HISTORIE IN NEUEM LOOK
Wie renoviert man ein altes Gebäude, ohne seinen historischen Charme zu zerstören? Silvie und ihr Mann haben die Herausforderung mit grandiosen Ideen gemeistert.
Silvie und Henning renovierten ein altes
Haus – mit viel Fingerspitzengefühl
Dunkel, im Stil der 1980er-Jahre eingerichtet und überall Terracotta-Böden: So präsentierte sich das Haus Silvie und Henning, bevor sie es kauften. Heute ist es kaum wiederzuerkennen. Weiße Wände, Decken und Möbel sowie große Bodenfliesen aus hellem, französischem Kalkstein im Erdgeschoss sowie weiß geölte Landhausdielen im Obergeschoss erzeugen ein frisches, freundliches Ambiente. Der kleine Anbau, der ehemals die Küche beherbergte, ist dank einer Erweiterung zu einem stattlichen, lichtdurchfluteten Wohnzimmer mit Galerie mutiert, eine riesige Fallschiebetür zur Terrasse hin öffnet den Innenraum nach draußen und ein bodentiefes Rundbogenfenster mit Tür an der Kopfseite lässt zusätzlich Tageslicht einfallen. Die Form erinnert an ein altes Scheunentor, doch Silvie schüttelt den Kopf und erklärt: „Das haben wir bewusst so gestaltet, um die Historie des Hauses zu betonen.“Das war beiden wichtig, als sie beschlossen, das rund 230 Jahre alte Gebäude einer Kernsanierung zu unterziehen. Auch wenn sich die räumliche Aufteilung stark verändert hat, die Fachwerkkunst
ist in sämtlichen Räumen erhalten geblieben. Dort, wo sich einst der Wohnbereich und das Gästezimmer der Vorbesitzer befanden, ist durch die Freilegung des Ständerwerks ein offener Raum mit Küche und Essbereich entstanden, der fließend ins Wohnzimmer im Anbau übergeht. „Unter der Treppe wollten wir ursprünglich einen Schrank einbauen, aber der hätte uns die Sicht in den Anbau versperrt. Die Truhenbank ist ein guter Kompromiss“, erzählt die Hausherrin. Die Kissen mit maritimen Dessins, Schiffslampen über dem Esstisch und andere Accessoires, die subtil eine Seebrise in den modernen Landhausstil wehen, verraten ihre Sehnsucht nach dem Meer. „Ertappt!“, sagt Silvie lachend und fährt fort: „Ja, wir fahren oft an die holländische Nordsee. Meine Mutter ist auf Spiekeroog geboren, es liegt mir also sozusagen im Blut.“Doch nicht nur das. Hier und da begegnet einem auch französische Eleganz oder britischer Chic. „Das liegt vielleicht daran, dass mein Vater Engländer ist und jetzt in Paris lebt, wo ich auch geboren wurde. Außerdem habe ich in Südfrankreich studiert und immer, wenn ich Lavendel sehe, erinnert mich das an die Zeit in der Provence“, erzählt Silvie. Ein Faible für Einrichtungsdetails entwickelte sie jedoch erst, als sie begann, sich mit dem Thema
zu beschäftigen. Daraus entstand dann vor einigen Jahren ihr Online-Einrichtungsshop „White Touch“. Auch wenn die 42-Jährige gerne modern und ohne viele Schnörkel wohnt, ein wenig Nostalgie muss sein. Ein Klostertisch zum Speisen, Badarmaturen im Retro-Stil oder ein alter Melkschemel: Überall finden sich kleine Details, die dem Alter des Hauses Rechnung tragen und gleichzeitig dem Interieur eine besondere Note verleihen. Bereits den dritten Sommer genießt das Paar nun auf seiner im Steingarten eingebetteten Terrasse, umhüllt vom Duft unzähliger Hortensien und Lavendel in rustikalen Körben. Zur Erfrischung gibt es Wasser mit Zitronenscheiben und Minzblättern in Glaskaraffen, und unter dem Sonnenschirm träumt sich Silvie ans Meer, in die Provence oder lebt den Traum ihres wunderbaren Zuhauses. ◆
AUF EINEN BLICK
Lage Das Haus befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen, ruhig und dennoch stadtnah gelegen. Highlights Freigelegtes Ständerwerk und Dachgebälk sorgen für eine luftige Atmosphäre und Gemütlichkeit.