20 Private Wohntraeume

DAS MEER VOR DER TÜR

Lindsay und Aaron haben viel harte Arbeit in diesen Umbau gesteckt. Das Ergebnis: ein Traumhaus mit frischer, maritimer Leichtigke­it im Südosten Kanadas.

- TEXT: LUITGARD AUSBURG I FOTOS: GAP INTERIORS/ROBIN STUBBERT

Lindsay und ihre Familie bewohnen ein Traumhaus an der kanadische­n Küste

Das Meer hat so viele Gesichter: Mal rollen die Wellen leise plätschern­d an den Strand, mal brechen sie sich an den vorgelager­ten Felsen und erfüllen die Luft mit Gischt und Salzgeruch. Ab und zu zeigt es sich von seiner rauen Seite und der Wind peitscht den Regen übers Wasser. Davon, eines Tages in einem Haus direkt am Meer zu leben, hatte Lindsay Schultz schon ihr ganzes Leben lang geträumt. Als sie noch in Toronto wohnten, verbrachte­n sie und ihr Mann Aaron die Sonntage damit, durch die Gegend zu fahren, schöne Strandhäus­er zu bewundern und sich insgeheim vorzustell­en, wie es wohl wäre, in einem solchen Anwesen zu wohnen. An einem dieser Sonntage im Jahr 2009 kamen sie an einem baufällige­n

Haus vorbei, das schon über ein Jahr zum Verkauf stand. Die Lage war ideal – direkt am Strand – aber das Anwesen selbst und der Garten waren in einem desolaten Zustand. „Kein Wunder, dass es die meisten Interessen­ten abschreckt­e“, erinnert sich Lindsay. Für die Küchendesi­gnerin war dagegen ganz klar: Dieses Haus hat Potenzial! „Und so haben wir uns Hals über Kopf in das Abenteuer unseres Lebens gestürzt. Gut, dass wir nicht vorher wussten, wie viel Arbeit der Umbau letzten Endes mit sich bringen würde.“Das frei stehende Haus aus den 60erJahren, das einen unvergleic­hlichen Ausblick auf die Georgian Bay bietet, war über die Jahre sich selbst überlassen worden: Die Holzvertäf­elung rottete vor sich hin, im Inneren machte die

Feuchtigke­it dem Haus schwer zu schaffen. Aaron übernahm den Löwenantei­l bei der Renovierun­g, die nicht viel vom ursprüngli­chen Haus übrig ließ. Es wurde entkernt, auf ein neues Fundament gesetzt und mit neuen Stützbalke­n gesichert. Hohe, gewölbte Decken und Holzbalken kamen zum Vorschein, und heute ist das Strandhaus ein lichtdurch­flutetes Zuhause. Eine neue Isolierung und ein neuer Boiler machen es außerdem energieeff­izienter. Die meisten Wände im Haus sind mit dicken, weiß gestrichen­en Planken aus Pinienholz versehen. Lindsay, die in der Gegend aufgewachs­en ist, könnte nicht glückliche­r sein, endlich am Meer zu leben. „Ich liebe es“, schwärmt sie. „Ich könnte wirklich den ganzen Tag lang aufs Meer schauen und spüren, wie es mich beruhigt.“Ihr Hauptaugen­merk bei der Einrichtun­g? Ohne Zweifel die Dekoration. Eine neutrale Farbpalett­e bildet den Hintergrun­d, vor dem sich die Accessoire­s je nach Jahreszeit und Vorliebe schnell anders arrangiere­n lassen. „Ich orientiere mich nicht so sehr an Trends“, sagt Lindsay. „Ich suche einfach Dinge aus, die mir gefallen, und an denen ich mich nicht so schnell satt sehe.“Klassische, zeitlose Möbel spielen eine große Rolle, außerdem soll alles gemütlich und praktisch sein. „Das Wichtigste für uns als Familie ist: Wir wollen in unserem Haus leben und es nicht nur ansehen“, betont die Designerin. Den größten Spaß hatte Lindsay, als es um die Gestaltung der eigenen Küche ging. „In unserem ehemaligen Haus haben wir unser Esszimmer kaum benutzt, weil wir uns viel lieber in der Küche aufgehalte­n haben“, erzählt sie. Deshalb stand schnell fest, dass die Küche im neuen Zuhause einen besonderen Stellwert und viel Fläche bekommen sollte. Lindsay liebt Weiß über alles, entschied sich aber für drei zusätzlich­e, gedämpfte Farben – ein edles Grau, ein frisches Blau und ein sanftes Grün. „Sie machen das Ganze interessan­ter und verleihen der Küche Charakter“, findet sie. Die Anrichte strich sie mit Tafelfarbe, um da

rauf Einkaufsli­sten, Termine oder charmante Botschafte­n notieren zu können. Die Liebe zum Meer spiegelt sich im ganzen Haus wider: Frisches Blau und Grün, gemixt mit Weiß, verströmen Strandhaus­flair. Kiefernhol­zdielen und Steinböden sind dekorativ und pflegeleic­ht. „Die Jungs rennen ständig mit sandigen Füßen durchs Haus und lassen überall ihre nassen Klamotten fallen“, lacht Lindsay. „Strapazier­fähige Materialie­n haben da einen entscheide­nden Vorteil!“Fast in jeder

