Neuer Stil im Ranchhaus
Um einem Ranchhaus aus den 1970er-Jahren zu neuem Leben zu verhelfen, holten sich die Eigentümer Hilfe von Gestaltungsprofis. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Wer an eine Ranch in den USA denkt, hat vermutlich folgende Bilder im Kopf: Kühe, Pferde, zahlreiche Weidezäune und Strohballen. Irgendwie haftet diesen Orten ein „Hauch von gestern“an, das Vorurteil, dass die Zeit auf dem Lande stehen geblieben ist und moderner Zeitgeist vor den Scheunentoren waret. Doch nicht immer passen Vorstellung und Realität zusammen. Als die heutigen Eigentümer dieses Ranchhaus aus den 1970er-Jahren in Kentfield, Marin County, kauften, war es dunkel, feucht und drohte, einen Hügel hinunterzurutschen. Kentfield, eine kalifornische Ortschaft nördlich von San Francisco, ist mit etwa 6.700 Einwohnern tatsächlich von Ländlichkeit geprägt. Dass dies nicht mit altmodischen Klischees behaftet sein muss, beweist das Studio VARA mit dem „Kentfield Residence“-Projekt. Das Interieur war veraltet und musste auf den neuesten Stand gebracht werden. Der bestehende Grundriss sah vor, dass sich die Haupttreppe in der Küche befand, wodurch jedoch der optische Fluss in Richtung Essbereich hin unterbrochen wurde und sich die Küche abgeschnitten, klein und eng anfühlte. Die Lösung war naheliegend: Die Treppe musste entfernt und zur Vorderseite des Hauses verlegt werden. Automatisch wurde die Küche dadurch vergrößert, der Platzbedarf änderte sich jedoch nicht. Auch wurde auf diese Weise ein offener Durchgang zum Essbereich mit Blick auf das Wohnzimmer geschaffen. In Absprache mit den Auftraggebern entschied sich das in San Francisco ansässige Studio VARA dazu, eine vorhandene tiefe Dachtraufe und Überstände rund ums Gebäude komplett zu entfernen – eine effektive Möglichkeit, um Licht ins Domizil zu holen. Passend dazu wurden die Holzdecken weiß gestrichen, um das einfallende Licht zu reflektieren und die Aufmerksamkeit auf die Innenelemente zu lenken. Bei der Inneneinrichtung gab die umfangreiche Kunstsammlung des Hauseigentümers den Ton an. Für das Team von Studio VARA zählte dieser Umstand zu den vielleicht größten Herausforderungen. Während des gesamten Gestaltungsprozesses mussten die optimalen Sichtlinien der Räume bei der Platzierung jedes einzel
nen Objektes erhalten bleiben. Die Möbelauswahl selbst ist eine Klasse für sich. Möbel und Accessoires gehen gleichfalls Hand in Hand mit den Kunstobjekten der Bewohner. So wurde mit den Hausbesitzern an verschiedenen Sonderanfertigungen für jeden einzelnen Raum gearbeitet: Eine übergroße, maßgeschneiderte Sofalandschaft wirkt wie ein Anker an Gemütlichkeit, während ein individueller Webteppich grafische Textur hinzufügt. Ein maschinell bearbeiteter Esstisch aus Aluminium in tiefem Schwarz verleiht dem Esszimmer besondere Dramatik. Der nach Maß gefertigte Frühstückstisch vor der Eckbank in der Küche wurde mit französischen Vintage-Fliesen des Künstlers Roger Capron aus den 1960er-Jahren belegt. Die Sitzecke im Erker verlangte von Anfang an nach Maßarbeit. Auf der passgenauen Holzbank haben Polster mit anthrazitblauem Leinenbezug ihren Platz gefunden. Im Schlafzimmer zieht vor allem das Bett Blicke auf sich. Es besteht aus Walnussholz und folgt einem modernen Design, wodurch das Splintholz des Betthauptes perfekt zur Geltung kommt. Das Team vom Studio VARA weiß: Im Detail liegt der Unterschied. Aus diesem Grund wurde auch der Teppich im Schlafzimmer nach Wunsch gefertigt. Natürliche Brauntöne dominieren neben der Küche auch das Badezimmer, ohne es altbacken wirken zu lassen. Im Gegenteil: Elegante Wandleuchten flankieren filigrane Spiegel, und großzügig anlegte Schränke bieten jede Menge Stauraum, ohne wuchtig anzumuten. Bewusst gewählte Materialien wie Holz erhalten den Ranch-Gedanken, fügen ihm jedoch ein zeitgemäße, warme Note bei. So kamen auch auf der Terrasse im Außenbereich Holzplanken für den Boden und als Grenzeinfassung zum Einsatz. Keine Frage, dieses Ranchhaus vereint auf eine charmante Weise ländliche Ruhe und Harmonie mit modernem Wohnchic. ◆