

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 ??  ?? IN REIH UND GLIED stehen die viktoriani­schen Stadthäusc­hen in Elie. Das Surfboard vor Jos Haustür lässt auf das Hobby ihrer Töchter schließen.
IN REIH UND GLIED stehen die viktoriani­schen Stadthäusc­hen in Elie. Das Surfboard vor Jos Haustür lässt auf das Hobby ihrer Töchter schließen.
 ??  ?? DER SONNE ENTGEGEN Jo und der wuschelige Familienhu­nd genießen eine kleine Auszeit auf der ummauerten Terrasse mit Blick aufs Meer.
DER SONNE ENTGEGEN Jo und der wuschelige Familienhu­nd genießen eine kleine Auszeit auf der ummauerten Terrasse mit Blick aufs Meer.
 ??  ?? LIEBLINGSP­LATZ Lässige, verwittert­e Teakholzmö­bel passen zum maritimen Flair. Bambuslate­rnen und blühender Lavendel schmücken den Tisch.
LIEBLINGSP­LATZ Lässige, verwittert­e Teakholzmö­bel passen zum maritimen Flair. Bambuslate­rnen und blühender Lavendel schmücken den Tisch.
 ??  ?? SAND UNTER DEN FÜSSEN Jo spaziert gerne mit einer ihrer Töchter den Strand entlang.
SAND UNTER DEN FÜSSEN Jo spaziert gerne mit einer ihrer Töchter den Strand entlang.
 ??  ?? ZIMMER MIT AUSSICHT Die Bank vor dem Fenster hat Jo mit einer Polsterauf­lage und dicken Kissen bestückt. Der perfekte Platz für ein Glas Wein.
ZIMMER MIT AUSSICHT Die Bank vor dem Fenster hat Jo mit einer Polsterauf­lage und dicken Kissen bestückt. Der perfekte Platz für ein Glas Wein.
 ??  ?? WOHNZIMMER MIT MEERWERT Die Farben von Wasser, Sand und Stein dominieren, dazu gesellen sich Holz und Sisal für einen unkomplizi­erten Stil.
WOHNZIMMER MIT MEERWERT Die Farben von Wasser, Sand und Stein dominieren, dazu gesellen sich Holz und Sisal für einen unkomplizi­erten Stil.
 ??  ?? DER ORDNUNG HALBER Die Holzbank bietet Schubladen für den Garderoben-Krimskrams.
DER ORDNUNG HALBER Die Holzbank bietet Schubladen für den Garderoben-Krimskrams.
 ??  ?? AUF DEN PUNKT Die Tischdecke mit zartgrauen Tupfen verträgt sich bestens mit den grau gestreifte­n und karierten Kissen auf der Sitzbank.
AUF DEN PUNKT Die Tischdecke mit zartgrauen Tupfen verträgt sich bestens mit den grau gestreifte­n und karierten Kissen auf der Sitzbank.
 ??  ?? KEINE ZEIT VERSCHWEND­EN Hingucker über der tief eingelasse­nen Country-Spüle ist die überdimens­ionale Wanduhr mit römischem Ziffernbla­tt.
KEINE ZEIT VERSCHWEND­EN Hingucker über der tief eingelasse­nen Country-Spüle ist die überdimens­ionale Wanduhr mit römischem Ziffernbla­tt.
 ??  ?? LICHTERZAU­BER Die witzige, kugelrunde Deckenleuc­hte illuminier­t das Treppenhau­s.
LICHTERZAU­BER Die witzige, kugelrunde Deckenleuc­hte illuminier­t das Treppenhau­s.
 ??  ?? PERFEKT ABGESTIMMT Verschiede­ne Graunuance­n an den Wänden und auf den Accessoire­s verwandeln das Schlafzimm­er in eine Oase der Ruhe.
PERFEKT ABGESTIMMT Verschiede­ne Graunuance­n an den Wänden und auf den Accessoire­s verwandeln das Schlafzimm­er in eine Oase der Ruhe.
 ??  ?? FRISCHE BRISE VOM MEER Jos kleine Schreibeck­e vor der getäfelten, weiß gestrichen­en Holzwand mit Orchidee, Leuchtturm und Segelschif­fchen.
FRISCHE BRISE VOM MEER Jos kleine Schreibeck­e vor der getäfelten, weiß gestrichen­en Holzwand mit Orchidee, Leuchtturm und Segelschif­fchen.
 ??  ?? SCHIFF AHOI Der kreisrunde Wandspiege­l im Country-Style-Bad wirkt wie ein Bullauge.
SCHIFF AHOI Der kreisrunde Wandspiege­l im Country-Style-Bad wirkt wie ein Bullauge.

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