Ecke gibt es Hinweise auf die Lage am

Meer: Bilder und Fotos von Segelschif­fen, Korallen, Treibholz und bunt angemalte Holzfische an der Wand. Für Marshalls Zimmer entwarf Aaron extra ein Kojenbett, das an dicken Tauen von der Decke hängt – ein perfekter Ort zum Kuscheln, Abhängen und Schlafen. Das große Wohnzimmer ist der Platz, an dem die ganze Familie relaxen und die Aussicht genießen kann. „Vom Wohnzimmer­fenster aus können wir auf die

Bucht schauen“, freut sich Lindsay. „Wir sind natürlich jedes Wochenende draußen, spazieren am Strand entlang, gehen schwimmen oder machen eine Bootstour mit Freunden. Manchmal setze ich mich auch einfach nur hinunter an den Strand, lasse mir die Wellen um die Füße spülen, blicke auf den Horizont und hänge meinen Gedanken nach. In diesen Momenten bin ich ganz bei mir“, sagt Lindsay. Für sie und Aaron steht fest: Der Kauf und die Renovierun­g des Strandhaus­es war die beste Entscheidu­ng ihres Lebens. „Zugegeben, es war auch eine harte Zeit voller Arbeit und Entbehrung­en, aber all die Mühe hat sich am Ende wirklich mehr als gelohnt!“◆

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Links
 ??  ?? Die Zufahrt zum Haus ist schön grün eingewachs­en und bietet die perfekte Rennstreck­e für Cashs Dreiradtou­ren. Rechts Sand unter den Füßen: Lindsay, Aaron, Marshall und Nesthäkche­n Cash genießen die gemeinsame Zeit am Strand, der direkt vor dem Haus liegt.
Die Zufahrt zum Haus ist schön grün eingewachs­en und bietet die perfekte Rennstreck­e für Cashs Dreiradtou­ren. Rechts Sand unter den Füßen: Lindsay, Aaron, Marshall und Nesthäkche­n Cash genießen die gemeinsame Zeit am Strand, der direkt vor dem Haus liegt.
 ??  ?? HOCH HINAUS Die Leiter führt hinauf zu einem kleinen Gästezimme­r, in dem oft Freunde der Kinder übernachte­n. Weißes Holz bildet die Basis.
HOCH HINAUS Die Leiter führt hinauf zu einem kleinen Gästezimme­r, in dem oft Freunde der Kinder übernachte­n. Weißes Holz bildet die Basis.
 ??  ?? WOHNKÜCHE Die Wand in Sandsteino­ptik und die weiß gestrichen­e, holzvertäf­elte Decke stehen für einen unkomplizi­erten Seaside-Look.
WOHNKÜCHE Die Wand in Sandsteino­ptik und die weiß gestrichen­e, holzvertäf­elte Decke stehen für einen unkomplizi­erten Seaside-Look.
 ??  ?? Links Perfekt aufeinande­r abgestimmt: Der bauchige, hellblaue Lampenfuß nimmt die Farbe aus dem Dekokissen auf. Rechts Der Name ist Programm: Den klassische­n Rattansess­el schmückt ein Kissen mit Statement. An der Wand hängen Glasväsche­n und Familienfo­tos.
Links Perfekt aufeinande­r abgestimmt: Der bauchige, hellblaue Lampenfuß nimmt die Farbe aus dem Dekokissen auf. Rechts Der Name ist Programm: Den klassische­n Rattansess­el schmückt ein Kissen mit Statement. An der Wand hängen Glasväsche­n und Familienfo­tos.
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 ??  ?? Die zartgrün gestrichen­e, faltbare Tür in Lamellenop­tik führt in Lindsays und Aarons Schlafzimm­er.
Die zartgrün gestrichen­e, faltbare Tür in Lamellenop­tik führt in Lindsays und Aarons Schlafzimm­er.
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 ??  ?? Frische Brise: Treibholzm­obile, Holzschild und Fisch holen das Meer von draußen nach drinnen.
Frische Brise: Treibholzm­obile, Holzschild und Fisch holen das Meer von draußen nach drinnen.
 ??  ?? Links Zeitreise: Die Kommode in Marshalls Zimmer stand einst in Lindsays Kinderzimm­er. Blickfang ist der bemalte Holzfisch an der Wand. Rechts Holzvertäf­elte Wände und Decken machen das Schlafzimm­er behaglich, gemusterte Decken und Kissen schaffen Abwechslun­g.
Links Zeitreise: Die Kommode in Marshalls Zimmer stand einst in Lindsays Kinderzimm­er. Blickfang ist der bemalte Holzfisch an der Wand. Rechts Holzvertäf­elte Wände und Decken machen das Schlafzimm­er behaglich, gemusterte Decken und Kissen schaffen Abwechslun­g.

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